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Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Das Halsband der Königin - 1 (German Edition)

Titel: Das Halsband der Königin - 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Dumas
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für den Geschichtschreib sagen.

XVII.
Der Bottich
    Das Gemälde, das wir im vorhergehenden Capitel sowohl von der Zeit, in der man lebte, als von den Menschen, mit denen man sich in diesem Augenblick beschäftigte, zu entwerfen gesucht haben, kann in den Augen unserer Leser den unerklärlichen Eifer der Pariser für das Schauspiel der von Herrn Mesmer öffentlich bewerkstelligten Euren rechtfertigen.
    König Ludwig XVI., der, wenn er auch nicht sehr begierig in Betreff der Neuigkeiten war, die in seiner guten Stadt Paris Aufsehen erregten, dieselben doch wenigstens zu würdigen wußte, hatte der Königin, unter der Bedingung, daß sich der erhabene Besuch von einer Prinzessin begleiten lasse, die Erlaubniß geben, einmal ebenfalls das zu sehen, was die ganze Welt gesehen.
    Es begab sich dieß zwei Tage nach dem Besuch, den der Herr Cardinal von Rohan bei Frau von La Mothe gemacht hatte.
    Das Wetter war milder geworden und ein kräftiges Aufthauen eingetreten. Eine Armee von Gassenkehrern, glücklich und stolz, mit dem Winter ein Ende zu machen, fegte mit dem Feuereifer der Soldaten, die einen Laufgraben eröffnen, den letzten, ganz beschmutzten und in schwarzen Bächen hinschmelzenden Schnee in die Gossen.
    Blau und durchsichtig beleuchtete sich der Himmel mit den ersten Sternen, als Frau von La Mothe in eleganter Kleidung und von allem Anschein des Reichthums umgeben, in einem Fiaker, den Frau Clotilde so neu als möglich gewählt hatte, auf der Place Vendome erschien, wo sie an einem Hause von großartigem Aussehen, dessen hohe Fenster an der ganzen Facade glänzend erleuchtet waren, anhielt.
    Dieses Haus war das von Doctor Mesmer.
    Außer dem Fiaker von Frau La Mothe hielten viele Equipagen oder Chaisen vor diesem Hause, und außer diesen Equipagen oder Chaisen gingen zwei bis drei hundert Neugierige im Koth umher und warteten auf das Herauskommen der geheilten Kranken oder auf den Eintritt der zu heilenden Kranken.
    Diese – beinahe insgesammt reich und mit Titeln versehen – kamen in ihren mit Wappen geschmückten Wagen an, ließen sich von ihren Lakaien herausheben und tragen, und die in Pelze gewickelten oder in Atlasmäntel gehüllten Ballen neuer Art waren kein geringer Trost für die ausgehungerten, halbnackten Unglücklichen, die vor der Thüre auf den schlagenden Beweis lauerten, daß Gott die Menschen krank mache, ohne ihren Stammbaum um Rath zu fragen.
    War einer von diesen Kranken mit bleicher Gesichtsfarbe und matten Gliedern unter dem großen Thor verschwunden, so entstand ein Gemurmel unter den Anwesenden, und es kam selten vor, daß diese neugierige und verständige Menge, die vor der Thüre der Ballsäle und unter den Säulenlauben der Theater die ganze vergnügungssüchtige Aristocratie sich drängen sah, was ihr Vergnügen war, nicht diesen an einem Arm oder Bein gelähmten Herzog oder jenen Marschall erkannte, dem die Füße den Dienst versagten, weniger wegen der Strapazen bei militärischen Märschen, als wegen Erstarrung in Folge von Besuchen bei den Damen der Oper oder der italienischen Comödie.
    Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die Menge mit ihren Forschungen nicht bei den Männern stehen blieb.
    Auch die Frau, die man in den Armen ihrer Heiducken, mit hängendem Kopf und glanzlosen Augen, gleich wie die römischen Damen, die sich nach dem Mahle von ihren Thessaliern herumtragen ließen, hatte vorüberkommen sehen, auch diese Dame, welche Nervenleiden unterworfen, oder durch Ausschweifungen und Nachtwachen geschwächt war, und von den Modecomödianten oder von den kräftigen Engeln, von denenMadame Dugazon so wunderbare Erzählungen zu machen wußte, nicht hatte geheilt oder wieder erweckt werden können, verlangte von Mesmers Bottich, was sie vergebens anderswo gesucht hatte.
    Und man glaube nicht, daß wir hier zu unserem Vergnügen die Sittenverderbniß übertreiben. Man muß zugestehen, daß in jener Zeit ein Wettstreit zwischen den Damen des Hofes und den Demoisellen des Theaters stattfand. Die letztern nahmen den Frauen der vornehmen Welt ihre Liebhaber und ihre Männer, jene stahlen den Theaterfräulein ihre Cameraden und ihre selbstgemachten Vetter.
    Einige dieser Damen waren eben so bekannt, als die Männer, und ihre Namen kreisten in der Menge auf eine nicht minder geräuschvolle Art; aber viele, und ohne Zweifel waren dieß nicht diejenigen, deren Namen das geringste ärgerliche Aufsehen erregt hatte, viele entgingen an dem genannten Abend wenigstens dem Lärmen und der

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