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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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fährst!« (Jawoll, genau fünfeinhalb Monate!)
    »Und wo kriege ich jetzt einen neuen Wagen her?«
    »Am übernächsten Ersten fange ich im Schloßhotel Friedrichsruh an, dann nehme ich gleich einen Bankkredit auf, und du bekommst dein Geld zurück. Bis dahin kannst du ja mein Mofa benutzen.«
    Vier Jahre lang hat Sascha den von mir so verkannten Käfer gehegt, viel Geld investiert und ein Schmuckstück daraus gemacht, bis ihm jemand auf eisglatter Fahrbahn in die Seite gebrettert ist und den Wagen in einen Schrotthaufen verwandelt hat. Die Schürfwunden und die hühnereigroße Beule am Kopf haben ihn nicht sonderlich erschüttert, aber um sein Auto hat er geweint. Erst als die Versicherung den Liebhaberwert bestätigte und die doppelte Summe des Anschaffungspreises zahlte, war er etwas ausgesöhnt. Er hatte nämlich »gerade wieder was an der Hand! Englischer Sportwagen, einmalige Gelegenheit, Määm, und gar nicht teuer!«

12
    Eine Rundfunkzeitung wollte einige Kapitel aus den »Jeans« abdrucken. Fünf Folgen sollten es werden. Natürlich freute ich mich. Der Verlag auch. Von wegen kostenloser Reklame und so weiter. Leider hatte ich keinen Einfluß auf die veröffentlichten Textstellen, denn als ich später die zusammengestrichene Story las, war ich entsetzt. Übriggeblieben waren fast nur die ach so beliebten »Action-Szenen«, die in dieser massierten Form wie eine Klamotte wirkten. Aber das wußte ich noch nicht, als mich der Verlag informierte, daß die Zeitschrift eine Heimreportage wünsche. Angeblich würde es die Leser brennend interessieren, wie eine kinderreiche Familie lebt.
    »Heißt das, hier taucht ein Rudel Reporter auf und nimmt uns auseinander?«
    »Nur zwei«, beruhigte mich Frau Maibach. »Sie werden ein paar Fotos machen, die üblichen Fragen stellen, und es wäre schön, wenn die ganze Familie komplett wäre. Zum Glück sind ja noch Ferien.«
    »Kommt gar nicht in Frage!« sagte Sascha sofort. »Ich spiele doch nicht Fotomodell! Wer bin ich denn?«
    »Eine der Hauptpersonen im Buch!«
    »Das ist dein Bier! Ich laß mich nicht zum Hänneschen machen.« Dann bot er mir einen Kompromiß an: »Es weiß doch niemand, wie ich aussehe, da können wir ruhig ein Double nehmen. Matthias ist auch viel fotogener als ich. Der macht das gerne.«
    Ähnlicher Ansicht war Sven. Auch er kannte jemanden, der ihn vertreten würde. Sogar einen Bart hätte der, so daß man ihm nicht mal eine gewisse Ähnlichkeit absprechen könne. Erst als Rolf ein Machtwort sprach und eine drastische Kürzung der finanziellen Zuwendungen androhte, lenkten die Knaben ein.
    »Siehst du«, flüsterte er mir zu, »wenn Geld auch sicherlich nicht alles bedeutet, so hält es die Verbindungen mit den Kindern aufrecht.«
    Die Mädchen waren natürlich hingerissen von der Aussicht, fotografiert und dann auch noch veröffentlicht zu werden. »Was soll ich bloß anziehen?« rätselte Katja vor dem geöffneten Kleiderschrank. »Das sind alles Kleinkindersachen. Den trägerlosen Pulli wollte Määm mir ja nicht kaufen.«
    »Ob wir wenigstens jetzt einen Büstenhalter kriegen?« überlegte Nicole, die mich schon seit Wochen von der Notwendigkeit dieses Dessous zu überzeugen versuchte, obwohl noch gar nichts da war, was zu halten gewesen wäre. Pubertät ist, wenn alle anderen in der Klasse einen BH tragen und die eigene Mutter meint, man selbst solle warten, bis es einen Grund dafür gibt.
    »Ich kaufe mir einen vom Taschengeld«, entschied Katja.
    »Soviel habe ich nicht mehr, es reicht gerade noch für einen Lippenstift.«
    Das fehlte noch! Ich gab meinen Lauschposten am Treppenabsatz auf und ging nach oben. »Ihr werdet euch genauso anziehen wie immer, nämlich Jeans und T-Shirt. Ich will keine aufgetakelten Halbweltdamen haben!«
    »Sonst sagste, wir sollen uns endlich wie Erwachsene benehmen, und nun behandelst du uns wieder wie Kinder. Das ist doch irgendwie beknackt.«
    »Ich gebe ja zu, daß ich mich geirrt habe. Erwachsen werdet ihr erst in dem Augenblick, wenn ihr nicht mehr mit aller Gewalt versucht, euch älter zu machen. Und jetzt beenden wir das Thema, einverstanden?«
    Psychologisch war das vermutlich wieder mal falsch, aber die ständigen Auseinandersetzungen über das, was die beiden zu ihrem Wohlbefinden angeblich brauchten oder nicht brauchten, gingen mir allmählich auf den Geist.
    Nachdem wir vor ihrer unüberwindlichen, brüllend kundgetanen Abneigung gegen das Flötenspielen kapituliert und den Unterricht gekündigt

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