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das gutenberg-komplott

das gutenberg-komplott

Titel: das gutenberg-komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: born
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ernste Sache.«
    »Woher willst du wissen, was ich ernst nehme?«
    Baum richtete sich auf und starrte mit seinen feuchten Augen auf die gegenüberliegende Wand, an der ein Kreuz aus Metall hing; Gutenberg selbst hatte es angefertigt. »Sie hat mein Leben verändert. Sie war der erste Mensch, der sich für mich intere s sierte. Wir haben uns dann häufiger getroffen. Ich schlich mich nachts aus dem Haus, wenn alle schliefen, und ging zu ihr. Oft haben wir nur geredet. Das hatte gar nichts mit deiner Erfi n dung zu tun.«
    »Aber dann hat sie immer mal wieder Fragen nach deinem Beruf gestellt …«
    »Ihr war das wichtig, weil es mit mir zu tun hatte.«
    »Weißt du eigentlich, dass sie alles, was du ihr gesagt hast, sofort aufgeschrieben hat?«
    »Das glaube ich nicht. Allerdings bat sie mich manchmal, kleine Zeichnungen zu machen, damit sie das, was ich erzähle, besser verstand. Es war harmlos, ich habe mir nichts dabei g e dacht.«
    »Das war nie deine Stärke.«
    »Einmal habe ich ein Gießgerät aus der Werkstatt g e schmuggelt, um es ihr zu zeigen.«
    »Jetzt bringe ich dich wirklich um!« Thomas fasste Gute n berg, dessen Gesicht sich dunkelrot färbte, am Arm, aber er b e ruhigte sich schnell wieder.
    »Sie fand das wahnsinnig spannend«, fuhr Hermann Baum mit Unschuldsmiene fort. »Ich musste ihr alles ganz genau e r klären. Sogar für die Mischung der Metalle interessierte sie sich. Aber sie hat das nicht an andere weitergegeben. Vielleicht hat uns jemand belauscht.«
    »Wusstet Ihr, dass Klara noch andere Liebhaber hatte?«, fragte Thomas.
    »Das ist eine Lüge. Wir wollten heiraten.«
    Erneut lachte Gutenberg auf eine Art, die nicht besonders freundlich klang. »Und eine Familie gründen mit süßen kleinen Kindern. Hermann, ich fürchte langsam, dass du die Wahrheit sagst. Ich weiß allerdings nicht, ob ich dir so viel Dummheit verzeihen kann. Es wäre fast leichter für mich, du hättest alles absichtlich getan.«
    »Ihr habt uns immer noch nicht gesagt, warum Ihr in den beiden Nächten, als die Morde geschahen, nicht in Eurer Ka m mer wart?«
    »In der Nacht, als Klara ermordet wurde, war ich in meiner Kammer. Wer etwas anderes behauptet, ist ein Schandmaul und lügt das Blaue vom Himmel herunter. In der Nacht, als Metz starb, war ich tatsächlich unterwegs. Ich war aufgewühlt und verzweifelt über Klaras Tod, ich lief ziellos durch die Gegend. Aber weder ist mir der Baumeister begegnet noch sonst j e mand.«
    »Kam es vor«, fragte Thomas, »dass jemand bei Klara Roth war, wenn Ihr sie besuchtet?«
    »Nein.«
    »Nie?«
    »Nur einmal, als ich sie überraschen wollte, da war der Gol d schmied bei ihr.«
    »Welcher Goldschmied?«
    »Wie heißt er noch gleich? Der Henning! Ich habe draußen gewartet, bis er verschwunden war. Er hat ihr eine Kette g e bracht. So ein Halsband, das hatte sie ihm zur Reparatur geg e ben.«

37.
     
    B
    ologna dachte an den Papst, mit dessen baldigem Tod j e der rechnete. Falls das Kardinalskollegium seinen Mentor zum Nachfolger wählte, stand der Weg für ihn offen. Gar nicht weit von hier, überlegte Bologna, im Niederrhein i schen, gab es die »Brüder vom Gemeinsamen Leben«; sie plädie r ten dafür, die Bibel in der Volkssprache zu lesen. Sie übersetzten den Text eige n mächtig und streuten ihn unters Volk. Angeblich wollten sie die Laienfrömmigkeit fördern. Bisher haben sie w e nig Sch a den angerichtet. Aber sie waren nicht allein, es gab andere, ähnliche Bewegungen. Was geschah, wenn antikirchl i che Schriften zu Tausenden die Runde machten? Ein Fläche n brand drohte, wie ihn die Welt bis dato nicht kannte. So ein Aufstand konnte die Grundfesten der Kirche erschüttern. Die kommenden Jahre werden kritisch, und wir bra u chen einen starken Papst. – Wäre ich der Aufgabe gewachsen?
    Er hatte über seine geheimen Hoffnungen bisher mit ni e mandem gesprochen; keiner hätte ihn ernst genommen, man hätte entweder gelacht oder ihn als größenwahnsinnig bezeic h net. Aber war er das wirklich? Niemand kannte das Potenzial, das in ihm steckte. Schon sein bisheriger Weg hatte etwas Märche n haftes an sich. Hätte sein Onkel ihn nicht damals ins Kl o ster gegeben, lebte er heute wahrscheinlich in Armut. Nur die Ki r che bot einen Weg nach oben. Bologna hatte im Kloster auf der untersten Stufe begonnen und es weit gebracht.
    Er musste zurück nach Rom, aber nicht mit leeren Händen, sondern im Besitz der Erfindung! Seiner Überzeugung nach stand die Welt am Anfang

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