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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ungeteilte Aufmerksamkeit genoß, das Päckchen geholt und schleunigst wieder hinaus. Die würden mich bestimmt nie wiedersehen!
    Draußen stauchte ich Stefanie zusammen. »Bist du denn von allen guten Geistern verlassen? Wie kannst du durch den ganzen Laden träten…«
    »Na, ist doch aber auch wahr! Wer ist denn so beknackt und kauft sich für teures Geld sein eigenes Buch, wenn er es zu Hause umsonst hat?«
    »Hab ich doch noch gar nicht.«
    »Kriegste aber!«
    Sie hatte ja recht, aber wie sollte ich ihr begreiflich machen, daß ich einfach nicht mehr warten, sondern das Produkt meiner Arbeit und auch meiner Illusionen endlich in der Hand halten wollte?
    »Gehen wir jetzt den Anorak kaufen?«
    »Natürlich. Und diesmal gucken wir auch nicht so genau auf den Preis.«
    Strahlend hakte sie sich bei mir ein. »Kannst du dir das jetzt wirklich leisten?«
    Als meine erste Honorarabrechnung kam und Rolf einen Blick auf den Scheck geworfen hatte, verschwand er fröhlich pfeifend in seinem Zimmer. Kurz darauf war er wieder da, in der Hand mehrere Karteikarten.
    »Den Pelzmodenfritzen werde ich jetzt endlich abservieren, genauso wie den Choleriker mit seinen Friseurstühlen. Der Konservenonkel fliegt auch! Den habe ich sowieso bloß behalten, weil er einer der wenigen ist, die pünktlich zahlen. Und dann natürlich diese Bornfeld mit ihren schlitzverstärkten Unterhosen. Ein ekelhaftes Weib, emanzipiert bis zum Gehtnichtmehr, feilscht um jeden Pfennig und ist nie zufrieden. Bei der habe ich noch keinen Entwurf durchgebracht, bevor er nicht mindestens ein halbes Dutzend Mal geändert worden war.«
    »Ja und?« Irritiert sah ich zu, wie Rolf die Karten zerriß und in den Papierkorb warf.
    »Ich darf doch wohl voraussetzen, daß du dich jetzt an den Lebenshaltungskosten beteiligst?« Und mit einem beziehungsreichen Blick zu dem Scheck: »Für diese Summe muß ich mindestens drei Monate arbeiten.«
    »Für diese Summe habe ich über ein Jahr gearbeitet«, sagte ich patzig.
    »Aber nicht von morgens bis abends.«
    »Selbstverständlich nicht. Fenster putzen, Hemden bügeln und das bißchen Kochen und Saubermachen erledige ich so ganz nebenbei. Deshalb bin ich mit meinem neuen Manuskript auch schon auf Seite 27. Geteilt durch zwei Monate ergibt das rund eine halbe Seite pro Tag. Unter diesen Voraussetzungen wirst du dich wohl noch eine Weile mit Bornfelds Unterhosen beschäftigen müssen.«
    Das schmeckte ihm gar nicht. »Dann müssen wir den Haushalt eben umorganisieren. Seitdem die Jungs nicht mehr da sind, hast du doch sowieso nicht mehr so viel Arbeit.«
    So kann auch nur ein Mann reden, dessen Mithilfe im Haushalt sich darauf beschränkt, gelegentlich einen Aschenbecher auszuleeren. Es stimmte zwar, daß unsere beiden Ältesten ihren ersten Schritt ins Berufsleben getan und sich dazu vorsichtshalber einen Ausbildungsplatz fern der Heimat ausgesucht hatten, aber das bedeutete noch längst nicht ihren endgültigen Abgang.
    Zwei Jahre vor dem Abitur hatten sie in seltener Einmütigkeit beschlossen, die Schule hinzuwerfen und sich auf eigene Füße zu stellen. Wochenlang hatte bei uns das große Schweigen geherrscht, Vater und Söhne hatten nur per Notizzettel miteinander verkehrt, aber da Teenager bekanntlich die besseren Nerven haben, hatten sie schließlich gesiegt. Der enttäuschte Vater mußte sich damit abfinden, daß zumindest seine männlichen Nachkommen keine Akademiker werden würden, und die darüber auch nicht sehr glückliche Mutter tröstete sich immer wieder mit dem Gedanken, daß man seine eigenen unerfüllten Berufswünsche nicht unbedingt auf seine Kinder übertragen sollte.
    So buddelte Sven also in der Nähe von Stuttgart Regenwürmer aus dem Boden mit dem Endziel, irgendwann als Gartenbauingenieur Parkanlagen und Golfplätze zu schaffen, während Sascha sich für die Hotellaufbahn entschieden hatte und bereits von einem eigenen Laden in der ungefähren Größe des Waldorf Astoria träumte. Die spätere Mithilfe der übrigen Familienmitglieder hatte er schon eingeplant, wobei er mich für den Posten der Wäsche-Else vorgesehen hatte. »Das kannst du bestimmt am besten. Paps kriegt den Weinkeller, die Mädchen kommen an die Rezeption, und Sven kümmert sich um Grünzeug und Gemüse.«
    Zur Zeit balancierte der künftige Hotelier allerdings noch Kaffeetassen und leergegessene Teller durch den Nobelschuppen, in dem er lernte, und bei seiner chronischen Geldknappheit würde es wohl noch eine Weile dauern, bis er

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