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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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will mein Zimmer nicht fotografieren, ich will drin wohnen!«
    Er sah ein, daß unsere Vorstellungen wohl doch etwas zu weit auseinandergingen, und gestattete mir, ihn auf seinen Entdeckungsreisen zu begleiten. Sie führten uns schließlich in ein Möbelhaus, das von Eiche rustikal für zwanzigtausend Mark bis zu Jugendzimmern Marke Obststeige alles führte, was der deutsche Markt auf dem Sektor Wohnkultur zu bieten hatte. Sogar Kochtöpfe mit Blümchenrand.
    Wir staunten uns durch Nappaledergarnituren, deren kleinste mein künftiges Zimmer bis zum letzten Winkel ausgefüllt hätte, besichtigten Plüsch, Velours und Rupfen, ich verliebte mich in einen Schaukelstuhl, sah mich schon darin meditieren, aber dann holte mich Sascha in die Wirklichkeit zurück. »Ich denke, du willst eine Regalwand haben? Die gibt es unten im Tiefgeschoß.«
    Da sah es weit weniger gediegen aus, weniger vornehm, die Verkäufer trugen statt dezenter Anzüge blaue Arbeitskittel, die Möbel standen kreuz und quer durcheinander – was mir dieses Warenlager sympathisch machte, waren lediglich die Preisschilder.
    »Guck mal, Määm, käme das hier nicht in Frage?« Sascha war vor einer Regelwand stehengeblieben, ungefähr acht Meter lang mit Schubfächern, Schranktüren, viel Grünzeug und Buchattrappen. »Kiefer massiv, sieht doch gut aus. Und dahinter dann dunkelbraune Tapete. Kein Problem, wir müssen bloß die alte überpinseln.«
    »Du spinnst ja! Von diesem Regal kriege ich nicht mal die Hälfte ins Zimmer!«
    »Genügt ja auch. Das sind nämlich Anbaumöbel, und davon kannst du jedes Teil einzeln kaufen. Ich rechne mal aus, was wir brauchen.« Er zog Papier und Bleistift aus der Tasche, faltete den Zollstock auseinander und ging ans Werk.
    Ich besichtigte weiter. Der Kleiderschrank dahinten mit den drei Schiebetüren gefiel mir, einen Schreibtisch brauchte ich, aber keinen so großen, ein kleines Tischchen, Sessel dazu und natürlich eine Schlafcouch. Die dort wäre das richtige. Dunkelbrauner Cord, Bettkasten drunter, also genau das, was ich suchte. Nur der Preis behagte mir nicht. Ich tippte ihn trotzdem in den Taschenrechner, addierte ihn zum bisherigen Gesamtbetrag und kam zu dem Ergebnis, daß die Idee mit dem eigenen Zimmer vielleicht doch nicht so gut gewesen war.
    »Wo steckst du denn? Kannst du nicht mal ein paar Minuten ruhig sitzen bleiben?« Saschas paar Minuten hatten sich zu einer Dreiviertelstunde gedehnt, aber nun präsentierte er mir stolz seine Aufstellung. »Wir brauchen fünf Seitenwände zwei Meter zwanzig hoch, dann 23 Regalbretter a ein Meter, sechs Türen, drei Schubkästen und fünf kleine Bretter für das Mittelteil.«
    »Bist du wahnsinnig? Was soll denn das kosten?«
    »Ist gar nicht so schlimm.« Er zeigte auf die Endsumme. »Außerdem sparen wir mindestens einen glatten Tausender, weil wir das alles selber zusammenbauen.«
    »Wie bitte?«
    »Hier unten ist doch die Abteilung für Selbstabholer. Da kriegste die Einzelteile, den Rest macht man selber. Wußtest du das nicht?«
    Nein, das hatte ich nicht gewußt. »Wie stellst du dir das vor? Ich bin doch kein Schreiner.«
    »Halb so wild. Die Montageanleitung wird mitgeliefert, und das Zusammenbauen ist eine Kleinigkeit. Als Jeannette ihre neue Wohnung eingerichtet hat, haben wir auch selber geschraubt und gehämmert.«
    »Ja, einen achtzig Zentimeter hohen Blumenständer.«
    »Und das Geschirr-Regal.« Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Es ist doch völlig Wurscht, ob du nun drei oder dreißig Schrauben in ein Brett drehst, es dauert nur etwas länger.«
    In meiner Ahnungslosigkeit ließ ich mich überzeugen. Wir gaben unseren Bestellzettel ab, wurden zur Warenausgabe geschickt, erfuhren dort, daß etwa die Hälfte der gewünschten Artikel nicht vorrätig war, aber was sich trotzdem an folienverschweißten Brettern und Türen auf der Laderampe stapelte, hätte den Lagerraum einer mittelgroßen Tischlerei gefüllt. Ich hätte nie gedacht, daß ein Kleiderschrank aus so vielen Einzelteilen bestehen könnte. Sogar Sascha machte ein erschrockenes Gesicht.
    »Und wie kriegen wir das Zeug jetzt nach Hause?«
    »Das habe ich mir auch gerade überlegt.« Er musterte die neben der Rampe aufgereihten Autos. Zwei VW-Busse, in die soeben eine mehrteilige Polstergarnitur geschoben wurde, ein Pkw mit Anhänger, auf dem sich Gartenmöbel türmten, dazwischen ein kleiner Golf, der aber nur zwei Kinderstühlchen transportieren mußte, und ganz hinten Goliath, dem wir

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