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Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Das halbe Haus: Roman (German Edition)

Titel: Das halbe Haus: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunnar Cynybulk
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zu Frank.
    »Ist ja auch so«, sagt Frank.
    »Du bist hier zur Schule gegangen, hast hier studieren dürfen, dein Arbeitsplatz ist sicher.«
    Frank gähnt ausgiebig und sagt dann: »Du gehörst nicht zu der Brigade, die aus den tiefen Tellern löffelt.«
    »Komm, komm«, sagt Jasper.
    »Darum geht’s doch«, sagt Frank, plötzlich hitzig. »Du spürst dich nicht. Nicht hier.«
    »Du redest so, weil du Friederike verloren hast«, sagt Anita leise. Es ist nicht für Almuts Ohren bestimmt.
    »Ich rede so, weil ich was verstanden habe vom Leben. Ihr seid alles sesshafte Typen ohne Drang zur Veränderung.«
    »Was ist denn so schlecht daran? Man muss wissen, wo die eigenen Grenzen sind«, sagt Mo.
    »Du musst bloß still sein«, sagt Frank. »Mit deinem Parteibuch fährst du schön auf allen Sieben Meeren. Du siehst die Welt.«
    »Und was ist mit Freundschaft und Liebe?«, sagt Cora und blickt zu Almut. »Das ist doch viel wertvoller als alles.«
    Und was ist mit Jakob? Was ist mit dieser Scheißaktion an der Grenze Ende August? Keiner fragt es, alle denken es.
    »Eigentlich geht’s dir doch nur um dein schönes Leben«, sagt Inge. »Du bist doch nur ein Baum und kein Wald.«
    »Komm, komm«, sagt Jasper.
    »Ihr lebt, als hättet ihr tausend Jahre Zeit«, sagt Frank. »Ihr habt aber keine tausend Jahre Zeit. Ihr habt fünfundsechzig Pflichtjahre, und eins gleicht dem anderen. Dann erlaubt man euch auszureisen. Wenn ihr Greise seid. Dann bleiben euch noch sieben, acht Jahre. Die Nachspielzeit. Aber euch fehlen die Zähne für das Festmahl.«
    Inge blickt zu Polina und sagt: »Das ist so grob.«
    »Ach, ich werde sowieso hundert«, sagt Polina. »Ich hab noch vieles vor mir.« Wie sie diese Streitereien hasst, dieses leere, wütende Gerede. Schon Arthur und ihr Vater haben sich am Küchentisch in die Haare gekriegt, da ging es um Kommunismus und – wofür stand ihr Vater gleich noch mal ein? Sie hat es vergessen. Zwischen Horst und Arthur ging es dann um Kommunismus und die Nazisache, zwischen Paul und Frank ging es um Anstand und Verwahrlosung oder Spießertum und Freiheit, je nachdem, wer sprach, und jetzt ging es also zwischen Frank und den anderen um Kapitalismus und Sozialismus, mehr oder weniger. Vielleicht ging es auch nur um das Streiten selbst.
    »Wisst ihr, wie lange ich noch absitzen muss bis dahin?«, sagt Frank. »In diesem größten Knast der Welt? Siebenundzwanzig Jahre, sieben Monate und sechs Tage.« Seine Augen schimmern.
    »Das ist ein bisschen peinlich jetzt«, sagt Cora, die Buchhändlerin. »Deine Iwan-Denissowitsch-Nummer.«
    Frank leert sein Glas und knallt es auf den Tisch. »Und außerdem verstößt es gegen alle Gesetze und jedes Recht. Der Obermufti hat in Helsinki die Charta unterschrieben, da steht alles drin.«
    »Was steht denn da drin?«, fragt Siegmar.
    »Dass man leben kann, wo man will. Dass man frei seine Meinung äußern kann«, sagt Frank.
    »Kannst du doch«, sagt Siegmar. »Wer hindert dich konkret?«
    »Der Paragraph 106 des STGB , konkret.«
    »Was steht da drin?«, fragt Inge.
    »Kommt, vergesst es«, sagt Frank.
    »Schmidt wird Honni schon was ins Gästebuch schreiben, da in dem Jagdschloss«, sagt Jasper. »Der hat Courage.«
    »Ich finde, du machst es dir ganz schön einfach«, sagt Edelgard zu Frank. »Siehst du denn nicht die positiven Dinge, die es in einer Gesellschaft wie der unseren gibt? Man muss halt auch mal mitmachen, sich nicht immer nur aus allem rausziehen.«
    »Es ist doch alles unnütz ohne Freiheit. Freie Deutsche Jugend, Freier Deutscher Gewerkschaftsbund: Dass ich nicht lache! In Wahrheit gibt es hier keine Freiheit. Da könnt ihr sagen, was ihr wollt. Punkt, aus.« Frank steht auf, schlängelt sich zum Fenster, öffnet es und holt eine neue Wodkaflasche herein.
    »Gut«, sagt Inge. »Aber ich verstehe nicht, wieso du Mutti so vor deinen Karren spannst. Nur weil du nach drüben willst, muss sie auch gehen.«
    »Ihm ist es doch scheißegal, wie es anderen dabei geht«, sagt Siegmar. »Was wäre denn mit Jakob gewesen, wenn sie euch an der Grenze geschnappt hätten?«
    »Halt die Fresse, du Penner«, zischt Frank und stößt den Stuhl um.
    »Schluss jetzt«, ruft Polina. »Ich gehe aus freien Stücken.« Sie streicht sich über die Schürze. »Frank, du bringst die Kinder ins Bett. Und du, Siegmar, sorgst dafür, dass wir das hier aufbekommen.« Sie hält die Kokosnuss hoch.
    »Das Beste ist der Saft«, erklärt Mo. »Macht die Männer stark und die Frauen

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