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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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hatte ihn getäuscht. Daniel fuhr durch ein Wintersportgebiet, von dem im Moment allerdings nur die zahlreichen Lifte zeugten, deren Stahlskelette die Hänge hinaufkletterten. Im Geschäftszentrum entdeckte Fischer eine Bushaltestelle, die neben dem Fahrplan auch einen Ortsplan bereithielt. Der Herderweg war darin eingezeichnet und nachdem er mehrfach abgebogen war, las er auch das Straßenschild. Die Hausnummer 1 war das letzte Gebäude einer Reihe von schmucken Einzelhäusern. Gepflegte Vorgärten und betonierte Hofeinfahrten säumten die Sackgasse, als Fischer parkte und langsam auf das Haus zuging.
    Daniel bemerkte auf den ersten Blick, dass Nummer 1 verlassen war. Die dunkelbraun gestrichenen Fensterläden waren geschlossen. Unkraut wucherte in der Hofeinfahrt und der Rasen vor dem Haus sah aus, als wäre seit Jahren nicht gemäht worden. Obwohl der Briefkastenschlitz mit einem Klebeband zugeklebt war, stapelten sich Wurfsendungen davor, die der Regen aufgeweicht hatte.
    Daniel versprach sich zwar nichts davon, aber er öffnete trotzdem das niedrige Gartentor und ging über ehemals weiße Steinplatten, die inzwischen von Moos bewachsen waren, den Weg zum Haus hinauf. Das Klingelschild war verdreckt, der Name des Eigentümers kaum noch lesbar. Daniel drückte den Klingelknopf, hörte aber nicht, ob die Glocke auch funktionierte. Zwei Minuten lang stand er unschlüssig da, dann wandte er sich ab und ging zurück zu seinem Wagen.
    Er wollte gerade einsteigen, als er hinter dem Fenster eines Nachbarhauses eine Bewegung wahrnahm. Der Vorhang wurde beiseite geschoben und eine alte Frau um die Achtzig öffnete das Fenster. Sie lehnte ihren Oberköper hinaus und starrte Daniel an.
    „Guten Abend“, sagte Daniel höflich.
    Die Alte erwiderte seinen Gruß mit starkem bayrischen Dialekt, dann fragte sie unverblümt: „Suchen Sie jemand?“
    Fischer deutete auf das Haus. „Die Familie Tepes, aber so wie es aussieht, wohnen sie nicht mehr hier.“
    „Die Eltern sind schon vor Jahren gestorben. Seitdem steht das Haus leer. Eine Schande.“
    „Was ist mit dem Sohn?“
    Sie zuckte die Schultern. „Der ist kurz nach der Beerdigung weg. Ich habe ihn nie wieder gesehen. Komischer Kerl.“
    „Warum sagen Sie das?“
    „Hier in der Straße haben sich alle vor ihm gefürchtet. Er war groß wie ein Ochse und hatte keine Haare auf dem Kopf. Ich glaube, er war krank, denn man musste schon Glück haben, um ihn zu Gesicht zu bekommen.“
    „Wissen Sie an welcher Krankheit er litt?“
    Die Miene der Alten verkniff sich zu einem misstrauischen Ausdruck. „Warum wollen Sie das wissen?“
    Daniel trat näher und zückte seinen Dienstausweis. „Ich bin von der Polizei.“
    „Aha, ich wusste immer, dass mit denen etwas nicht stimmt.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Der Herr Tepes war immer sehr freundlich, wenn man ihm begegnete, aber seine Frau hat man nie gesehen. Nicht einmal beim Einkaufen. Und der Sohn, wie gesagt, der war etwas unheimlich.“
    „Ist er jemals auffällig geworden oder hat er Schwierigkeiten mit der Polizei gehabt?“
    „Nein, nein, so war er auch wieder nicht. Es war seine Art zu gehen, die hatte etwas Bedrohliches. Tagsüber hat man ihn kaum gesehen, aber im Dorf erzählte man sich, dass er nachts um die Häuser schlich.“
    „Wissen Sie wo er hingezogen ist?“
    Die Frau schüttelte energisch den Kopf. „Nein, und ehrlich gesagt, will ich es auch nicht wissen. Alle hier in der Straße sind froh, dass er weg ist.“
    „Gibt es jemanden, der mir vielleicht weiterhelfen kann?“, fragte Daniel.
    Wieder das Kopfschütteln. „Niemand hatte zu den Leuten Kontakt. Ich bin eine alte Frau und habe nicht viel zu tun, deswegen habe ich die Tepes’ manchmal gesehen. Ich meine ihn und den Sohn, sie hat das Haus nie verlassen, aber die Nachbarn hier... Nein, von denen kann ihnen keiner etwas sagen.“
    „Sie haben gesagt, sie glauben, der Sohn wäre krank gewesen.“
    „Ja, er sah nicht gut aus. Bleich und mit so merkwürdigen Narben um die Augen herum.“ Ihre Stirn legte sich in Falten. „Auch sein Mund und seine Nase sahen seltsam aus. Krustig, als würde er ständig daran herumkratzen.“
    Fischer dachte er nach. Alles passte. Inzwischen waren auch die letzten Zweifel ausgeräumt. Er hatte Adam gefunden. Die Beobachtungen der Alten bestätigten es ohne Wenn und Aber. Zwar wusste er nun, wo Adam gelebt hatte, aber er hatte keinen Hinweis darauf bekommen, wo er sich jetzt aufhielt oder sich in den letzten

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