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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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herkommen!«
    Mit wem um alles in der Welt palaverte er bloß? Er würde doch hoffentlich nicht auf die Idee kommen, seine gegenwärtige Gespielin als Hilfskraft anzuheuern? Zuzutrauen wäre es ihm.
    »Jetzt stell dich nicht so an, du kannst doch mal blaumachen! Zahnschmerzen oder so. Wie lange? Mindestens drei Tage. Ich schreib dir auch ‘ne Entschuldigung. Warum du kommen sollst? Das siehst du schon, wenn du hier bist. Jedenfalls stehst du morgen spätestens um neun auf der Matte, klar?« Er knallte den Hörer auf die Gabel. »Dieser Regenwurm-Archäologe glaubt tatsächlich, seine Firma geht pleite, wenn er mal nicht im Sand buddelt. So ein Trottel! Mit seinem Pflichtbewußtsein wird er es noch weit bringen.«
    Nun wußte ich endlich, mit wem er telefoniert hatte. Mit Sven.
    Der kam auch tatsächlich. Allerdings hatte ihn nicht der diktatorische Ton seines Bruders hergetrieben, sondern simple Neugier. Die bereute er sofort, als er mit dem Kopf gegen die ausgehängte Wohnzimmertür gestoßen und gleich danach auf die Kaffeemaschine getreten war, die ich auf dem Boden abgestellt hatte, um wenigstens achtzig Quadratzentimeter vom Tisch freizuräumen. Irgendwo mußte ich schließlich mal Brot schneiden können!
    »Ich glaub, ich knall auseinander! Was ist denn hier los?«
    »Hast du dir etwa eingebildet, ich hätte dich bloß hergeholt, damit ich deinen Rübezahlbart kraulen kann?« Man merkte Sascha die Erleichterung an, mit der er seinen Bruder begrüßte. »Warum läßt du dir eigentlich dieses Sauerkraut wachsen? Den dreckigen Hals sieht man trotzdem. Baden allein genügt eben nicht, man muß auch mal das Wasser wechseln.«
    Damit waren die Präliminarien beendet. Sascha informierte seinen Bruder in allen Einzelheiten über das Unternehmen Hausrenovierung, das so harmlos mit einem einzigen Zimmer angefangen hatte. »Jetzt müssen wir erst mal Steffis Zimmer fertig zusammenkloppen, dann können wir da drin wieder was abstellen und kriegen hier unten Platz. Wo bleiben eigentlich die Teppichmenschen?«
    Die hatte ich völlig vergessen. Ein Anruf bei der Firma brachte keine Klarheit. Doch, die Herren seien heute früh losgefahren, hätten allerdings mehrere Aufträge. Nein, man wisse leider nicht, wo sie jetzt sein könnten. Wenn ich vielleicht mittags noch mal anrufen würde…
    Oben wurde geklopft und gehämmert. Dazu erklang überlautes Rockgedudel. Manches von der heutigen Musik sollte wirklich statt auf Kassetten auf Seismographen aufgenommen werden! Im allgemeinen bin ich allergisch gegen Krach, diesmal störte er mich nicht. Jeder Hammerschlag bedeutete einen Nagel mehr zur Vollendung des Werkes, bedeutete ein langsames Ende des Chaos, bedeutete saubere Handtücher in einem aufgeräumten Bad, bedeutete ein richtiges Mittagessen statt Tütensuppen, bedeutete…
    »Uns fehlt ein Teil! Die Rückwand von Steffis Schrank ist nicht da.« Sascha kam die Treppe heruntergepoltert und legte mir ein Stück Papier vor die Nase. »Ruf mal an, ob die das dahaben! Modell Alhambra, Schrank zweitürig, Teil A 17. Bei der Gelegenheit kannst du gleich fragen, ob inzwischen die restlichen Bretter von deinem Regal gekommen sind. Die Nackenrolle Susi fehlt auch noch.«
    »Was fehlt?«
    »Nackenrolle Susi. Ich kann nichts dafür, aber der Quatsch heißt nun mal so. Das sind diese runden Dinger für deine Liege.«
    Die Rückwand war da, man hatte neulich nur vergessen, sie mit herauszugeben, jetzt habe man sie zur Seite gestellt in der Absicht, sie in den nächsten Tagen sogar frei Haus zu liefern. Die fehlenden Bretter auch, das sei Kundendienst.
    »Was verstehen Sie denn unter ›in den nächsten Tagen‹?«
    Erst hörte ich gar nichts, etwas raschelte, als ob jemand Papiere durchblätterte, dann kam die ernüchternde Auskunft: »Am Montag.«
    Heute hatten wir Dienstag.
    Sascha legte den Hammer aus der Hand, nahm statt dessen Svens Autoschlüssel, dessen Wagen ein paar Zentimeter größer war als meiner, und fuhr Bretter holen. Kaum war die Haustür zugeschlagen, beschwerte sich sein Bruder bei mir. »Määm, du glaubst gar nicht, wie der Kerl nervt. Das einzige, was noch schlimmer ist als Experten, sind Leute, die sich dafür halten. Dabei ist er zu dämlich, einen Schubkasten zusammenzuschrauben. Der Griff sitzt bei ihm hinten!«
    Fast auf die Minute genau wie gestern standen die Teppichleger vor der Tür. Diesmal bedurfte es weder alkoholischer Anreize noch klingender Münze, sie machten sich sofort an die Arbeit und räumten

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