Das Hades Labyrinth (German Edition)
erfuhr. Mein eigenes Schicksal sollte sich als überaus grausam herausstellen.
Ich wurde in eine kalte Zelle mit nacktem Steinboden geworfen. Decken gab es keine und wollte ich mich niederlegen, blieb nur ein hölzernes Brett, das man fußhoch über dem Boden an der Wand befestigt hatte.
Mein Gefängniswärter hieß Gugusyoglu, ein grobschlächtiger Mensch von gedrungener Figur, dessen schlechter Atem und der Anblick seiner verfaulten Zähne in mir jedes Mal Übelkeit erregten. Dieser grausame Mann, gelangweilt von seinem eintönigen Dienst, dachte sich immer neue Methoden aus, um mich zu quälen und zu foltern. Er ließ mich hungern, zwang mich das Fleisch verstorbener Gefangener zu essen und ihr Blut zu trinken. Dieses Blut hielt mich am Leben und bald verlangte ich sogar danach. Gugusyoglu stopfte mir aber auch Kot in den Rachen, bis ich glaubte, zu ersticken oder ließ mich Tierhoden verspeisen. Mehr als einmal, musste ich diesem stinkenden Wesen gefügig sein. Die Dinge, die er dabei meinem Körper antat, lassen sich nicht beschreiben, aber ich zwang mich, alles zu ertragen. Ich zwang mich zu atmen. Ich zwang mich zu leben. Und der Gedanke, es ihm eines Tages heimzuzahlen, ließ mich überleben. Jahre später trieb ich diesem Tier in Menschengestalt einen glühenden Eisenstab in den After den ganzen Körper hinauf, bis ihm das Ende durch den Mund stieß. Ich höre seine Schreie noch immer und ergötze mich daran.
20. Ich werde dich nie wieder sehen.
Auf der Waffenanforderungsliste standen auch die Namen der Beamten, die an dem Einsatz teilnehmen würden. Daniel studierte die Liste sorgfältig und rief sich das Aussehen der Polizisten ins Gedächtnis. Schließlich entdeckte er einen Namen, der ihm geeignet schien. Er blickte auf die Uhr. Noch genug Zeit und er musste noch etwas erledigen. Er fischte sein Handy aus der Hosentasche und ging in den Hof hinaus. Etwas abseits, sodass Hüger und Zahner ihn nicht beobachten konnten, wählte er Jessicas Mobilfunknummer. Nach dem dritten Läuten ging sie ran.
„Ich bin es. Daniel“, meldete sich Fischer. Überraschtes Schweigen am anderen Ende der Leitung.
„Was willst du?“, fragte Jessica schließlich.
„Wie geht es dir?“
Ein Schnauben. „Du rufst mich nach Wochen des Schweigens an und willst wissen, wie es mir geht? Gut geht es mir. Prima. Danke der Nachfrage.“ Ihre Stimme troff vor Sarkasmus.
„Es tut mir immer noch leid. Ich...“
„Warum rufst du an?“, unterbrach sie ihn.
„Kannst du mir einen Gefallen tun?“
„Du bittest mich um einen Gefallen?“
„Ja.“
„Was ist los?“
„Es geht um die Katze. Ich muss für eine Zeitlang weg und wollte dich fragen, ob du dich um sie kümmern kannst. Futter geben und so.“
Jessica schwieg.
„Kannst du das für mich tun? Ich würde dir den Schlüssel für die Wohnung per Post schicken.“
„Per Post? So eilig ist? Was ist los?“
„Kann ich dir nicht sagen.“
„Oh doch, du wirst es mir sagen oder du fütterst deine Katze schön selbst.“
„Ich kann es dir nicht sagen“, wiederholte Fischer stur.
„Adam“, sagte Jessica plötzlich. „Es geht um Adam. Du hast herausgefunden, wo er steckt.“
Seine Wortlosigkeit war Antwort genug.
„Und jetzt willst du ihn töten. Ihn dafür umbringen, was er dir angetan hat. Ist es nicht so?“
„Es ist ein bisschen anders, als du denkst.“
„Dann klär mich auf.“
„Meine Frau... Sarah wurde von ihm entführt. Sie haben den Verdacht, dass sich Adam in den Höhlen unter Stadt versteckt. Ich begleitete ein Spezialeinsatzkommando hinunter, um ihn aufzuspüren.“
„Du liebst diese Frau also noch immer. Nach allem, was sie dir angetan hat.“
„Das hat damit nichts zu tun.“
Lange Zeit sagte Jessica kein Wort. Als sie schließlich sprach, klang ihre Stimme gebrochen. „Ich werde dich nie wieder sehen.“
„Blödsinn. Natürlich...“
„Nein, ich spüre es. Wir werden uns nie wieder sehen, wenn du gehst.“ Sie zögerte. „Bitte geh nicht.“
„Ich muss. Versteh das bitte.“
„Ich liebe dich.“
Daniel fühlte, wie Tränen in seine Augen stiegen, aber er wischte sie nicht weg. „Ich liebe dich auch, Jessica. Vielleicht gibt es ein Leben für uns beide, wenn ich zurück bin. Ich habe über vieles nachgedacht und...“
„Du kommst nicht wieder“, sagte Jessica kaum hörbar und beendete die Verbindung.
Daniel wartete, bis er sich wieder gefangen hatte, bevor er in die Waffenkammer zurückging. Er
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