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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Obstler auf meine Rechnung.“
    Die Frau verschwand hinter der Theke und stellte kurz darauf sein Bier vor ihm ab. Danach brachte sie drei gefüllte Schnapsgläser zum Stammtisch. Daniel sah, wie sie erklärte, wer der Spender sei. Die Männer wandten sich zu ihm um und winkten ihn zu ihrem Tisch heran. Fischer nahm sein Glas und ging hinüber.
    „Guten Abend“, sagte er, als einer der Männer einen Stuhl zurechtrückte und ihm einen Platz anbot. Die Bauern hoben ihre Gläser und stießen mit Fischer an. Sie hatten früh gealterte, aber freundliche Gesichter, deren natürliche Bräune von einem Leben in der freien Natur zeugte. Alle drei waren Ende Fünfzig oder Anfang Sechzig und sahen sich so ähnlich, dass sie durchaus Brüder sein konnten. Gedrungener Körperbau mit breiten Schultern, graue Haare, die nun ins Weiß übergingen und schwielige Hände.
    „Mein Name ist Eberhard Traut“, stellte sich der Mann links von Daniel vor. „Das sind Hermann und Willy Lautenschlager.“
    Daniel reichte jedem die Hand. „Daniel Fischer.“
    „Was treibt Sie in die Gegend?“, wollte Eberhard wissen. Seine kleinen, klugen Augen forschten in Fischers Gesicht, aber er sprach ihn nicht auf die Entstellungen an.
    Daniel entschied sich, es mit der Wahrheit zu probieren. Hier auf dem Land zählte die Polizei noch etwas und er konnte sich nicht vorstellen, dass einer der Anwesenden in Lichtenfels anrief, um die Rechtmäßigkeit seiner Fahndung zu überprüfen.
    Fischer zückte seinen Dienstausweis und legte ihn offen vor sich auf den Tisch. „Ich suche einen Mann. Einen Kriminellen namens Adam Tepes.“
    Schweigen. Dann sagte Eberhard: „Den Mann kenne ich nicht, aber der Name sagt mir etwas.“
    „Tepes?“ fragte Willy Lautenschlager in die Runde. „Haben die nicht auf dem Maurerhof gewohnt, bevor sie weggezogen sind?“
    Sein Bruder Hermann nickte. „Die kamen kurz nach dem Krieg. Ich glaube aus Siebenbürgen. Haben immer so ein komisches Deutsch gesprochen, so eine Art gedehnter Singsang.“ Er imitierte die Sprechweise. „Er hat in der Stadt in einer Maschinenfabrik gearbeitet und sie hat den Hof geführt. Nette Leute, aber früh gestorben.“
    Offensichtlich sprachen die Männer von Adams Großeltern. „Was ist mit Nikolai Tepes?“
    „War hier auf der Grundschule im Dorf, später bestimmt auf dem Gymnasium in der Stadt.“
    „Und Sie?“
    „Das Mädchen hatte irgendeine Krankheit, lief selbst im Sommer total dick eingepackt herum und trug ein Tuch vor dem Gesicht. Sie sind weggezogen, nachdem ihre Eltern gestorben sind. Es hieß, sie wäre schwanger gewesen und hätte ein Kind bekommen, aber genaues weiß man nicht.“
    „Ihre Eltern?“, wiederholte Daniel. „Das verstehe ich nicht. Ich dachte, es waren seine Eltern. Wann haben die beiden eigentlich geheiratet?“
    Verblüffung stand auf den Gesichtern geschrieben.
    „Geheiratet?“, echote Eberhard. „Quatsch, das waren doch Geschwister.“
     
     
    Daniel fühlte sich vor den Kopf geschlagen. Es war da gewesen, hatte die ganze Zeit vor seinen Augen gelegen und er hatte es nicht wahrgenommen.
    Nikolai und Irina waren Bruder und Schwester. Er zog den Computerausdruck aus seiner Jackentasche. Da stand es schwarz auf weiß. Beide hatten den gleichen Geburtsort in Rumänien und er hatte geglaubt, da hätten zwei Menschen geheiratet, die aus der alten Heimat stammten, wie es bei Spätaussiedlern so oft der Fall war. Russendeutsche heirateten Russendeutsche. Deutschpolen ehelichten andere Deutschpolen.
    Der entscheidende Hinweis war der fehlende Geburtsname von Irina Tepes, denn ihr Geburtsname war Tepes. So einfach war das.
    Und was hatte er im Internet über ihre Krankheit gelesen?
    Porphyria erythropoetica congenita war ein erbliche Krankheit, die fast nur bei Verwandtenehen auftrat. Es war so simpel, dass es schon fast zum Schreien war. Adam war das Kind einer inzestuösen Beziehung. Wahrscheinlich hatten die beiden auch nie geheiratet. Wozu auch? Sie trugen den gleichen Familiennamen und jedermann würde davon ausgehen, dass sie Mann und Frau waren. Nun ergab auch die Tatsache einen Sinn, warum Nikolai und Irina kurz nach Adams Geburt fortgezogen waren. Sie wussten, früher oder später würde die Frage nach dem Vater des Kindes gestellt werden. Da es auf diese Frage keine Antwort geben konnte, würden Gerüchte den Lauf machen. Die Tepes’ waren fortgegangen, bevor es soweit kommen konnte. In Bresnach hatte sich niemand gewundert. Jedermann hatte von

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