Das hätt' ich vorher wissen müssen
beziehungsreichem Blick in einem Rostloch, faltete sich schließlich zusammen und kroch hinters Steuer. »Wird der Schuhanzieher mitgeliefert?«
»Ich passe gut hinein«, sagte ich schnippisch.
Der gütige Opa händigte mir Schlüssel und Papiere aus. »Sie werden bestimmt zufrieden sein. Wir stehen hinter jedem Wagen, den wir verkaufen.«
»Na schön«, meinte Rolf, »aber helfen Sie auch beim Anschieben?«
Da Autochen schon beim erstenmal ansprang und uns sogar willig nach Hause tuckerte, blieb es lediglich bei einem Knurren, nachdem sich Rolf endlich aus dem Sitz geschält hatte. »Zum Glück muß ich ja nicht in dieser Sardinenbüchse fahren.«
»Eben.«
Den Rest des Nachmittags verbrachte ich auf den Straßen der näheren Umgebung, fuhr die Zwillinge zum Friseur, die leeren Sprudelflaschen zum Supermarkt (zwei Kästen ließen sich mühelos im Kofferraum verstauen), die Hosen zur Reinigung, holte die Zwillinge vom Friseur, holte Steffi von ihrer Freundin ab, holte neue Sprudelkisten und fühlte mich endlich frei und unabhängig.
Am nächsten Morgen regnete es. Erwartungsvoll sammelten sich die Mädchen vor Autochen, das triefend auf dem Parkplatz stand, bedeckt mit klebrigen Blättern, und gar nicht mehr so strahlend aussah. Ach was, ein Auto ist ein Gebrauchsgegenstand wie Kühlschrank und Zahnbürste, Schönheit ist sekundär, Hauptsache, es funktioniert.
Und genau das tat es nicht! Nach dem sechsten Versuch, Autochen etwas mehr als nur ein müdes Röcheln zu entlocken, gab ich es auf.
»Da hast du dir ja eine schöne Karre eingehandelt«, moserte Katja.
»Wahrscheinlich ist sie wasserscheu«, vermutete Nicki.
Nur Stefanie frohlockte. »Der Schulbus fährt gerade ab.«
»Wenn schon! Den holen wir noch spielend ein. Notfalls muß ich euch eben direkt zur Schule bringen.«
»Womit denn?«
Inzwischen hatte ich die Motorhaube aufgeklappt und mich in das Gewirr von Kolben und Kabeln vertieft. Das brachte zwar gar nichts, verschaffte mir aber einen Augenblick Ruhe vor den spöttischen Kommentaren meines Nachwuchses.
»Warum isses’n da so naß? Muß das sein?« Steffi wies auf eine Stelle, die wirklich sehr feucht aussah, nach meinen bescheidenen Kenntnissen aber hätte trocken sein müssen.
»Daran wird’s wohl auch liegen.« Zuversichtlich ließ ich den Deckel wieder zufallen. »Es hat ja fast die ganze Nacht durchgeregnet, also kann es gut sein, daß ein bißchen Feuchtigkeit in den Motor gekommen ist.«
»Bißchen ist gut.« Mit dem Finger stippte Katja in die dunkle Brühe. »Da schwimmt doch alles.«
Das war natürlich übertrieben, aber von allein würde die Nässe wohl nicht verschwinden, und wenn doch, dann erst nach Stunden. So lange konnten wir nicht warten. Plötzlich hatte ich eine Idee. Ich lief ins Haus zurück, holte aus dem Keller das lange Zuleitungskabel für den Rasenmäher, suchte den Fön, fand ihn sogar, schloß ihn an und richtete ihn unter die Motorhaube. Minuten später sprang der Wagen an.
»Am besten läßt du das alles gleich im Kofferraum liegen, und ein Stromaggregat schaffst du dir auch noch an«, empfahl Katja. Sie war gar nicht begeistert, als wir den Schulbus vor dem vierten Dorf doch noch eingeholt hatten. »Warum hast du dich bloß so abgestrampelt? Kaputte Autos sind höhere Gewalt, und bei höherer Gewalt müssen wir nicht in die Schule.«
Autochen bekam einen Regenmantel aus Plastikfolie und auf Wunsch der Kinder auch einen Namen in Selbstklebebuchstaben: Goliath. Aus Dankbarkeit für beides machte er mir vorläufig keine Schwierigkeiten mehr. Die hob er sich für einen günstigeren Zeitpunkt auf.
4
Der Verlag fragte an, wann denn, bitte sehr, mit einem neuen Manuskript zu rechnen sei. Die fünf Kinderreichen verkauften sich recht gut, Heiteres werde vom Markt verlangt, und deutsche Autoren täten sich nun mal etwas schwer mit Humor. Und überhaupt sei mein Pseudonym wohl doch keine so gute Idee gewesen, es klinge zu amerikanisch und stoße deshalb auf gewisse Vorbehalte. Nichts gegen die Amerikaner, aber nun habe man endlich mal wieder eine deutsche Autorin der heiteren Muse, und dann trage sie einen ausländischen Namen. Leider lasse sich das jetzt nicht mehr ändern. Am besten kompensierte ich dieses Manko jetzt mal mit einem typisch deutschen Roman.
Wie man’s auch macht, hinterher ist es immer verkehrt! Obwohl ich meinen angeheirateten Namen nicht sonderlich schätze, weil er in den meisten Fällen falsch geschrieben wird und dann noch sonderbarer
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