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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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dann vor dem Thore des königlichen Schlosses in seinen Wagen und reiste nach dem Städtchen Villers-Coterets ab, von wo aus er das Schloß Boursonnes erreichen sollte; dieses lag eine halbe Meile von dem Städtchen, welches die ersten Poesien von Demoustier bereits verherrlichten.

LIV.
Zwei blutende Herzen.
    Einen Tag, nachdem Andree die Königin gesehen hatte, wie sie dem vor ihr knieenden Charny entfloh, trat Fräulein von Taverney ihrer Gewohnheit gemäß in das königliche Zimmer, zur Stunde der kleinen Toilette, vor der Messe.
    Die Königin hatte noch keinen Besuch empfangen. Sie hatte nur ein Billet von Frau von La Mothe gelesen, und ihre Laune war äußerst heiter.
    Noch bleicher als am Tage vorher, hatte Andree in ihrer ganzen Person jenen Ernst und jene kalte Zurückhaltung, welche die Aufmerksamkeit erregt und selbst die Größten zwingt, mit den Kleinsten zu rechnen.
    Einfach, so zu sagen streng in ihrer Toilette, glich Andree einer Botin des Unglücks. War dieses Unglück für sie oder für Andere?
    Die Königin hatte einen ihrer Tage der Zerstreutheit; sie achtete daher nicht auf den langsamen, ernsten Gang Andree's, auf ihre gerötheten Augen, auf die matte Weiße ihrer Schläfe und ihrer Hände. Sie drehte den Kopf gerade nur so viel, als nöthig war, um ihren freundschaftlichen Gruß hören zu lassen.
    »Guten Morgen, Kleine!«
    Andree wartete, daß ihr die Königin eine Gelegenheit zum Sprechen gäbe. Sie wartete in der festen Ueberzeugung, ihr Stillschweigen und ihre Unbeweglichkeit würden am Ende die Augen von Marie Antoinette auf sich ziehen.
    Dieß geschah. Als die Königin keine andere Antwort, als eine tiefe Verbeugung erhielt, wandte sie sich um und bemerkte durch einen Seitenblick dieses Gesicht mit dem scharfen Gepräge des Schmerzes und der Strenge.
    »Guter Gott! was gibt es, Andree?« fragte sie, indem sie sich ganz umwandte, »ist Dir Unglück widerfahren?«
    »Ein großes Unglück, ja, Madame,« antwortete die junge Frau.
    »Was denn?«
    »Ich werde Eure Majestät verlassen.«
    »Mich verlassen? Du gehst von hier weg?«
    »Ja. Madame.«
    »Wohin gehst Du denn? welche Ursache kann diese plötzliche Abreise haben?«
    »Madame, ich bin nicht glücklich in meinen Zuneigungen.«
    Die Königin schaute empor.
    »In meinen Familienzuneigungen,« fügte Andree erröthend bei.
    Die Königin erröthete ebenfalls, und der Blitz ihrer beiden Blicke kreuzte sich glänzend wie bei einem Zusammenstoß von Schwertern.
    Die Königin erholte sich zuerst.
    »Ich verstehe Sie nicht,« sagte sie; »mir scheint, Sie waren gestern glücklich?«
    »Nein, Madame,« erwiderte Andree mit festem Tone; »gestern war abermals einer der unglücklichen Tage meines Lebens.«
    »Oh!« machte die Königin, welche träumerisch geworden.
    Und sie fügte bei: »Erklären Sie sich.«
    »Ich müßte mich entschließen, Eure Majestät mit Einzelnheiten zu ermüden, welche unter ihrer Würde sind. Ich habe keine Befriedigung in meiner Familie; ich hübe nichts von den Gütern der Erde zu erwarten, und ich bitte Eure Majestät um meinen Abschied, um mich mit meinem Seelenheil zu beschäftigen.«
    Die Königin stand auf, nahm, obgleich dieser Schritt ihren Stolz schwer anzukommen schien, Andree bei der Hand und sprach:
    »Was bedeutet dieser Entschluß eines störrischen Kopfes? Hatten Sie nicht gestern auch einen Bruder, einen Vater, wie heute? Waren sie minder beschwerlich und minder schädlich, als heute? Glauben Sie, ich sei fähig, Sie in Verlegenheit zu lassen, und bin ich nicht mehr die Familienmutter, die denjenigen, welche keine Familie haben, eine solche gibt?«
    Andree fing an zu zittern, wie eine Schuldige; sie verbeugte sich vor der Königin und erwiderte:
    »Madame, ich bin durchdrungen von Ihrer Güte, aber sie wird mich nicht von meinem Vorhaben abbringen. Ich habe beschlossen, den Hof zu verlassen. Es ist für mich Bedürfniß, in die Einsamkeit zurückzukehren; setzen Sie mich nicht der Gefahr aus, meine Pflichten gegen Sie dadurch zu verrathen, daß ich mich gegen den Beruf verfehle, den ich in mir fühle.«
    »Seit gestern also?«
    »Eure Majestät wolle mir nicht befehlen, über diesen Gegenstand zu sprechen.«
    »Seien Sie frei,« sprach die Königin mit Bitterkeit; »nur bewies ich Ihnen Vertrauen genug, daß Sie solches auch zu mir haben könnten. Doch ein Thor ist, wer einen Menschen, der nicht sprechen will, um ein Wort fragt. Behalten Sie Ihre Geheimnisse, mein Fräulein, seien Sie glücklicher in der

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