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Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Titel: Das halbe Haus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Cynybulk
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lassense die Herrschafden endlich ihre Orbeid mochen, sagt Elvira Voss. – Wieso, sagt Eva, sind außerdem diese Frauen in meinem Haus? – Sie wurden als unbeteiligte Zeugen hinzugezogen. Wir handeln nach Recht und Gesetz. – Guten Morgen, Eva, sagt Gundula Meister, als trete sie erst jetzt ein. – Sind das alle, die sich momentan im Objekt befinden?, fragt der Herr und zeigt auf Jakob und Leo, die auf der untersten Treppenstufe stillstehen. Eva nickt. – Und hier, geht es hier zum Keller?, will einer der anderen wissen. – Ja, sagt Elvira Voss. Ein dritter Herr schiebt sich an Leo und Jakob vorbei und steigt die Treppe hoch. Er riecht nach nichts, und er hat kein Gesicht. Dachboden ooch noch, ruft er vom ersten Stock nach unten, und der vierte folgt ihm. Weil ihm das nicht behagt, kommt Theo herunter und setzt sich zwischen Leo und Jakob. Ich hatte gefragt, ob das alle im Objekt Befindlichen sind, sagt der Mann scharf zu Eva. – Aber das ist eine Katze, sagt Eva. – Ich untersage Ihnen, die Arbeit der Organe durch Falschaussagen zu behindern, sagt der Herr und macht sich Notizen. Ist das eine männliche oder eine weibliche Katze? – Weder noch, sagt Eva. Der Herr hört auf zu schreiben. Ich warne Sie, sagt er. – Aber es stimmt, sagt Jakob und hasst sich dafür, dass seine Stimme so piepsig klingt. – Bis vor einer Woche, sagt Eva, war das ein Kater. Dann wurde ihm das Skrotum abgezwackt. Der Herr sieht sie an. Er wurde kastriert, erklärt Leo leise. Noch immer sind ihre Augen ganz groß. Sie hat Schiss. Jakob hat auch Schiss. Wie der Herre, so’s Gescherre, sagt Elvira Voss. – Jetzt bitte, Genossin Voss, sagt der Mann gereizt. Zu Eva sagt er: Ich warne Sie. – Nein, ich warne Sie, ruft Eva, und nun wackelt ihre Stimme doch. Sobald mein Mann da ist, wird er dem hier ein Ende machen. Der Herr steckt seinen Notizblock ein und geht an Eva vorbei in die Küche. – Der gommt so schnell nisch wieder, sagt Elvira Voss, die einfach nicht ihr Maul halten kann, und dann wird der das vornähme Gedue ganz schnell vergehn. Sie schält sich aus ihrem Pelzmantel, legt ihn über den Arm und stampft, die Pelzmütze auf dem Kopf, dem Gescheitelten hinterher. Die haben mich rausgeklingelt, flüstert Gundula Meister, ich hatte keine Wahl. – Leonore, sagt Eva und bewegt ihre Arme, die nur zu drei Vierteln von den Kimonoärmeln bedeckt sind, du gehst in den Keller und passt ganz genau auf, was der Mensch da macht. Ich bleibe hier im Erdgeschoss, und du, Jakob, sagt sie zu Jakob, kontrollierst die beiden oben. Merk dir alles, was sie mitnehmen, was sie reden und tun. – Was soll ich machen?, fragt Gundula Meister. Soll ich Frank Bescheid geben? – Ich habe keine Ahnung, wo er ist. Bevor auch sie in die Küche geht, sagt Eva noch: Man hat immer eine Wahl.
    »Ja-kob!«
    Der Mensch ist nicht nur ein gesellschaftliches, er ist auch ein biologisches Wesen. Ihn kennzeichnen der aufrechte Gang (Hände sind für die Arbeit frei), ein hoch entwickeltes zentrales Nervensystem (Ausbildung der Sprache, des Denkens und des Bewusstseins, planmäßige Arbeit, lange Jugendperiode zur bewussten Förderung durch Lernen und Training) und ein Leben in der Gesellschaft (humanitäre und hygienische Pflichten und Verantwortung für Mitmenschen und Gesellschaft). Der Mensch pflanzt sich geschlechtlich fort und ist lebendgebärend wie die anderen Säuger. Er ist vor allem aufgrund der hohen Entwicklung seiner geistigen Fähigkeiten in der Lage, den Zeitpunkt seiner Fortpflanzung und die Anzahl seiner Nachkommen weitgehend selbst zu bestimmen. Die Geschlechtsreife erlangt der Mensch in der Pubertät durch die Ausbildung seiner primären und sekundären Geschlechtsmerkmale. Die Pubertät aber ist ein schwieriges Thema, das oft falsch angepackt wird. Das sagt zum Schulanfang die neue Biolehrerin Fräulein Eichhorn, die frisch aus dem Seminar kommt. Sie will nichts wissen von einem Unterricht aus der Mottenkiste, will, dass die Schülerinnen und Schüler der 7b ihre Lehrbücher wegpacken und ohne Scheu das im Grunde gar nicht so schwierige und alle betreffende Thema der Pubertät anpacken. Die Jungen sollen eine Jungenwandzeitung, die Mädchen eine Mädchenwandzeitung zur Pubertät gestalten, ganz in ihren eigenen Worten. Die elf Jungen der Klasse, von denen maximal drei ernsthaft in der Pubertät stecken, finden sich im Werkraum zusammen. Sie sind angehalten, die inneren und die äußeren Merkmale der Pubertät anhand der

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