Das Hades Labyrinth (German Edition)
die Handschuhe gewöhnen.
Nachdem das Tier versorgt war, ging Daniel in sein Büro und schaltete den Computer ein. Während der Rechner hochfuhr, betrachtete Daniel den Stapel Ausdrucke neben der Tastatur. Inzwischen hatte er Tausende von Internetseiten durchforstet, die sich mit Adam und den Vorfällen vor achtzehn Monaten beschäftigten. Er hatte sämtliche Zeitungsmeldungen von damals gelesen, in Archiven gewühlt und nun glaubte er auf dem neuesten Stand zu sein, doch Adam blieb verschwunden.
Nach seiner Flucht aus dem unterirdischen Labyrinth hatte die Polizei eine Hundertschaft schwer bewaffneter Beamte in den Untergrund geschickt. Suchhunde waren eingesetzt worden. Aber alles, was man gefunden hatte, waren abgeerntete Drogenfelder gewesen, die keinen Hinweis darauf gaben, wo Adam und seine Jünger geblieben waren. Sämtliche Spuren verliefen im Nichts oder in Höhlen, die Sackgassen bildeten und aus denen es kein Entkommen gab. Es war ein Rätsel.
Zwar bemühten sich die Behörden auch weiterhin, Adams Identität zu lüften und sein Versteck zu finden, aber nach anderthalb Jahren war die Aussicht, seiner habhaft zu werden, nur noch gering. Um Adam war es still geworden. Seine Drogen waren vom Markt verschwunden und wenn da nicht die zwei toten Beamten und ein verstümmelter Polizeikommissar gewesen wären, konnte man glauben, es habe ihn nie gegeben.
Daniel zweifelte allerdings keinen Augenblick daran, dass Adam irgendwo da draußen lauerte. Er hatte sich zurückgezogen. Vielleicht war ihm ein Teil seiner Macht geraubt worden, aber es gab ihn noch und er würde sein Ziel weiterfolgen. Welches Ziel es auch immer sein mochte. Fischer dachte viel über ihn nach. Er rief sich jedes Wort in Gedanken, das Adam zu ihm gesagt hatte. Sein Geist beschwor das Bild dieses unförmigen, nackten Mannes mit den zahllosen Tätowierungen. Adam war ein Mensch, der glaubte, eine Mission zu haben. In seinen Augen war ein Fanatismus gestanden, der weit über das Streben nach Reichtum eines normalen Drogendealers hinausging. Adam wollte Macht. Aber warum will er diese Macht?, dachte Daniel. Was ist sein Ziel?
Die Bildschirmoberfläche des Monitors hatte sich vollständig aufgebaut und Daniel begann wie jede Nacht seine Suche, die ihn bis zum Morgengrauen beschäftigen würde.
Ich werde dich finden, dachte er. Ich finde dich.
Adam saß in mitten seiner Jünger und sang mit ihnen das Lied, das er sie gelehrt hatte. Sie sangen es in der alten Sprache, deren Worte außer ihm niemand verstand. Die nackten Körper schwangen im Rhythmus vor und zurück, während der Klang ihrer Stimmen durch die Höhle wanderte und zu einem fernen Echo wurde. Alle hielten die Augen geschlossen. Adam hatte seinen Geist geöffnet, um die Ausstrahlung des Mannes zu empfangen, der neben ihm saß.
Er nannte sich selbst Gabriel. Adam kannte seinen richtigen Namen nicht und er war ihm auch egal. Gabriel drohte zu einer Gefahr für die Gemeinschaft zu werden. Der hagere Mann mit dem faltigen Gesicht, das ihn älter als seine dreißig Jahre wirken ließ, hatte sich zu einem Unruhestifter entwickelt. Adam vermutete hinter Gabriels Aufsässigkeit das Streben nach einer neuen Position in ihrer bestehenden Hierarchie. Gabriel wollte mehr als nur ein Mitläufer sein.
Vielleicht will er sogar meinen Platz, sinnierte Adam.
Er machte sich zwar keine Sorgen wegen der Ambitionen des kleinen Mannes, aber jeder Stein konnte eine Lawine auslösen und es war besser, ihn im Auge zu behalten. Gabriel hatte begonnen, hinter seinem Rücken gegen ihn zu agieren. Regelmäßig beobachtete Adam, wie er mit kleinen Gruppen oder einzelnen Personen in Nebenhöhlen verschwand und erst nach Stunden wieder auftauchte. Die Stimmung innerhalb der Gruppe hatte sich merklich verändert und immer mehr seiner Jünger trugen einen missmutigen Ausdruck im Gesicht. Der Drogenkonsum war deutlich zurückgegangen, ein Umstand, den Adam ebenfalls Gabriel anlastete, der ein entschiedener Gegner des Rauschgiftes war.
Und da war noch etwas. Gabriel schien nach Blut zu lechzen. Er forderte bei jeder Versammlung das Ritual zu wiederholen, mit dem sie sich auf den großen Tag der Wiedergeburt vorbereiteten, doch Adam konnte niemanden zur Oberfläche schicken, der neue Opfer besorgte. Noch war nicht genug Zeit vergangen. Noch war das Risiko entdeckt zu werden enorm. Der Gesang endete und Adam bemerkte, dass er die letzten Worte nicht mitgesungen hatte. Blicke suchten seinen Blick.
„Lasst
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