Das hätt' ich vorher wissen müssen
meinen Filmen und identifizieren mich damit. Genau wie die Barbara. Die ist im wirklichen Leben auch ganz anders.«
Wer zum Geier war jetzt wieder Barbara? Müßte ich die ebenfalls kennen? Zum Glück ersparte mir Cleo die Frage. »Ich meine die Barbara Valentin. Von der hast du doch bestimmt schon gehört?«
Und ob! Sie war ja oft genug als das deutsche Busenwunder durch die Illustrierten gegeistert.
Nun bekam ich einen tieferen Einblick in Cleos ›wirkliches‹ Leben. Vier Katzen beherbergte sie in ihrer Wohnung zusammen mit der platonischen Liebe Herbert, die auch kochen kann und Fenster putzen. »Den habe ich mal im Englischen Garten aufgelesen und mitgenommen, weil er nicht gewußt hat, wohin. Zwischen uns ist nie was gelaufen, jeder hat seinen Freiraum, aber meine Tiere sind in guten Händen, wenn ich unterwegs bin.«
»Was sagt denn Ihr – äh, dein Freund zu diesem Mitbewohner?«
Zur Zeit habe sie keine Beziehungskiste, die letzte habe sie gerade an ihre beste Freundin verloren. »Und ich Riesenrindvieh habe die beiden auch noch miteinander bekannt gemacht«, schimpfte sie, um dann gleich wieder umzuschwenken: »Aber dieser Mann ist mir sowieso nicht bestimmt gewesen. Meine ganz große Liebe lerne ich erst im übernächsten Jahr kennen.«
Wie bitte? Hatte sie sich etwa selber die Karten gelegt? »Er ist mir prophezeit worden. Und daran glaube ich!« Wohl dem, der das kann.
»Bisher ist alles eingetroffen, was mir für die Zukunft vohergesagt worden ist. Deshalb weiß ich auch, daß dieser eine Mann mein Schicksal wird.«
Das hat schon so mancher geglaubt und hinterher sein Schicksal verwünscht!
Plötzlich sah mich Cleo durchdringend an. »Ich glaube, ich bin dir schon in einem früheren Leben begegnet. Wahrscheinlich im Mittelalter.«
Jetzt fing sie aber wirklich an zu spinnen! »Willst du damit sagen, du bist wiedergeboren worden?«
»Natürlich, das sind wir doch alle. Ich war schon viermal auf der Welt, das erstemal im alten Ägypten. Deshalb habe ich mir auch diesen Namen ausgesucht.«
Daß der nicht echt war, hatte ich schon vermutet, aber wie immer sie auch heißen mag, Cleo paßt viel besser.
Wir setzten das interessante Gespräch auf der Fahrt nach Frankfurt fort. Leider konnte sie mir nichts über meine frühere Vergangenheit erzählen, jedoch über ihre eigene wußte sie recht gut Bescheid. Soweit ich mich erinnere, ist sie sogar einmal als Hexe verbrannt worden.
Bevor sie mich in die Anfangsgründe transzendentalen Meditierens einweihen konnte, hatten wir das Messegelände erreicht, und sie wandte sich wieder der Gegenwart zu. »Wir haben doch nachher zusammen eine Talkshow?«
»Nein, die hast du heute abend allein. Aber wir müssen zur Signierstunde nach Mannheim.«
»Na also, ich wußte doch, daß da irgendwas war.«
Dieses Irgendwas spielte sich mittags um eins ab, also zu einer Zeit. wo die eine Hälfte der Bundesbürger am Mittagstisch sitzt und die andere schon wieder arbeitet. Dabei hatte sich der Kaufhof wirklich große Mühe gegeben. Um eine dicke Säule herum waren drei Schreibtische aufgebaut, bestückt mit Blümchen, Fruchtsaft sowie einer Kollektion Kugelschreiber, darüber hingen unsere Fotos, und drum herum stapelten sich unsere gesammelten Werke. Mit von der Partie war noch Hinrich Matthiesen, der sich sofort an seinen Platz begab. Die geballte Weiblichkeit – auch das Verkaufspersonal trug überwiegend Röcke – wurde wohl langsam zuviel für ihn.
Trotz der regelmäßigen Lautsprecherdurchsagen, mit denen auf die ›drei bekannten Autoren‹ hingewiesen wurde, tat sich anfangs gar nichts. Vereinzelte Kunden umkreisten in gebührendem Abstand die Tische, warfen verstohlene Blicke, gingen weiter. kamen langsam wieder zurück – niemand wollte der erste sein. Endlich kam ein Herr auf mich zu. »Wo bitte, finde ich einen Reiseführer für Irland?«
Nebenan bei Cleo herrschte reger Betrieb. Eine ganze Horde Jugendlicher hatte sich eingefunden, Cleo verteilte Küßchen und Unterschriften, und als der Schwarm abgezogen war, fragte ich interessiert: »Wie viele Bücher bist du denn losgeworden?«
»Bloß eins. Die wollten alle nur Autogramme.«
Wir haben dann aber doch noch eine ganze Menge Bücher verkauft und signiert, lediglich die etwas konfuse Dame wollte doch keines mitnehmen, obwohl sie anfangs richtig begeistert gewesen war. »Es wurde auch wirklich Zeit, daß mal jemand etwas über Linkshänder schreibt.«
»Wie bitte?«
Sie griff nach dem Buch und las
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