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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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uns beten“, sagte Adam. Und dann sprachen alle die Worte aus längst vergangener Zeit.
     
     
    8. Achtzehn Monate war ich nicht hier.
     
    Zehn Tage waren vergangen und Daniel begann, sich an sein neues Leben zu gewöhnen. Jeden Morgen stand er kurz nach sechs Uhr auf, machte Dehnübungen vor der offenen Terrassentür, um seinen Körper nach den Monaten des Nichtstuns wieder geschmeidig zu machen. Nach der Gymnastik duschte er ausgiebig und rieb seine Haut mit einer speziellen Creme ein, damit das Narbengewebe weich blieb. Duschen und Eincremen war wegen seines fehlenden Unterschenkels eine mühselige Angelegenheit und ließ sich nur im Sitzen bewältigen, aber nach und nach kam er immer besser mit seiner Behinderung zurecht.
    So gegen sieben Uhr fütterte er die Katze und ließ sie hinaus in den Garten, bevor er sich auf den Weg nach Hellstadt machte. Die Neugier seiner Kollegen hatte merklich nachgelassen. Inzwischen hatten sie ihn alle ausgiebig angestarrt und der Reiz des Neuen war verflogen. Zwar spürte Daniel noch immer forschende Blicke, aber die Zeitdauer des Gaffens hatte stark abgenommen. Einige seiner Kollegen grüßten ihn nun, wenn er morgens in der Kantine seinen Kaffee trank oder zum Mittagessen kam. Mit manchen von ihnen hatte er in der Waffenkammer unverbindliche Unterhaltungen geführt, wobei beide Seiten ein bestimmtes Thema vermieden.
    Bodrig war nicht mehr in der Waffenkammer aufgetaucht und bei den täglichen Übungen auf dem Schießplatz war er nur selten anwesend. Falls er doch anwesend war, hielt er sich abseits der Ausbildungsgruppen und beobachtete schweigend das Schießen.
    Hüger und Zahner erwiesen sich als umgängliche Kollegen. Zwar redete Christoph Zahner den ganzen Tag über Waffen und Munition, aber Daniel hatte erkannt, dass er viel von ihm lernen konnte und so hörte er aufmerksam zu, wenn Zahner die Waffen und ihre Einsatzmöglichkeiten beschrieb. Hüger war nach wie vor ein mürrischer Zeitgenosse. Er sprach nur wenig, wurde nie persönlich und gab ruhig seine Anweisungen. Wenn Zahner sich einmal nicht in der Waffenkammer aufhielt, setzte sich Hüger zu Daniel und sie arbeiteten schweigend, ohne einander mit sinnlosem Geplauder auf die Nerven zu gehen.
    Langsam begann Daniel Gefallen an seinem neuen Leben zu finden. Die Tage vergingen ohne Aufregung. Seine Arbeit war interessant und der Umgang mit Menschen tat ihm gut.
    Heute allerdings war er ein wenig aufgeregt. Seine erste Therapiestunde mit Velten stand an. Fischer saß im Wartezimmer. Mit feuchten Händen wartete auf einem modernen, aber unbequemen Stuhl darauf, dass man ihn ins Besprechungszimmer rief.
    Zwei Minuten später ging die Tür auf und ein schlanker Mann, Ende vierzig oder Anfang fünfzig, kam auf ihn zu. Veltens Lächeln war aufrichtig, als er ihm die Hand entgegenstreckte.
    „Guten Morgen, Herr Fischer.“
    „Guten Morgen.“
    Velten hatte kurze, schwarze Haare, dunkle Augen und ein sonnengebräuntes Gesicht. Auf Daniel wirkte er mehr wie ein Fitnesstrainer und weniger wie ein Therapeut. Trotzdem war ihm der Arzt auf Anhieb sympathisch.
    „Gehen wir rein“, schlug Velten vor.
    Daniel betrat einen Raum, in dem ein großes schwarzes Sofa und ein bequem aussehender schwarzer Lederstuhl dominierten. Rechts von der Tür stand ein Schreibtisch mit Computer und überdimensional großem Monitor. In Regalen an der Wand reihten sich medizinische Fachbücher aneinander und strahlten Kompetenz aus. Die Sohlen von Fischers Turnschuhen quietschten auf dem Parkettboden, während er das Zimmer durchschritt, um sich anschließend auf das Sofa zu setzen. Velten nahm in dem Lederstuhl Platz. Er rutschte wie ein kleiner Junge mit dem Hintern hin und her, bis er eine bequeme Stellung gefunden hatte. Dann schlug er die Beine übereinander und sah Fischer direkt an.
    „Ich freue mich, Sie persönlich kennenzulernen“, sagte er. „Dr. Neever hat mir Ihre Unterlagen geschickt.“
    „Dann wissen Sie Bescheid?“, fragte Daniel.
    „Nur in groben Zügen. Ich mache mir gerne selbst ein Bild.“ Er hob entschuldigend die Hände. „Das soll keine Abwertung der Arbeit meines Kollegen sein, aber ich handhabe es immer so.“
    Daniel fuhr sich verlegen durch die Haare. „Wie werden diese Sitzungen vonstatten gehen?“
    „Nun, im Großen und Ganzen werden sich unsere Gespräche natürlich um die Ereignisse vor achtzehn Monaten drehen. Ich bin aber offen für jedes Thema. Wir können über alles sprechen, was Ihnen auf dem Herzen

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