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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Als ich das erste Mal nach langer Zeit wieder vor Radu stand, hasste ich ihn. Während ich verkrüppelt und ausgehungert, in zerfetzten Lumpen und stinkend, mich vor dem Sultan verneigte, saß Radu auf einem gepolsterten Stuhl, eingehüllt in feinste Stoffe, Lippen und Augen geschminkt, wie eine der zahlreichen Huris’, die den Sultan umgaben. Radu lächelte nicht, als er mich sah. Seine, mit Kohle umrandeten Augen, blickten mich misstrauisch an und ich begriff, dass er sich meinetwegen Sorgen machte.
    Erst später sollte ich erfahren, dass meine Freilassung aus dem Kerker kein Akt der Gnade war. Der ungarische König Hunyadi und sein Verbündeter Wladislaw II. aus der Walachei hatten die Bojaren und die Untertanen meines Vater aus Tîrgoviste dazu angestachelt, sich gegen unsere Herrschaft zu erheben. Meinen älteren Bruder Mircea hatte man lebendig begraben, meinen Vater ermordet, zerstückelt und sein Fleisch den Hunden vorgeworfen. Sultan Murad wollte den verwaisten Thron der Walachei nun mit einem von uns Brüdern besetzen und diese Audienz war nichts anderes, als der Versuch herauszufinden, wer von uns beiden die willigere Marionette abgeben würde. Murad hatte dies von Anfang an geplant. Aus diesem Grund waren Radu und ich einer unterschiedlichen Behandlung unterworfen worden, die dennoch dem gleichen Zweck diente, unseren Willen zu brechen. Ich begriff, dass Murad seine Finger beim Tod meines Vaters und meines Bruders Mircea im Spiel gehabt haben musste und mein Hass flammte auf, wie die Feuer der Scheiterhaufen, auf denen mein Vater seine politischen Gegner hatte verbrennen lassen. Aber ich ließ es mir nicht anmerken und neigte stets ehrfürchtig das Haupt, wenn der Sultan zugegen war. Dennoch muss er etwas in meinem Blick entdeckt haben, was ihn an ein wildes Tier erinnerte, denn er bestimmte Radu zum Thronfolger. Als ich seine Entscheidung vernahm, floh ich vom Hof in Gallipoli in meine alte Heimat zurück, die ich so viele Jahre nicht gesehen hatte.
     
     
    21. Riesige Insekten
     
    20.03 Uhr
     
    Die Männer standen am aufgebrochenen Eingang zu den unterirdischen Tunneln. Aufgestellte Strahler beleuchteten eine unheimlich wirkende Szenerie. Bauschutt lag in großen Haufen herum, neben denen Bereitschaftspolizisten standen und den Zugang bewachten.
    Die Teammitglieder hatten ihre komplette Ausrüstung angelegt und sahen mit den schwarzen Sturmhauben, den Helmen und teilweise in die Stirn geschobenen Nachtsichtgeräten aus wie eine Gruppe riesiger Insekten, die sich daran machten, ein Nest zu stürmen. Und so ähnlich war es ja auch.
    Bodrig rief das Einsatzkommando zu sich. Mit knappen Worten fasste er nochmals ihre Aufgabe zusammen. Reingehen, den oder die Entführer aufspüren, die Geisel befreien und das ganze möglichst ohne Schusswaffengebrauch.
    Fischer grinste freudlos hinter dem Stoff seiner Sturmhaube. Möglichst ohne Schusswaffengebrauch. Adam Tepes war ein Verrückter, der einen Haufen anderer Verrückter anführte, die derartig mit Drogen vollgeknallt waren, dass man von Glück reden konnte, wenn es gelang, auch nur einen von ihnen lebend zu fassen.
    Schließlich gab Bodrig das Einsatzsignal und die Männer gingen einzeln durch die aufgebrochene Öffnung in der Wand. Alle Mitglieder des Teams schalteten ihre Helmscheinwerfer und die Lampen an ihren Waffen an. Das Dunkel wurde von den scharf geschnitten Lichtstrahlen nur mühselig erhellt und Daniel hatte schon nach wenigen Metern das Gefühl, durch einen nachtschwarzen Ozean zu waten. Die Laserzieleinrichtungen der Gewehre wanderten wie suchende Finger über den Stein, bereit, den Tod zu schicken.
    Mehrere hundert Meter folgten sie einem stillgelegten Eisenbahntunnel, der sich wie eine steinerne Schlange durch die Erde wand. Die Luft war kühl und feucht. Moose und Flechten zeugten davon, dass hier schon lange kein Zug mehr entlang gefahren war. Die Schienen waren verrostet. An vielen Stellen fehlten die Holzbohlen. Daniel nahm an, dass Adams Gruppe sie herausgerissen hatte, um das Holz zu verfeuern. Ansonsten gab es keinerlei Anzeichen von menschlicher Anwesenheit.
    Niemand sprach. Aufgezogen wie an einer Schnur, schritten die Männer durch den aufgeweichten, morastigen Boden. Die Kreppsohlen ihrer Stiefel gaben leise schmatzende Geräusche von sich, aber ansonsten herrschte eine grabesartige Stille.
    Daniel ging als letzter in der Gruppe. Der Strahl seiner Helmlampe beleuchtete den Rücken seines Vordermannes. Jürgen Baumgärtner. Anfang

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