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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Teenie-Postillen lasen.
    Ein bißchen eng war es ja geworden, besonders an hohen Feiertagen, wenn sich auch die Knaben zum Ansingen des Weihnachtsbaumes eingefunden hatten, aber wozu gab es Luftmatratzen und Ausziehbetten? Wir fühlten uns jedenfalls wohl in unserer neuen Behausung.
    Vier Jahre lang. Dann hatte Sascha – inzwischen unfreiwilliger Kradmelder bei der Bundeswehr – Urlaub und kein Geld zum Verreisen. Folglich gammelte er bei uns zu Hause herum, was bei ihm nach längstens fünf Tagen, wenn er endlich ausgeschlafen hatte, zu mitunter recht seltsamem Tatendrang führte. Einmal hatte er den halben Garten umgebuddelt, weil er Kiwis züchten wollte (sie haben nicht mal den nächsten Winter überlebt). ein anderes Mal kam er auf die Idee, sämtliche Kellerböden zu streichen (sie sind bloß nie fertig geworden), und nun schlich er schon seit Stunden mit einem Zollstock durch das Haus und bemalte mein Schreibmaschinenpapier mit Zahlenkolonnen.
    »Darf ich mal fragen, was das werden soll?«
    »Ich rechne gerade aus, wieviel Quadratmeter Teppichboden wir brauchen. Für dein Zimmer stelle ich mir moosgrünen Velours vor.«
    »Für mein Zimmer? Ich hab doch gar keins.«
    »Eben! Seitdem du deine eigenen Mäuse verdienst und uns sogar welche davon abgibst, steht dir eigentlich ein eigenes Zimmer zu. Du kannst es dir doch jetzt leisten! Papi hat ja auch eins.«
    »Und wo, bitte sehr, willst du dieses Zimmer hernehmen? Sollen wir anbauen?«
    »Nee, ich hatte mehr an das Schlafzimmer gedacht.«
    »Gute Idee! Künftig ruhen wir in Hängematten, die wir morgens an die Decke ziehen.«
    »Sei doch nicht so begriffsstutzig! Die Doppelbetten fliegen raus, wozu braucht ihr in eurem Alter noch ‘ne Spielwiese. und jeder schläft in seinem Zimmer.«
    Erst wollte ich ihm eine runterhauen wegen der Spielwiese, aber dann ging mir auf, daß der Knabe gar nicht so unrecht hatte. Schon oft hatte ich mir getrennte Schlafzimmer gewünscht, wenn Rolf bis zwei Uhr nachts am Schreibtisch gesessen hatte, betont leise ins Bett klettern wollte und bei diesem Versuch die Nachttischlampe runtergefegt hatte oder über den Hocker vor der Frisierkommode gestolpert war. Überhaupt ein sehr nutzloses Möbel. Ich hatte noch nie drauf gesessen. Umgekehrt hatte ich mir häufig den Zorn meines lieben Ehemannes zugezogen, der bei Licht nicht schlafen kann, während ich leidenschaftlich gern im Bett lese. Sonst komme ich ja doch nie dazu. Schon aus diesen Gründen wären getrennte Zimmer optimal, ganz abgesehen davon, daß ich mir seit Jahren ein eigenes Reich wünschte, aber zugunsten der lieben Kleinen, die ja ihren Freiraum brauchten, bisher verzichten mußte.
    Rolf knurrte zwar, aber da ich mich nun regelmäßig an den Haushaltskosten beteiligte und er statt Marmelade und Weichspüler auch mal eins seiner geliebten teuren Kunstbücher kaufen durfte, konnte er sich meinen Argumenten nicht verschließen.
    »Glaubst du, es macht mir Spaß, jedesmal ins Wohnzimmer zu rasen, wenn ich den Duden brauche? Nie kann ich irgend etwas liegenlassen, weil sonst Steffi meckert – mit Recht, es ist ja schließlich ihr Zimmer, in dem ich mich immer einquartiere –, und überhaupt gehen mir die Poster an ihren Wänden schon lange auf den Geist. Schreib du mal heitere Storys, wenn dir andauernd Silvester Stallone zuguckt. Ich kriege bei seinem Anblick jedenfalls Depressionen!«
    Wir nahmen die Sache in Angriff. Ich wollte helle Möbel haben, eine Schlafcouch, in deren Tiefen irgendwo das Bettzeug verschwinden konnte, viele Regale und einen Schrank ganz für mich allein. Seinerzeit war ich ja gern bereit gewesen, mein Leben mit einem Mann zu teilen, aber doch nicht auch noch meinen Kleiderschrank!
    Sascha notierte meine Wünsche, weckte Goliath aus seinem Mittagsschlaf und machte sich auf die Suche. »Erst mal fahre ich allein los. Du kannst dich ja doch nie entscheiden! Denk bloß an das Theater mit den Klamotten für diese Verlagsparty.« Ich dachte daran und ließ Sascha ziehen. Zwei Tage lang klapperte er die Einrichtungshäuser der näheren und weiteren Umgebung ab, kam nur nach Hause, wenn das Benzin alle war, schleppte Prospekte an und Preislisten, schwärmte von Rattan-Möbeln (zu teuer) und lackiertem Korbgeflecht (noch teurer) und erklärte mich für rückständig, als ich mich weigerte, das von ihm als »der Heuler« apostrophierte Zimmer auch nur mal anzusehen. »Alles in Schwarz und Weiß gehalten mit viel Glas. Sieht echt super aus, Määm!«
    »Ich

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