Das Hades Labyrinth (German Edition)
deutsch
Letzte Anschrift: unbekannt
Als Daniel Adams Daten las, entrang sich ihm ein unterdrückter Schrei. Alles passte. Adams wahrscheinlicher letzter Wohnort lag nur siebzig Kilometer von Lichtenfels entfernt, wie ein Blick auf die Landkarte ergab. Die Distanz zu seinem Geburtsort Kleinwestdorf betrug cirka neunzig Kilometer, allerdings in anderer Richtung. Auf einer direkten Verbindungslinie lag Lichtenfels ungefähr in der Mitte zwischen beiden Orten.
Daniel zitterte, als er den Befehl zum Ausdrucken gab. Er nahm das Blatt Papier und faltete es, bevor er es in der Jackentasche verschwinden ließ. Dann ging er mit schnellen Schritten aus dem Büro.
Als er nach Hause kam, saß Sarah, seine Exfrau, auf der Treppe und wartete auf ihn. Sie erhob sich, als er die Stufen von der Tiefgarage hinaufstieg und reichte ihm die Hand. Daniel konnte ihre Unsicherheit spüren und er sah das Flattern ihrer Augenlider, eine nervöse Geste, ein Tick, der sie immer befiel, wenn sie aufgeregt war.
„Hallo Daniel.“ Ihre Stimme hatte noch immer diesen sanften, rauchigen Klang, den er früher so sinnlich gefunden hatte. Jetzt war ihre Stimme ein Messer, das durch seine Eingeweide fuhr und er wusste, tief innen drin liebte er sie noch immer.
„Hallo Sarah“. Er schluckte trocken und hoffte, dass sie es nicht bemerkte.
„Ich... ich war... in der Gegend. Da dachte ich, ich schaue mal nach, wie es dir so geht.“
Die Narben in seinem Gesicht verschoben sich. Rosafarbene Linien wurden härter, als er die Zähne zusammenpresste.
„Was denkst du denn, wie es mir geht?“ Er stieß die Worte aus und wusste im gleichen Moment, wie verletzend seine Antwort war. Ihr Kopf senkte sich.
„Ich verstehe, dass du mich hasst“, meinte sie mit bebenden Lippen. Sie blickte zu Boden, aber er sah die einzelne Träne, die fast verloren wirkend ihre Wange hinab zum Kinn lief. „Denkst du, du kannst mir irgendwann verzeihen?“
„Es gibt nichts zu verzeihen“, sagte er tonlos. „Wir leben jetzt verschiedene Leben und es ist gut so, wie es ist.“
„Aber wir können doch Freunde sein?“
Sein Lachen war ein Ächzen der Qual. „Nein, wir können keine Freunde sein. Wir waren Liebende und nun sind wir Fremde. Ich erkenne dich nicht und du erkennst mich nicht. Sieh mich an.“ Sie hob den Kopf und blickte ihm direkt in die Augen. „Bin ich der Daniel, den du kanntest? Bin ich der Mann, in den du dich vor vielen Jahren verliebt hast? Schau’ genau hin und sag mir, was du siehst.“
„Ja, du hast dich verändert“, gab sie zu. „Aber es ist nicht dein Aussehen, was dich zu einem anderen macht. In deinen Augen ist eine Härte, die früher nicht da war und außer Hass auf alles und jeden scheinst du keine Gefühle mehr zu kennen. Es war ein Fehler, hierher zu kommen. Bitte verzeih mir.“
Sie drehte auf dem Absatz um und ging die Treppe hinunter. Die Haustür ins Schloss fiel. Daniel wollte ihr nachrufen, wollte sie bitten zu bleiben und sei es nur für eine kleine Weile.
15. Niemand hatte Kontakt.
Die ganze Nacht über hatte sich Daniel, ohne Schlaf zu finden, unruhig im Bett gewälzt. Dementsprechend müde machte er sich auf den Weg nach Hellstadt. Am liebsten wäre er sofort nach Bresnach gefahren, um dort Adams Spur aufzunehmen, aber nachdem er am gestrigen Tag keinen Dienst versehen hatte, erschien es ihm sinnvoller, seine Arbeit in der Waffenkammer zu erledigen, bevor es Ärger gab. Er war so dicht an seinem Ziel, dass es auf einen Tag mehr oder weniger nicht ankam.
Hüger begrüßte ihn mit einem freundlichen Lächeln, als er die Waffenkammer betrat. Christoph Zahner grinste nur breit und nickte mit dem Kopf. Beide schienen etwas zu vermuten, aber Daniel war sich sicher, dass ihre Gedanken in die falsche Richtung gingen.
Der Rest des Tages verteilte sich auf endlos wirkende Stunden. Daniel fiel es schwer, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren und als es schließlich 16.00 Uhr war, räumte er seinen Platz auf und verschwand mit einem kurzen Gruß.
Die Fahrt nach Bresnach verlief problemlos. Daniel fuhr einen Teil der Strecke über die Autobahn, bevor er auf eine malerische Landstraße abbog, die ihn durch dichte Wälder führte. Schließlich lichteten sich die Bäume und machten einer weiten Ebene Platz. Die Straße brachte ihn mitten in eine moderne Kleinstadt und Daniel las überrascht auf einem Schild, dass er sich nun fast elfhundert Meter über dem Meeresboden befand. Der lang gezogene Anstieg
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