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Das Halsband der Koenigin 1

Das Halsband der Koenigin 1

Titel: Das Halsband der Koenigin 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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von Tuch gekleidet; der einzige Unterschied, den man unter ihren Kleidern bemerkte, war der, daß der eine Knöpfe und Galonen von Gold, der andere Galonen und Knöpfe von Seide hatte.
    Diese zwei Männer, gezogen von einem Rappen, dessen Nüstern einen dichten Rauch ausströmten, fuhren vor einem andern Schlitten, auf den sie von Zeit zu Zeit ihre Blicke warfen, als überwachten sie ihn.
    In diesem zweiten Schlitten saßen zwei Damen, so gut in Pelz eingehüllt, daß Niemand ihre Gesichter hätte sehen können. Man dürfte sogar beifügen, es wäre schwierig gewesen, zu sagen, welchem Geschlechte diese zwei Personen angehörten, hätte man sie nicht an der Höhe ihres Kopfputzes erkannt, auf dessen Gipfel ein kleiner Hut seine Federn schüttelte.
    Von dem kolossalen Gebäude dieses mit geflochtenen Bändern durchwirkten Kopfputzes fiel eine Wolke von weißem Puder hinab, wie im Winter eine Reifwolke von den Zweigen herabfällt, die der Nordost schüttelt.
    Diese zwei Damen, welche dicht beisammen saßen, unterhielten sich miteinander, ohne auf die zahlreichen Zuschauer zu achten, die sie auf dem Boulevard vorüberfahren sahen.
    Wir haben vergessen, zu bemerken, daß sie nach kurzem Zögern weiter gefahren waren.
    Die Eine von ihnen, die größere und majestätischere, drückte an ihre Lippen ein Sacktuch von feinem, gesticktem Batist und hielt den Kopf gerade und fest trotz des Nordosts, der den Schlitten in seinem raschen Laufe durchschnitt. Es hatte fünf Uhr auf der Kirche Saint-Croix-d'Antin geschlagen, und die Nacht fing an, sich auf Paris herabzusenken, und mit der Nacht die Kälte.
    In diesem Augenblick hatten die Equipagen ungefähr die Porte Saint-Denis erreicht.
    Die Dame vom Schlitten, dieselbe, welche ein Sacktuch vor den Mund hielt, machte den zwei Männern der Vorhut, die sich, den Gang des Rappen beschleunigend, weiter vom Schlitten der zwei Damen entfernten, ein Zeichen. Dann wandte sich dieselbe Dame gegen die Nachhut um, welche aus zwei andern Schlitten, jeder geführt von einem Kutscher ohne Livree, bestand, und ihrerseits dem Zeichen gehorchend, das sie verstanden hatten, verschwanden die zwei Kutscher in der Rue Saint-Denis, in deren Tiefen sie sich verloren.
    Der Schlitten der zwei Männer gewann, wie gesagt, einen bedeutenden Vorsprung vor den zwei Damen und verschwand am Ende in den ersten Nebeln des Abends.
    Als der zweite Schlitten auf das Boulevard de Menilmontant kam, hielt er an; hier waren die Spaziergänger selten, die Nacht hatte sie zerstreut; überdieß wagten sich in dieses abgelegene Quartier wenige Bürger ohne Stocklaternen und ohne Geleite, seitdem der Winter die Zähne von drei- bis viertausend Bettlern geschärft hatte, welche ganz sachte in Diebe verwandelt worden waren.
    Die Dame, die wir schon als Befehle ertheilend bezeichnet haben, berührte mit der Fingerspitze die Schulter des Kutschers, der den Schlitten führte.
    Der Schlitten hielt an.
    »Weber,« sagte sie, »wie viel braucht Ihr Zeit, um das Euch bekannte Cabriolet zu bringen?«
    »Madame nimmt das Cabriolet?« fragte der Kutscher mit einem scharfen deutschen Accent.
    »Ja, ich werde durch die Straßen zurückkommen, um die Feuer zu sehen. Die Straßen sind aber noch kothiger, als die Boulevards, und man würde schlecht im Schlitten fahren. Und dann habe ich ein wenig kalt bekommen; Sie auch, nicht wahr Kleine?« sagte die Dame, sich an ihre Begleiterin wendend.
    »Ja, Madame,« antwortete diese.
    »Ihr hört also, Weber, oder Ihr wißt, mit dem Cabriolet?«
    »Gut, Madame.«
    »Wie viel Zeit braucht Ihr?«
    »Eine halbe Stunde.«
    »Es ist gut. Schauen Sie auf Ihre Uhr, Kleine.«
    Die jüngere von den zwei Damen suchte in ihrem Pelz und schaute dann auf ihrer Uhr mit großer Schwierigkeit nach der Stunde, denn die Nacht verfinsterte sich, wie gesagt, immer mehr.
    »Drei Viertel auf sechs Uhr,« antwortete sie.
    »Um drei Viertel auf sieben Uhr also, Weber.«
    Und, nachdem sie diese Worte gesagt, sprang die Dame leicht aus dem Schlitten, gab ihrer Freundin die Hand und fing an, sich zu entfernen, während der Kutscher mit Geberden ehrfurchtsvoller Verzweiflung laut genug, um von seiner Gebieterin gehört zu werden, murmelte:
    »Unklugheit, oh! mein Gott, welche Unklugheit!«
    Die zwei Frauen lachten, hüllten sich in ihre Pelze, deren Kragen bis zur Höhe ihrer Ohren gingen, und durchschritten die Gegenallee des Boulevard, wobei sie sich damit belustigten, daß sie den Schnee unter ihren kleinen, mit

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