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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Polizeimeisterschaften. Er und Bodrig waren sich im Finale gegenüber gestanden. Es war ein harter Wettkampf gewesen. Vier Runden lang hatten sie beide die Höchstpunktzahl geschossen, bevor im letzten Durchgang beide das Schwarze der Zielscheibe nur um Haaresbreite verfehlten. Beide Einschusslöcher berührten fast identisch den mittleren Ring, aber nach fünfminütiger Beratung wurde Fischer schließlich zum Wettkampfsieger erklärt. Sein Gegner hatte sich wortlos und ohne zu gratulieren abgewandt und war gegangen.
    Bodrig, dachte Daniel. Warum hat mir der Name nichts gesagt? Und warum habe ich ihn nicht erkannt?
    Daniel forschte in seiner Erinnerung, aber alles, was er sah, war eine schemenhafte Gestalt mit Baseballkappe auf dem Kopf und einer verspiegelten Sonnenbrille.
    Wusste Bodrig, dass er sein Gegner von damals war? Bestimmt. Sein ablehnendes Verhalten bei Ihrem ersten Gespräch ließ keinen anderen Schluss zu.
    Na toll, fluchte Daniel stumm. Und der Typ ist jetzt mein Vorgesetzter.
    Das trockene Bellen eines Schusses erklang. Bodrig hatte gefeuert. Kurz darauf zerrissen sieben weitere Schüsse die Stille. Daniel musste sich nicht einmal anstrengen, um das Ergebnis zu erkennen. Volltreffer! Alle acht Schüsse waren ins Schwarze gegangen.
     
     
    Die nächsten zwanzig Minuten schoss Bodrig ohne Unterlass. Daniel wechselte nach jeder Runde die Scheibe aus. Sein Vorgesetzter leistete sich auch weiterhin keinen Fehlschuss und als alle Patronen verschossen waren, konnte er auf ein fast unglaubliches Schießergebnis blicken. Bodrig war gut. Mehr als das, er war der beste Schütze, den Daniel je gesehen hatte.
    Der Geruch von Kordhit zog in dichten Wolken über die Schießanlage. Kein Vogel sang mehr im nahe gelegenen Wald und selbst die Geräusche der nahen Landstraße schienen leiser geworden zu sein. Während Daniel die leeren Patronenhülsen ein sammelte, stellte sich Bodrig neben ihn.
    „Wissen Sie nun wer ich bin?“
    Daniel kniete auf dem Boden und überdachte seine Antwort. Schließlich sagte er: „Ja, ich erinnere mich.“
    „Eine knappe Angelegenheit. Damals in Berlin.“
    „Ja, das war es.“
    „Ich habe die Scheiben heute noch und sehe sie mir manchmal an.“
    Daniel schwieg.
    „Was haben Sie damals zum Wettkampfrichter gesagt, bevor er seine Entscheidung bekannt gegeben hat?“
    Fischer wusste, worauf Bodrig anspielte. Da er bereits ein Jahr zuvor die Polizeimeisterschaften gewonnen hatte, war er zum Wettkampfrichter gegangen und hatte ihm gesagt, er solle seinen Gegner zum Sieger erklären, aber der Mann hatte davon nichts hören wollen und anders entschieden.
    „Ich habe ihn gefragt, wie lange die Sache noch dauert“, log Fischer.
    Bodrigs Augen waren dunkle Seelen voll stillem Zorn. „Das glaube ich Ihnen nicht, aber belassen wir es dabei.“
    Daniel erhob sich und klopfte sich das Gras von der Hose. „Ich muss zurück in die Waffenkammer.“
    Dann ging er ohne ein weiteres Wort.
     
     
    7. Blicke suchten seinen Blick.
     
    „Raus oder rein? Entscheide dich.“
    Daniel blickte auf die Katze hinab, die vor der offenen Terrassentür saß und maunzte. Seit vier Tagen kam und ging das Tier, wie es ihm gefiel. Er hatte es nicht über das Herz gebracht, das Tierheim anzurufen und so musste er sich mit dem Gedanken anfreunden, einen neuen Mitbewohner zu haben. Obwohl er die meiste Zeit mit dem Tier schimpfte, hatte er sich doch an dessen Anwesenheit gewöhnt. Ohne dass er es zugeben konnte, freute er sich, wenn er abends nach Hause kam und die Katze auf der Treppe saß, so als warte sie auf ihn.
    Inzwischen hatte er ein Katzenklo und Streu besorgt, da sich das Tier nachts nicht dazu bewegen ließ, die Wohnung zu verlassen und er das Risiko nicht eingehen wollte, am nächsten Morgen einen Haufen zu finden.
    Fischer sah die Katze noch einmal streng an, aber es half nicht. Er ging in die Küche, öffnete eine Dose Futter und füllte den Wassernapf. Dann zog er die neuen Haushaltshandschuhe aus gelbem Plastik an. Er das Futter auf den Boden stellte und die Katze machte sich gewohnt gierig darüber her. Daniel streichelte sie vorsichtig. Ohne die Handschuhe war seine Furcht vor einem allergischen Ausschlag zu groß. Natürlich war diese Sorge vollkommen unbegründet, denn eine mögliche Allergie hätte sich längst gezeigt, da die Katze nachts in seinem Bett schlief. Nun gut, es war irrational, wie er selbst zugab, aber er konnte nicht anders. Wenn die Katze hier bleiben wollte, musste sie sich an

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