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Das Hades Labyrinth (German Edition)

Das Hades Labyrinth (German Edition)

Titel: Das Hades Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Verräter an meinem Vater und meinem Bruder, half mir dabei.
    Das Reich, welches ich übernahm, war arm und wurde durch und durch von korrupten Beamten beherrscht. In all den Jahren der Gefangenschaft hatte ich genug Zeit gehabt, meine Machtübernahme zu planen und so schritt ich bei der Umsetzung dieser Pläne forsch voran. Gugusyoglu war ein guter Lehrmeister gewesen. Ich machte mir keine Sorgen darüber, ob ich die notwendige Härte für die Taten aufbringen würde, die vor mir lagen. Zunächst ging es darum, dem Adel und den wohlhabenden Bürgern zu zeigen, wer das Land nun regierte.
    Am Ostersonntag lud ich sie alle nach Tîrgoviste in mein dortiges Schloss zu einem großen Festmahl aus Anlass meiner Thronbesteigung ein. Es war ein wunderschöner, sonniger Tag, dessen Wärme einen heißen Sommer versprach. Ich ließ meine Gäste feiern, während ich selbst in einer dunklen Kammer den Ereignissen harrte, die nun kommen würden. Als das Mahl beendet war, umstellten meine Soldaten die Reichen und Mächtigen. Frauen und ältere Männer ließ ich vor den Stadttoren, weithin sichtbar für alle, lebendig pfählen.
    Ich hatte das Pfählen nicht erfunden, sondern beobachtet, wenn mein Vater diese Art der Hinrichtung anordnete, wie es vollzogen wurde. Ich allerdings verfeinerte seine Kunst noch.
    Zunächst mussten sich alle mit gebeugtem Haupt vor mich hinknien. Die angezogenen Oberschenkel wurden ihnen gekreuzt, die Füße zusammengebunden. Danach wurden ihnen stumpfe, eingefettete Pfähle in den Mastdarm geschoben. Die Pfähle wurden zu einem Wald aus lebendigen und schreienden Menschen aufgerichtet. Ich lauschte ihrem Kreischen, Flehen und Jammern, während die stumpfen Pfähle, die Organe beiseite schoben und sich durch das niederdrückende Gewicht einen Weg durch den Leib bohrten. Ihr Tod dauerte Stunden, aber ich genoss die Zeit, indem ich mir, eingehüllt in dicke Kleidung, mitten unter ihnen einen Tisch anrichten ließ und speiste. Ein Diener fragte mich, wie ich es schaffe, bei diesem Geschrei essen zu können. Ich ließ auch ihn pfählen.
    Diejenigen, die ich nicht gepfählt hatte, ließ ich in die Fâgâraş-Berge treiben, wo sie hoch über dem Kamm des Argeş eine neue Festung für mich errichten mussten. Überraschender Weise überlebten einige der Bojaren auch diese Tortour. Ihre Pfähle zieren die Klippen unterhalb meiner Burg noch heute.
    Durch diese stolze Tat hatte ich mir Respekt verschafft und man gab mir den Namen Tepes, „Der Pfähler“.
     
     
    22. Der Felsendom
     
    21.35 Uhr
     
    Sie durchschritten die Felsspalte am anderen Ende der Höhle und folgten einem vom Wasser im Lauf der Jahrhunderte ausgewaschenen Gang, der sich scheinbar endlos in die Tiefe zog.
    Schließlich erreichten sie eine weitere, viel größere Höhle als die vorangegangene. Die Kuppel dieses Felsendoms erstreckte sich so weit über ihren Köpfen, dass der Lichtschein der Lampen nicht bis zur Steindecke ragte. Steinbrocken bedeckten in unregelmäßigen Abständen eine Bodenfläche von der Größe zweier Fußballfelder. Daniel schluckte trocken, als die Erinnerung an diesen ort wiederkehrte. Hier waren die Drogenfelder gewesen. Im trüben Licht der Gasdampflampen hatten sich Pflanzen dem nicht vorhandenen Himmel entgegengestreckt. Und hier war es auch gewesen, wo ihn Adams Jünger überwältigt hatten.
    Daniel wusste, die Höhle in der Adam ihn und die beiden anderen Beamten gequält hatte, konnte nicht weit entfernt sein. Auf seiner Flucht war er durch die damals noch existierenden Felder gekrochen, hatte zwischen hohen Pflanzenstielen um sein Leben gekämpft.
    Bodrig und seine Männer sicherten das Areal. Als sie alles abgesucht hatten, kontrollierte der Kommandoführer nochmals ihre Position auf der Karte, bevor sie weitermarschierten. Daniel vermutete, dass diese Karte nach seinen Angaben gezeichnet worden war, aber vielleicht hatte Bodrig auch vom Vermessungsamt alte Vermessungsberichte bekommen.
    Sie verließen den ‚Dom’ durch einen engen Schacht, der sie wieder zwang einzeln hintereinander zu kriechen. Daniel befand sich am Ende des Zuges und so erkannte er den Ort seiner Folter erst, als er sich aufrichtete und den Staub von seinem Kampfanzug abklopfte.
    Die Erinnerung war ein Dämon, der ihn ohne Gnade befiel und ihn zwang, auf die Knie zu sinken. Sein Hals verengte sich. Daniel hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Ächzend, stöhnend und hustend versuchte er, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen,

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