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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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allenfalls das umfangreiche Sortiment an Schrauben und Dübeln zumuten konnten.
    »Es hilft nichts, wir müssen einen Lieferwagen mieten.«
    »Was kostet das?«
    »Keine Ahnung, auf jeden Fall weniger, als wenn du dir den ganzen Krempel ins Haus bringen läßt.«
    Das Möbelhaus war auf unbedarfte Kunden eingerichtet. Selbstverständlich vermietete man auch Transportwagen, stundenweise, Kilometergeld extra. Welche Größe sei denn wohl genehm? Die Verhandlungen überließ ich Sascha, der hatte mir die Sache eingebrockt, jetzt sollte er gefälligst auch sehen, wie er damit fertig wurde. Ich mußte mir noch meinen Teppichboden aussuchen. Moosgrün sollte er nicht gerade sein, aber vielleicht lindfarben?
    Die folgenden Tage sind mir nur noch als das absolute Chaos in Erinnerung. Es blieb nämlich nicht bei der Renovierung des einen Zimmers, wir stellten gleich das halbe Haus auf den Kopf. Steffi hatte beim Anblick der zum Abstellschuppen degradierten Garage ihre Stirn in nachdenkliche Falten gelegt und nach längerem Überlegen festgestellt: »Genaugenommen wäre es doch ein Aufwasch!«
    »Prima Gedanke«, sagte ich, »seitdem der alte Teppichboden im Schlafzimmer raus ist, staubt es bei jedem Schritt. Wenn du da mal durchwischst, hast du deine gute Tat für heute getan.«
    »Du hörst mir ja gar nicht zu! Morgen rückt der Maler an, da könnten wir mein Zimmer doch auch gleich streichen lassen.«
    »Und wohin stellen wir solange die Möbel? Wir rennen doch schon jetzt nur noch Slalom.«
    »Sperrmüll! Ich will mir sowieso neue kaufen. Von Opas Sparbuch.«
    »Das kriegst du erst, wenn du achtzehn bist.«
    »Nun mach nicht solchen Terror wegen der paar Monate. Ob ich mir die Klamotten jetzt oder erst im November hinstelle, ist doch Jacke wie Hose. Bloß geht der ganze Umtrieb dann noch mal von vorne los.«
    Diese Überlegung hatte etwas für sich. »Also schön, meinetwegen!«
    »Du, ich hab da eine tolle Bude gesehen, genau das richtige für dich. Wollen wir schnell mal hinfahren?« Sascha nutzte jede Gelegenheit, dem häuslichen Tohuwabohu zu entfliehen, denn seine Baukastenspiele würden erst dann beginnen, wenn die niederen Arbeiten wie Wändestreichen, Teppichlegen und Saubermachen beendet sein würden. Subalterne Tätigkeiten mißachtete er. Steffi auch.
    Plötzlich zeigte auch Rolf Interesse. Er begutachtete fachmännisch meine künftige Regalwand, prüfte Stärke und Tragfähigkeit der Bretter, und meinte schließlich: »Gibt es so was auch in massiver Ausführung?«
    »Noch massiver? Mein Zimmer hat achtzehn Quadratmeter, vergiß das nicht. Gelegentlich will ich mich auch mal bewegen können.«
    »Eigentlich hatte ich mehr an das Wohnzimmer gedacht.«
    ???
    »Na ja«, begann er zögernd, »das zusammengenagelte Gestell, das wir immer noch so hochtrabend als Bücherwand bezeichnen, ist ja nun wirklich kein erfreulicher Anblick mehr. Ich wollte das schon längst ändern, und wo wir doch schon mal dabei sind… Einen neuen Teppichboden könnten wir auch gebrauchen.«
    Jetzt war mir schon alles egal. Sascha stellte neue Berechnungen an, fuhr mit seinem Vater zum drittenmal in das bewußte Möbelhaus – mittlerweile kannte man ihn und behandelte ihn sehr zuvorkommend –, eine noch gewaltigere Menge von Kleinholz wurde herangekarrt, die Garagentür ging kaum noch zu, aber morgen abend schon würde sich das Chaos lichten, wir könnten mit dem Zusammenbau beginnen – alles halb so schlimm.
    Um sieben Uhr wollten die Maler anfangen, für mittags hatten die drei Teppichleger ihr Erscheinen zugesagt, bis dahin waren mindestens schon zwei Zimmer fertiggestrichen – also nur die Ruhe bewahren und noch mal Pizza in den Ofen schieben. Wir konnten alle keine mehr sehen, aber Kochen war unmöglich geworden. Die Küche war vollgestellt mit Blumenvasen, und Geschirr, alles Dinge, die normalerweise ganz woanders hingehörten, alltägliche Gegenstände wie Suppenterrine oder Salzstreuer wurden unerreichbar, es sei denn, man räumte erst das Sortiment von Sammeltassen und Weingläsern beiseite (wohin denn nur?). Wir benutzten Pappteller und Plastiklöffel, stellten eine Mülltonne in den Flur, weil der Abfalleimer immer gleich voll war, und das Wasser mußten wir oben aus dem Bad holen. Im Keller türmten sich Kartons und Möbel, bei den Zwillingen türmten sich Möbel und Kartons, in der Badewanne türmten sich Bücher, und als ich schließlich abends schlafen gehen wollte, mußte ich mir erst einen Weg bahnen durch

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