Das hätt' ich vorher wissen müssen
legen.
»Ich hab’s schon zusammen!« Stolz zeigte ich den immer noch grübelnden Söhnen meine Bastelarbeit.
»Määm, du mußt erst den Boden einfügen, bevor du das Vorderteil einsetzt. Jetzt kriegst du ihn nicht mehr in die vorgefrästen Rillen«, sagte Sven.
Da hatte er zweifellos recht. Also noch mal von vorne. Nun brach auch die zweite Zacke ab, aber wozu gibt es Sekundenkleber, und überhaupt mußte ich endlich mal ein separates Fach für Papierservietten und Untersetzer haben. Bast wiegt nicht viel.
Der Boden war drin, ich schraubte den Griff an und betrachtete mein Werk. Sven ebenfalls. »Das hast du sehr schön gemacht«, bestätigte er. »Die Deckleiste sitzt zwar verkehrt herum, hinten gucken die Schrauben raus, der Boden ist schief, aber wenn du nichts reinlegst, kannst du die Schublade ruhig benutzen.«
Daraufhin ging ich in die Küche und kochte Gulasch.
Es war tatsächlich das allerletzte und natürlich das oberste Brett, das Sascha aus der Hand rutschte und Sven an die Stirn knallte. Sofort bildete sich eine riesige Beule. »Du mußt gleich mit dem Messerrücken draufdrücken, dann geht sie nach innen«, befahl Sascha. »Da hat sie auch mehr Platz!« Ungerührt stieg er von der Leiter, holte das Brett und setzte es ein. »Fertig! Und jetzt will ich nie wieder etwas von Schrankelementen, schichtverleimten Stützseiten und Sockelfronten hören!«
Ich hatte den gleichen Wunsch. Von dem eingesparten Tausender blieb auch nichts übrig, weil Sven eine neue Batterie für sein Auto brauchte und Sascha ein neues Transistorradio. Der Rest ging drauf für Nerventonikum!
In einer stillen Stunde zog ich Bilanz: Nun hatte ich zwar ein eigenes Zimmer und sogar eine neue Schreibmaschine, andererseits einen Haufen Schulden und keine rechte Vorstellung, wie ich sie loswerden würde. Es half wohl alles nichts, ich mußte noch ein Buch schreiben.
11
Zahlen Sie gerne Steuern? Ich auch nicht. Aber ich muß. Damit ein paar Kommunalpolitiker nach Tokio fliegen und nachsehen können, was sie alles beim Frankfurter U-Bahn-Bau verkehrt gemacht haben.
Bis dato waren Steuern für mich immer das gewesen, was einmal im Jahr eine Familienkrise heraufbeschworen hatte, meistens im Frühling. und somit die Behauptung widerlegte, es sei die schönste Jahreszeit. Mein Beitrag zur Familienkrise hatte darin bestanden, Rolfs Unterlagen zusammenzusuchen, mittels Taschenrechner Telefongebühren, Briefmarken und Hotelkosten zu addieren, die übrigen Papiere in einen Schnellhefter zu stopfen und mir hinterher vom Steuerberater sagen zu lassen, daß ich alles falsch gemacht hätte. Das Ganze lief unter dem Oberbegriff: Die Steuererklärung ist fällig.
Mein erstes Buch war kaum im Handel, da flatterte mir ein Vordruck vom Finanzamt ins Haus, auf dem mir mitgeteilt wurde, daß ich nunmehr Unternehmer und somit einkommenssteuerpflichtig sei. Das Rätselraten, wer denn wohl dieser ungeliebten Behörde einen heimlichen Wink gegeben haben könnte, verschob ich auf später. Ich war ja bereit, Steuern zu zahlen, aber doch nicht sofort! Und was hieß überhaupt Unternehmer? Herr Flick ist Unternehmer und der seriös aussehende Herr, der im Werbefernsehen immer mit so bewegenden Worten seinen Schonkaffee anbietet, aber doch nicht ich! Da mußte ein Irrtum vorliegen.
Herr Scheurer vom Finanzamt war anderer Meinung. Ich produziere Ware, die ich verkaufe, und folglich sei ich Unternehmer.
Welche Ware denn um alles in der Welt? Etwa die 300 Schreibmaschinenseiten pro Buch?
Exakt diese. Im übrigen sei ich auch umsatzsteuerpflichtig, und ich solle künftig darauf achten, daß auf den einschlägigen Belegen die Mehrwertsteuer angegeben sei.
»Welche Belege?«
»Na, Sie werden doch Betriebsausgaben haben! Papier, Farbbänder, Bücher, Auto…«
Haha, ich hatte ja noch gar keins. Trotzdem bedankte ich mich für die Auskünfte, kaufte einen Aktenordner, schrieb FINANZAMT drauf und ging damit zu Rolf. »Ich brauche einen Steuerberater.«
»Wir haben doch einen.«
»Zu dem will ich aber nicht. Der ist mit dem halben Ort verwandt, und die andere Hälfte kennt er noch aus seiner Schulzeit. Warum hast du ihm denn unbedingt von meinem Buch erzählen müssen? Ist doch klar, daß er die Geschichte weitergetratscht hat, und irgendwo ist sie dann bei der falschen Adresse gelandet. Von allein wären die im Finanzamt nie dahintergekommen. Jedenfalls nicht so schnell.«
»Herr Gabler tratscht nicht, der hat Schweigepflicht.«
»Mein Doppelleben fällt
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