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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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Bruder, Du hältst Fräulein von Taverney nicht für so schwach, daß sie ihren Platz auf der Welt aus einer Regung des Trotzes abträte. Der Trotz ist die Schwäche der Gefallsüchtigen oder der Dummen. Das Auge, das sich durch den Trotz entzündet Hai, befeuchtet sich bald mit Thränen, und der Trotz ist gelöscht. Ich habe keinen Trotz, Philipp. Ich möchte gern, daß Du mir glaubtest, und zu diesem Ende brauchtest Du Dich nur selbst zu befragen, wenn Du eine Beschwerde haben zu können vermeinst. Antworte mir, Philipp, wenn Du Dich morgen nach la Trappe zurückzögest, wenn Du Carthäuser wurdest, wie würbest Du die Ursache nennen, die Dich zu diesem Entschluß angetrieben hätte?«
    »Ich würde diese Ursache einen unheilbaren Kummer nennen, meine Schwester,« antwortete Philipp mit der sanften Majestät des Unglücks.
    »Gut, Philipp, das ist ein Wort, welches mir zusagt und das ich annehme. Wohl! es ist also ein unheilbarer Kummer, was mich nach der Einsamkeit treibt.«
    »Gut, und der Bruder und die Schwester werden im Leben keine Unähnlichkeit gehabt haben. Gleich glücklich, werden sie stets in demselben Grade unglücklich gewesen sein. Das macht die gute Familie, Andree.«
    Andree glaubte, durch seine Gemüthsbewegung fortgerissen, Philipp werde neue Fragen an sie richten, und vielleicht wäre ihr unbeugsames Herz unter dem Drucke der brüderlichen Freundschaft gebrochen.
    Aber Philipp wußte aus Erfahrung, daß die großen Seelen sich selbst genügen; er beunruhigte Andree nicht in der Verschanzung, die sie sich gewählt hatte.
    »In welcher Stunde und an welchem Tage gedenkst Du abzugehen?«
    »Morgen; heute noch, wenn es Zeit wäre.«
    »Wirst Du nicht einen letzten Spaziergang mit mir im Parke machen?«
    »Nein!« antwortete sie.
    Er begriff wohl an dem Händedruck, der diese Weigerung begleitete, daß die junge Frau nur eine Gelegenheit, sich erweichen zu lassen, zurückwies.
    »Ich bin bereit, wenn Du mich benachrichtigst,« sagte er.
    Und er küßte ihr die Hand, ohne ein Wort beizufügen, das die Bitterkeit ihres Herzens zum Ueberströmen gebracht hätte.
    Nachdem Andree die ersten Vorbereitungen getroffen, zog sie sich in ihr Zimmer zurück, wo sie folgendes Billet von Philipp erhielt:
    »Du kannst unsern Vater heute Abend um fünf Uhr besuchen. Der Abschied ist unerläßlich. Herr von Taverney würde über Vernachlässigung, über schlechtes Benehmen schreien.«
    Sie antwortete:
    »Um fünf Uhr werde ich im Reisekleid bei Herrn von Taverney sein. Um sieben Uhr können wir in Samt-Denis ankommen. Wirst Du mir Deinen Abend schenken?«
    Statt jeder Antwort rief Philipp aus seinem Fenster, welches nahe genug bei der Wohnung Andree's lag, daß diese es hören konnte:
    »Um fünf Uhr die Pferde an den Wagen.«

LV.
Ein Finanzminister.
    Wir haben gesehen, daß die Königin, ehe sie Andree empfing, ein Billet von Frau von La Mothe gelesen und gelächelt hatte.
    Dieses Billet enthielt nur, mit allen möglichen Formeln des Respects, die Worte:
    » ... Und Eure Majestät kann versichert sein, daß ihr Credit gegeben, und die Waare im Vertrauen abgeliefert wird.«
    Die Königin hatte also gelächelt und das Billet von Jeanne verbrannt.
    Nachdem sie sich in der Gesellschaft des Fräuleins von Taverney ein wenig verdüstert, kam Frau von Misery und meldete, Herr von Calonne warte auf die Ehre, bei ihr zugelassen zu werden.
    Es kann nicht ungeeignet erscheinen, wenn wir diese Person dem Leser ein wenig erklären. Die Geschichte hat ihm dieselbe so ziemlich bekannt gemacht, aber der Roman, der die Perspectiven und die großen Züge minder genau zeichnet, gibt vielleicht der Einbildungskraft ein befriedigenderes Detail. Herr von Calonne war ein Mann von Geist, sogar von unendlich viel Geist, welcher, aus der nicht sehr an Thränen gewöhnten, obwohl vernünftig urtheilenden Generation der zweiten Hälfte des Jahrhunderts hervorgehend, in Beziehung auf das über Frankreich schwebende Unglück mit sich im Klaren war, sein Interesse mit dem gemeinschaftlichen Interesse vermischte, wie Ludwig XV. sagte: Nach uns das Ende der Welt! und überall Blumen suchte, um seinen letzten Tag zu schmücken.
    Er war vertraut mit den Geschäften und zugleich Hofmann. Alle Frauen, die sich durch ihren Geist, durch ihren Reichthum und ihre Schönheit auszeichneten, hatte er durch seine Huldigungen cultivirt, wie etwa die Biene den mit Aromen und Säften erfüllten Pflanzen ihre Huldigungen darbringt.
    Die Conversation von sieben

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