Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
Vom Netzwerk:
stieg seine Speiseröhre hinauf und ließ ihn schlucken. Er zwang sich die Angst zu ignorieren und konzentrierte sich auf den Rücken seines Vordermannes.
    Während die Schlange vorrückte ließ seine Anspannung langsam nach und als er schließlich seinen gefüllten Teller auf das Tablett stellte, verspürte er zu seiner Überraschung sogar Hunger. Hüger, Zahner und er setzten sich an einen Tisch in der hinteren Ecke des Saales. Christoph machte sich sofort heißhungrig über seine Mahlzeit her, während Bernhard Hüger nachdenklich in seinem Essen herumstocherte. Plötzlich sagte er zu Daniel: „Warum sind Sie hier?“
    Es war das erste Mal, dass ihn sein Vorgesetzter privat ansprach. Bisher hatten sich Hügers Worte stets darauf reduziert, ihm berufliche Anweisungen zu geben. Daniel ließ seine Gabel auf den Teller sinken.
    „Warum fragen Sie?“
    Hüger sah ihn direkt an. „Ich weiß, dass Sie früher beim Rauschgiftdezernat waren und ich frage mich, wie ein Polizeikommissar in die Waffenkammer des SEK kommt? Das ist nicht ihr Job. Sie sind total überqualifiziert. Außerdem reichen zwei Mann für die Arbeit.“
    Daniel klopfte mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand gegen seine Wange. „Das ist der Grund.“
    „Erklären Sie es mir.“
    Fischer zögerte. Aus dem Augenwinkel nahm er wahr, dass Zahner mit dem Kauen aufgehört hatte und gebannt auf seine Antwort wartete.
    „Mit diesem Aussehen kann ich nicht mehr im Außendienst arbeiten und auf einen Bürojob habe ich keinen Bock.“
    „Und so sind Sie zum SEK gekommen?“
    „Mein ehemaliger Vorgesetzter hat den Kontakt hergestellt.“
    „Sie sind Polizeikommissar, das bedeutet, Sie haben noch immer Ihre alte Besoldungsstufe, obwohl Sie nur Dienst in der Waffenkammer schieben.“
    „Stört es Sie?“
    Hüger zögerte kurz. „Nein.“
    „Dann lassen wir es dabei.“
    Der Rest der Mittagspause verlief in einem unangenehmen Schweigen. Als Daniel zurück in die Waffenkammer marschierte, grübelte er darüber nach, ob die Sache hier überhaupt Sinn machte. Vielleicht sollte er alles hinschmeißen und sich krankschreiben lassen. Bei diesem Gedanken fiel ihm ein, dass er sich noch nicht bei seinem neuen Therapeuten gemeldet hatte. Velten wartete bestimmt schon auf seinen Anruf. Zwar war Daniel nicht danach in endlosen Sitzungen über Dinge zu sprechen, über die er gar nicht sprechen wollte, aber wenn er die Therapie vernachlässigte, würde Neever seine verschreibungspflichtigen Medikamente gegen ihn als Druckmittel einsetzen. Keine Therapie, keine Beruhigungstabletten. Ein einfacher, sauberer Deal, der nur einen Nachteil hatte – er musste sich fügen.
     
     
    Als er die Waffenkammer betrat, musste er feststellen, dass Kommandoführer Bodrig am Ausgabetresen stand und ihn offensichtlich erwartete. Hüger und Zahner tranken noch einen Kaffee in der Kantine und Daniel war nicht wohl dabei mit Bodrig allein zu sein.
    „Haben Sie den Schlüssel?“ Bodrig deutete auf das abgeschlossene Stahlgitter, das die Waffen vor unberechtigtem Zugriff sicherte.
    „Ja.“
    „Dann geben Sie mir eine P7.“
    Daniel öffnet das Gitter und klappte es auf. Er nahm eine achtschüssige Heckler Koch Pistole heraus, die Standardwaffe der Polizei, und reichte sie Bodrig.
    „Munition“, verlangte Bodrig.
    „Wie viel Schuss?“
    „Eine Packung sollte reichen.“
    Fischer gab ihm eine Patronenschachtel. Anschließend füllte er den Anforderungsbogen aus und ließ ihn von Bodrig unterschreiben. Bodrig öffnete eine mitgebrachte schwarze Sporttasche aus schlichtem Nylon und ließ die Waffe samt Patronen hineinfallen.
    „Gehen wir.“
    „Was?“, fragte Daniel verblüfft.
    „Sie kommen mit.“
    „Wohin?“
    „Auf den Schießstand natürlich.“
    „Aber ich muss hier warten, bis Hüger und Zahner zurück sind.“
    „Quatsch. Schließen Sie alles ab und jetzt genug geredet. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
     
     
    Bodrig hatte die Waffe geladen und stand breitbeinig mit zusammengekniffen Augen auf der Schießbahn und fixierte das in fünfzehn Metern Entfernung stehende Ziel. Die Sonne schien in Daniels Gesicht. Ein leichter Wind wehte. Er hatte das Gefühl, diese Szene schon einmal erlebt zu haben. Bodrigs Gestalt, die sich vor dem nahe liegenden Wald, wie ein schwarzer Scherenschnitt abhob, seine Art, die Knie zu beugen und mit gestreckten Armen zu zielen, das alles kam ihm merkwürdig bekannt vor. Und dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Blitzschlag. Berlin, die

Weitere Kostenlose Bücher