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Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Titel: Das halbe Haus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Cynybulk
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Beobachtung des eigenen Körpers zusammenzustellen und auch etwas zur Körperpflege zu sagen. Lange sagen sie nichts. Sie schneiden drei farbige Kartonkreise aus und schreiben PUB , ER und TÄT darauf. Jeder reißt sich darum, die Buchstaben auszumalen. Als es nichts mehr auszumalen gibt, sagt Falk, dass Schuster mal erzählen solle, er habe die meisten Haare am Sack und im Gesicht. Inwiefern habe sich sein Körper verändert, jetzt mal abgesehen von den Haaren, was man im Übrigen auch schon mal aufschreiben könne. – Nu ja, sagt Schuster, ich bin aus dem Chor geflogen. Falk notiert: In der Pubertät wird die Stimme schlecht. Und was noch? – Nu ja, sagt Schuster. – Was? – Pickel, springt der kleine Kolja mit der reinen Haut bei. Auch am Rücken, übelst Streuselkuchen. Falk notiert: In der Pubertät gibt es Streuselkuchen. Und was noch? – Samenerguss, sagt der kleine Kolja mit seiner hellen Stimme. Falk notiert: In der Pubertät ergießt sich der Samen. Sonst noch was? – Träume, sagt Gottscheidt verträumt. Man hat so Träume. – Was für Träume?, fragt Falk. – Nu ja, sagt Schuster, von Weibern. – Von der Eichhorn, sagt Gottscheidt. – Von Sonja aus der Neunten, sagt Mirko Thiele. – Von Jakobs Schwester, sagt Falk. – Ist nicht meine Schwester, sagt Jakob. – Und von seiner Mutti, sagt Falk. – Das ist auch nicht meine Mutter, sagt Jakob. – Umso besser, sagt Falk, dann kannst du es mit beiden machen. Oder bist du noch gar nicht in der Pubertät? – Halt die Fresse, sagt Jakob. – Gereiztheit wegen dem Sexualhormon Testosteron, sagt der kleine Kolja. Falk notiert: In der Pubertät gibt es stärkere Gereiztheit wegen den Hormonen. Ich glaube, wir haben jetzt alles, sagt er. Sie heften ihre schütteren Erkenntnisse auf das Tuch, versuchen ihre wenigen Schnipsel möglichst eindrucksvoll über den roten Untergrund zu verteilen. Als die Mädchen den Klassenraum betreten, geraten Stolz und Entsetzen aneinander. Denn die Wandzeitung der Mädchen ist voll. Sie ist mit ellenlangen Zetteln, eng beschriebenen Kästen und expliziten Bildchen versehen, farbig ausgeschmückt und durch schnörklige Überschriften gegliedert. Kaum ein Fetzchen vom roten Tuch ist zu erkennen. Die Pubertät der Mädchen ist eine Gala, die der Jungen ein Zahnarztbesuch, dem durch Albernheit der Schreck genommen werden soll. Die Ergebnisse der Jungen präsentiert der kleine Kolja. Er spricht, als würde er über Vulkangestein oder Kolchosen reden. Nach zwei Minuten ist der Spuk vorbei. Nun gut, sagt Fräulein Eichhorn. Die Mädchen stellen ihre Wandzeitung gemeinsam vor. Jede nimmt sich eines Themas an. Peinlicherweise haben sie sich nicht auf die weibliche Pubertät beschränkt, sondern auch alles zur männlichen gesammelt. Sie haben Bücher zu Hilfe genommen und sprechen ohne Ironie. Bei Jungen, sagt Yvonne Schmitt, wachsen Bart und Schamhaare, und die Brust und der Rücken werden breiter. Allerdings setzt dieses Wachstum später als bei Mädchen ein, die natürlich an anderen Stellen wachsen. – Am Arsch, flüstert Falk. – Stimmbruch, sagt Doris Liebers, bezeichnet die körperliche Entwicklung von Kehlkopf und Stimmbändern, die gegen Ende der Pubertät zu einer Veränderung der Stimme führt. Bei Jungen vergrößert sich der Kehlkopf mehr als bei Mädchen. Gewöhnlich dauert es etwa ein halbes Jahr, bis man sich daran gewöhnt hat und die Töne beim Sprechen nicht mehr verrutschen. – Claudia Rothe erklärt: Der Junge bekommt auf der Oberlippe, am Kinn und an den Wangen Haare, den Bart eben. Zuerst ist es nur ein weicher Flaum, der dann stopplig wird. Ob ein Junge sehr viele Barthaare hat oder so gut wie gar keine, ist erblich bedingt. Wann der Bart zu wachsen beginnt, ist unterschiedlich. Bei manchen fängt es schon mit zwölf an, zum Beispiel bei Konrad Schuster, andere bekommen nie einen. Der Bart ist ein sekundäres Geschlechtsorgan. – Auch der Damenbart, flüstert Falk. Am Schluss spricht Kerstin. Sie redet über Scheidenflüssigkeit, Ejakulat und den Geschlechtsakt. Die Mädchen hören zu und werfen Seitenblicke auf die Jungs. Die feixen dümmlich. Sie sind einen halben Kopf kleiner und ihre Köpfe einen ganzen Farbton roter. Das habt ihr toll gemacht, Mädchen, sagt Fräulein Eichhorn, ich bin stolz auf euch. Davon können sich die Jungen eine große Scheibe abschneiden. Bitte hängt die Wandzeitungen auf, und ich schlage vor, dass die Jungs ihre Beiträge im Laufe des Schuljahres

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