Das Hades Labyrinth (German Edition)
nahm einen Briefumschlag, steckte seinen Wohnungsschlüssel hinein und schrieb Jessicas Adresse darauf. Dann legte er den Brief auf Hügers Schreibtisch.
„Kannst du den für mich auf die Post mitnehmen? Du weißt, ich gehe nicht so gern in die Stadt.“
„Klar, ich komme daran vorbei. Kein Problem.“
„Ich muss heute etwas früher weg, bin also bei der Waffenausgabe an das Einsatzkommando nicht dabei. Wünsch den Jungs viel Glück von mir.“
„Du bist nicht da? Ich dachte, du willst dabei sein, wenn sie... na, du weißt schon.“
„Wäre ich gerne, aber ich habe einen Termin bei meinem Therapeuten und du kennst die Seelenklempner ja, wenn ich nicht auftauche, glaubt er, ich hätte eine schwere Krise.“
Hüger lachte. „Meine Frau hat auch mal eine Therapie gemacht. Weiß der Teufel warum, wo sie doch mit mir verheiratet ist.“
„Ich nehme mal, das wird der Grund sein“, grinste Daniel.
Hüger lachte noch lauter. „Daran könnte es natürlich auch liegen.“
Die rote Abendsonne fiel durch die Wipfel der Bäume und ihr blutrotes Licht begleitete Fischer, als er über das Gelände der SEK Hellstadt schlenderte und versuchte, nicht aufzufallen, während er langsam auf das Gebäude mit den Unterkünften der Beamten zuhielt. Obwohl die meisten Mitglieder der SEK in der Nähe wohnten und auch zu Hause schliefen, hatten sie doch Zimmer in der Kaserne, auf denen sie sich für den Einsatz umzogen und ihre Ausrüstung anlegten.
Der Mann, den er aufsuchen wollte, hieß Keppler und bewohnte ein Einzelzimmer im 1. Stock.
Daniel öffnete die schwere Eingangstür und blickte sich um. Nachdem er niemand sah, huschte er schnell die Treppe hinauf. Nur wenig Tageslicht fiel durch die nach Norden gewandten Fenster und so lag der Gang im Halbdunkel. Daniel wartete, bis sich die Sehkraft seiner Augen der Umgebung angepasst hatte, bevor er das entsprechende Zimmer suchte. Es lag am Ende des Korridors und Fischer betete stumm, dass sich keine der anderen Türen öffnete und er mit jemanden zusammenstieß, der sich fragte, was der verrückte Typ aus der Waffenkammer hier zu suchen hatte. Schließlich stand er vor einer Holztür, deren abgenutzter Zustand, selbst bei diesen Lichtverhältnissen deutlich, zu Tage drang.
Daniel legte ein Ohr an das Holz und lauschte. Nichts war zu hören, also war der Mann allein. Er zog die Pistole aus seinem Hosenbund. Seine Hand legte sich auf das kühle Metall der Türklinke. Vorsichtig drückte er sie herab. Er schob die Tür einen Spalt auf und spähte in das Zimmer hinein. Niemand da. Verblüfft hielt Daniel inne, aber dann er hörte er das Geräusch der Toilettenspülung und schlüpfte rasch ins Zimmer. Kurz darauf kam ein hoch gewachsener Mann aus dem Badezimmer. Seine Hände schlossen gerade das Koppel an seiner Kampfhose, als er aufblickte und Fischer sah.
Daniel musste zugeben, dass der andere gut trainiert war. Er sah die Waffe in seiner Hand und reagierte blitzschnell. Mit einem Satz hechtete er zum Bett und versuchte, seine Pistole aus dem Holster zu bekommen. Fischer war schneller. Zwei Schritte und er stand neben Keppler und presste ihm die Mündung seiner Waffe an die Stirn.
„Tun Sie das nicht.“
Keppler riss die Augen weit auf, sagte aber kein Wort.
„Weg vom Bett“, befahl Daniel.
Der Polizist erhob sich und trat zurück. Fischers Waffe folgte seiner Bewegung.
„Was soll der Scheiß?“, fragte der Beamte.
„Ausziehen. Sofort.“ Seine Pistole unterstrich die Worte mit einer auffordernden Bewegung.
„Du bist doch dieser Arsch aus der Waffenkammer“, knurrte Keppler.
„Genau der. Und jetzt Schnauze halten und runter mit den Klamotten.“
Keppler lachte höhnisch. „Und was willst du machen, wenn nicht? Mich erschießen?“
Daniel schnellte vor und rammte dem anderen den Lauf der Pistole in den Solarplexus. Keppler brach keuchend zusammen. Fischer setzte ihm die Mündung an den Hinterkopf.
„Ich glaube nicht, dass ich es noch einmal sagen will.“
Zehn Minuten später war Keppler gefesselt, geknebelt und im Badezimmer verstaut. Daniel hatte seine Kleidung angezogen und seine Ausrüstung angelegt. Er blickte auf Kepplers Uhr, die jetzt an seinem Handgelenk hing. Er hatte noch Zeit. Sein Plan sah vor, erst im letzten Augenblick hinunter in den Hof zu den Einsatzfahrzeugen zu gehen. Dann würde sich niemand wundern, dass er die schwarze Sturmhaube schon übergestreift und den Helm aufgesetzt hatte. Die für Keppler vorgesehenen
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