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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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übereinandergestellte Sessel und ein halbes Dutzend Lampen. Morgen früh, wenn alle mit der Katzenwäsche fertig waren, würden wir den Kram wieder zurück ins Bad schleppen.
    Ich pustete die Kerze aus – die Lampe war abmontiert, an die beiden Steckdosen kam ich nicht ran – und verwünschte den Tag, an dem ich angefangen hatte zu schreiben. Ohne eigenes Geld hätte ich mir kein eigenes Zimmer leisten können, ohne meine neuen Möbel wäre Stefanie bestimmt nicht auf den Gedanken gekommen, sich auch welche zu kaufen, von Rolf ganz zu schweigen, ich könnte jetzt in einem gemütlichen normalen Bett liegen und nicht auf dieser schmalen Matratze unmittelbar über dem nackten Beton, von der ich in der letzten Nacht dreimal runtergerollt war. Wie, zum Kuckuck, war ich denn bloß in diese Geschichte reingeschliddert?
    Statt um sieben kamen die Maler um neun, dafür war um zwölf schon’ im ersten Zimmer der Anstrich trocken und machte deutlich, daß ein zweiter nötig war. Die Farbe hatte nicht richtig gedeckt. Sascha fürchtete um seinen Zeitplan und griff selbst mit zu. Wegen der paar festgeklebten Pinselhaare sollte ich mich gefälligst nicht so anstellen, und wenn die Wand ein bißchen scheckig aussehe, sei das auch nicht schlimm, davor käme ja das Regal.
    Am späten Nachmittag erschienen die Teppichleger. Es waren nur zwei, und eigentlich wollten sie uns bloß mitteilen, daß sie nicht kommen könnten. Ein Eilauftrag, sehr dringend, aber morgen früh seien wir bestimmt als erste dran.
    »Bei uns ist es wohl nicht eilig? Sehen Sie sich doch mal um! Können Sie nicht wenigstens ein Zimmer fertigmachen, damit wir weiterkommen?«
    Die beiden steckten die Köpfe zusammen, tuschelten, Sascha unterstützte die Gipfelkonferenz mit der Kognakflasche, ich mit einem Geldschein… die Herren ließen sich breitschlagen. »Aber wirklich nur das kleinste Zimmer! In anderthalb Stunden müssen wir beim Herrn Chefarzt sein.«
    Aha! Wahrscheinlich winkte dort neben dem Schwarzarbeitersalär noch eine kostenlose Blinddarmoperation. Ich hätte lediglich signierte Bücher bieten können, aber die Männer sahen nicht so aus, als ob sie daran interessiert wären.
    Das kleinste Zimmer gehörte Stefanie. Sie hatte sich dunkelbraunen Velours ausgesucht, der auch wunderschön aussah, solange ihn niemand betrat. Später zeigte er ein täglich wechselndes Muster, bei dem die Profilsohlen der Turnschuhe am interessantesten waren. Der ewig fusselnde Flokati erledigte den Rest.
    Dankbar verabschiedeten wir die Vertreter der Teppichlegergilde, als sie unter Hinterlassung zerbrochener Sockelleisten und vieler Fußabdrücke Größe 46 das Feld räumten. Morgen würden sie ja wiederkommen.
    Nun begann Saschas großer Auftritt. Zunächst orderte er eine Kanne Tee. Die bekam er. Dann wies er seine Mannen – also uns! – an, die Einzelteile von Steffis künftigem Bett in der Garage zusammenzusuchen.
    Hier sollte ich vielleicht erwähnen, daß sich unsere Garage nicht etwa neben dem Haus befindet, wo anständige Garagen hingehören, sondern fünfzig Meter weiter weg. Licht hat sie auch nicht.
    Im Schein müde vor sich hin glimmender Taschenlampen krochen wir über Bretterstapel, suchten nach den Zetteln, die immer dort hingen, wo wir nicht rankamen, zogen hier einen Gitterrost heraus und dort ein Stück Rückwand, schleppten sie ins Haus, stellten fest, daß wir statt Querlatte eins vom Typ Alhambra Querlatte sieben der Serie Tundra erwischt hatten, brachten sie zurück und kramten weiter nach der richtigen. Sobald wir zwei zueinanderpassende Teile gefunden hatten, fing Sascha an zu schrauben. Auf diese Weise schaffte er es tatsächlich, daß das Bett um elf Uhr abends fertig war. Stefanie trat es mir großzügig ab und nächtigte noch einmal auf der Matratze.
    »So hat das Ganze keine Zukunft!« Mit vom Schraubenzieher lädierten, dick eingecremten Handflächen wühlte Sascha im Dielenschränkchen. Endlich hatte er das Telefonverzeichnis gefunden.
    »Wen willst du jetzt noch anrufen? Es ist gleich Mitternacht.« Ich thronte auf der Mülltonne, die Beine auf sechs Brockhaus-Bänden, und überlegte, bei wem ich mich für die nächsten Tage einquartieren könnte. Mir reichte es.
    Es tutete lange, bis sich am Ende der Telefonstrippe jemand meldete. »Ja, ich weiß«, sagte Sascha, »ich hab dich aus dem Tiefschlaf geholt, aber ich hab noch keine Zeit zum Pennen. Wie? Natürlich habe ich noch Urlaub, aber nicht mehr lange. Deshalb mußt du auch sofort

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