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Das hätt' ich vorher wissen müssen

Das hätt' ich vorher wissen müssen

Titel: Das hätt' ich vorher wissen müssen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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Benzin wie Parkplatz brauchten, wobei letzteres ausschlaggebend war. Noch immer sah ich neidisch zu, wenn meine Söhne in eine Lücke einscherten, in die nach meiner Ansicht nicht mal ein Roller gepaßt hätte, und als ich in Heilbronn kürzlich zu Rolf gesagt hatte, ich werde »am besten dort drüben« parken, hatte er nur ungläubig geguckt. »Wo denn? Ich sehe keine leere Straße.«
    Ein Wagen mit Kofferraum hinten raus – korrekt heißt das Stufenheck – kam also nicht in Frage, und mehr als fünfzig PS auch nicht. Im Unterhalt zu teuer! Frau Grießbach hatte gesagt, die Ausgaben dürften meine Einnahmen nicht unter das Sozialhilfeniveau drücken, sonst wäre das Finanzamt nicht einverstanden. Daß aber ausgerechnet Sascha neben mir saß, als wir das rote Auto stehen sahen, wäre nun doch nicht nötig gewesen.
    »Halt mal schnell an!« befahl er. »Ich habe da eben was entdeckt!«
    »Was denn?« Aber er war schon über die Straße gelaufen und umkreiste mit verzücktem Blick das Kabriolett. »Komm mal her, Määm, das wäre doch was für dich!«
    Zugegeben, es gefiel mir auch, hauptsächlich deshalb, weil wir 28 Grad im Schatten hatten. Das aufgeklappte Verdeck signalisierte Kühle, darüber hinaus sind Kabriolett-Fahrer immer braun im Gesicht, was mir nur mit Unterstützung der Höhensonne gelingt, und daß Käfer sparsame Autos sind, war ja allgemein bekannt. Außerdem hatte der Wagen ein handliches Format.
    »Ich frage mal, was die Mühle kostet«, beschloß Sascha.
    »Steht doch dran!« Ich zeigte auf das Schild an der Windschutzscheibe. »VHB. Was heißt das? Vierhundert Blaue?«
    »Quatsch! VHB heißt Verhandlungsbasis.«
    »Na, dann verhandle mal schön!«
    Es dauerte eine ganze Weile, bis er zurückkam. Ihm auf den Fersen folgte der Inhaber dieses Gebrauchtwarenmarktes, ein schmierig aussehender Levantiner, der mich lebhaft zu meiner Wahl beglückwünschte. Offenbar hätte ich einen Blick für Raritäten, denn normalerweise sei der Wagen viel teurer, er werde ja gar nicht mehr gebaut, aber es herrsche Mangel an Abstellplätzen, und nur deshalb müsse er das Auto so billig abstoßen. »Nicht einen Pfennig verdiene ich daran! Wenn ich es recht bedenke, setze ich sogar noch zu.«
    Nun erwarte ich von einem Auto nichts anderes, als daß es fährt und nicht grün ist. Grün steht mir nicht. Wie viele Zylinder so ein Wagen hat, ob Scheibenbremsen und Einzelradaufhängung, ist mir ganz egal, weil ich mir darunter sowieso nichts vorstellen kann, doch die Anpreisungen des Händlers machten mich mißtrauisch. Er führte sich auf, als wolle er mir einen Rolls-Royce verkaufen.
    »Am liebsten wäre mir, wenn der Wagen so läuft, wie Sie reden!«
    Das könne ich ja gerne ausprobieren. Im Handumdrehen hatte er den Zündschlüssel in der Hand, und im selben Augenblick saß Sascha auch schon hinter dem Steuer. Ich durfte neben ihm Platz nehmen.
    Mein Sohn war begeistert. Es störte ihn gar nicht, daß wir obenherum gut gekühlt wurden, während es unten anfing, brenzlich zu riechen. »Die Heizung ist eingeschaltet, ich weiß bloß nicht, wo man sie abdreht.«
    Nun ja, das würde man wohl herausfinden können. Ich zog die Beine auf den Sitz und ließ mich mit wehenden Haaren spazierenfahren. Nur schade, daß ich meine Sonnenbrille in Rolfs Wagen vergessen hatte, mit halbgeschlossenen Augen sieht man nicht viel.
    »Määm, das Auto nimmst du! Das ist ja Spitze!«
    »Kaufs doch selber!«
    »Wovon denn? Du weißt doch, wie mies der Wörner seine Sklaven bezahlt!«
    Das allerdings stimmte. Der Sold reichte bei Sascha immer nur bis zur Monatsmitte, deshalb stand er bei mir auch schon erheblich in der Kreide.
    »Darf ich auch mal ans Steuer?«
    Widerwillig tauschte er mit mir den Platz. »Du kannst mir ruhig glauben, der Wagen läuft einwandfrei.«
    Das ließ sich nicht bestreiten, nur fiel mir erst jetzt die gewölbte Motorhaube auf, die mir irgendwie im Wege war. »Da kann ich ja kaum drübergucken.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich zwanzig Zentimeter kleiner hin als du.«
    »Macht doch nichts. Dann kaufst du dir eben ein luftgefülltes Sitzkissen.«
    Im Gegensatz zu Goliath, dessen glatte Stromlinienform keinerlei mathematische Berechnungen von mir gefordert hatte, besaß der Käfer ausladende Kotflügel, die ich bei künftigen Parkmanövern zu berücksichtigen hatte. Die Sicht nach hinten war auch nicht gerade optimal, da störte das zurückgeklappte Verdeck. Nein, ich war noch gar nicht davon überzeugt, daß der Käfer und

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