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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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vorne und hinten reingestopft. Ich möchte nur wissen, von was für Dingen sie ihren eigenen Kindern einmal erzählen werden, sie hätten ohne sie auskommen müssen.«
    Wenn Rolf so anfängt, ist es besser, das Thema zu wechseln. »Hast du die Unterlagen für Frau Grießbach endlich zusammen?«
    »Ja, ich muß bloß noch unten hinschreiben, wieviel ich dem Finanzamt bezahlen kann, und von da an soll sie zurückrechnen.«
    Bis zum nächsten Frühjahr war die Familienkrise wieder einmal überwunden, zumal ich festgestellt hatte, daß es kaum etwas gibt, was Ehepaaren ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl verleiht als eine gemeinsame Steuerveranlagung.
    Diesmal hoffte ich nur, es würde unterm Strich genug für mich übrigbleiben, um auch den Rest meiner luxuriösen Neuerwerbung bezahlen zu können: Ein Käfer-Kabriolett. Gebraucht natürlich, aber immerhin!
    Genaugenommen hatte ich den Wagen Sascha zu verdanken, und erst später ist mir klargeworden, warum! Seitdem er den Führerschein hat, träumt er von einem Porsche, nur muß er sich aus naheliegenden Gründen immer noch mit Autos begnügen, die seinem Ideal in keiner Weise ähneln. Beim Erscheinen meines ersten Buches hatte ich zwar versprochen, ihm seinen Traumwagen zu schenken, sobald sich eine der zweifellos Schlange stehenden Filmfirmen die Rechte an meinem Werk gesichert hätte, aber darauf warten wir noch heute. Auch der Matchbox-Porsche, den Sascha zu Weihnachten bekam zusammen mit einer Gießkanne, Düngestäbchen und der Anweisung, ihn regelmäßig zu bewässern, ist noch immer nicht größer geworden. So fuhr er weiterhin seinen Uralt-Renault, und ich ärgerte mich mit Goliath herum, dessen wachsende Reparaturkosten in keinem Verhältnis mehr zu seinem Anschaffungspreis standen. Eines Tages streikte er endgültig, und wieder mal zu einem Zeitpunkt, wie er ungünstiger gar nicht sein konnte.
    Das alljährliche Straßenfest warf seine Schatten voraus. Unmittelbar bevor die Zufahrt gesperrt wurde, zwängte ich mich noch an halbaufgebauten Bretterbuden vorbei, kurvte um abgestellte Getränkekisten und kam schließlich vor einem mitten auf der Fahrbahn geparkten Lkw zum Stehen.
    »Hier können Sie nicht weiter!« sagte der Mann mit der Lederschürze vorm Bauch. »Fahren Sie zurück!«
    »Wenn’s denn unbedingt sein muß…« Ich schob den Rückwärtsgang rein, vielmehr, ich versuchte es, aber die Schaltung hakte mal wieder.
    »Frau am Steuer!« knurrte die Lederschürze. »Können Sie sich nicht ein bißchen beeilen? Sie werden hier zum Verkehrshindernis!«
    Ich beeilte mich ja, aber das nützte nichts. Die Vorwärtsgänge ließen sich mühelos bewegen, nur nach hinten tat sich nichts. »Versuchen Sie es doch selber, wenn Sie glauben, Sie könnten es besser!« forderte ich die hinterhältig grinsende Lederschürze auf und betete im stillen, Goliath möge nicht wieder die männliche Hand spüren und seinen Streik abbrechen.
    Tat er auch nicht. Er muckte weiter.
    »Wo haben Sie denn dieses antike Modell her? Aus der Haferflockenpackung?« Verärgert stieg die Schürze wieder aus. »Mir egal, wie Sie weiterkommen, aber der Wagen muß weg!«
    »Glauben Sie denn, ich will hier überwintern?« sagte ich pampig. »Vorwärts kann ich ja fahren, aber fliegen kann ich nicht. Wie wär’s also, wenn Sie samt Ihren Bierfässern erst mal zurücksetzten?«
    »Wohin denn? Da steht doch schon das Zelt!«
    Die inzwischen versammelten Schaulustigen sparten nicht mit guten Ratschlägen, aber erst, nachdem ein paar kräftige Männer die schon aufgestellten Tische und Bänke zur Seite geräumt und Goliath auf den Bürgersteig gehievt hatten, löste sich das Chaos. Im Schrittempo zuckelte ich auf dem Gehsteig an den Hindernissen vorbei, begleitet von vielen guten Wünschen und dem Vorschlag, Goliath doch dem Museum für vaterländische Altertümer zu schenken.
    Bis nach Hause kam ich noch, aber der herbeigerufene Fachmann bestätigte später meine Diagnose. Goliath litte an zunehmender Altersschwäche, und das Beste wäre, ihm ein friedliches Plätzchen auf dem Schrottplatz zu gönnen.
    Sein Dahinscheiden ließ die Familie wieder enger zusammenrücken. Wir hatten nur noch ein Auto, um das ein ständiger Streit entbrannte, denn an meine Bewegungsfreiheit hatte ich mich nur zu schnell gewöhnt. Außerdem war das Fahrrad inzwischen völlig verrostet. Ich begann mich wieder für Gebrauchtwagen zu interessieren, fand in der vertretbaren Preisklasse aber nur Autos, die ebensoviel

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