Das Halsband der Koenigin 2
und Schuldner.
Der Cardinal sah seinem Gaste mit einer beinahe verdutzten Miene zu.
»Nun!« sagte Cagliostro, »da wir unsere Bekanntschaft erneuert haben, Monseigneur, plaudern wir, wenn es Ihnen beliebt.«
»Ja,« erwiderte der Prälat, der sich allmälig erholte, »ja sprechen wir von der Deckung, welche ... welche ...«
»Die ich in meinem Briefe bezeichnet habe. Nicht wahr, Eure Eminenz wünscht eiligst zu erfahren ...«
»Oh! das war ein Vorwand ... so denke ich wenigstens.«
»Nein, mein Herr, durchaus nicht, es war eine Wirklichkeit, und zwar eine höchst ernste. Diese Deckung lohnt sich wohl der Mühe, bewerkstelligt zu werden, da es sich um fünfmal hunderttausend Livres handelt und fünfmal hunderttausend Livres eine Summe sind.«
»Und zwar eine Summe, die Sie mir zuvorkommend geliehen haben!« rief der Cardinal, auf dessen Gesicht eine leichte Blasse erschien.
»Ja, Monseigneur, die ich Ihnen geliehen habe,« sprach Balsamo; »ich sehe mit Vergnügen bei einem so großen Fürsten wie Sie ein so gutes Gedächtniß.«
Der Cardinal hatte den Schlag empfangen; er fühlte einen kalten Schweiß von seiner Stirne nach seinen Wangen herabrieseln.
»Ich glaubte einen Augenblick,« sagte er, indem er zu lächeln suchte, »Joseph Balsamo, der übernatürliche Mann, habe seine Schuldforderung in sein Grab mitgenommen, wie er meinen Schein in's Feuer geworfen hatte.«
»Monseigneur,« erwiderte der Graf mit ernstem Tone, »das Leben von Joseph Balsamo ist unzerstörbar, wie dieses Blatt Papier, das Sie für vernichtet hielten. Der Tod vermag nichts gegen das Lebenselixir, das Feuer vermag nichts gegen den Asbest.«
»Ich verstehe nicht,« sagte der Cardinal, dem eine Blendung vor den Augen vorüberzog.
»Sie werden verstehen, Monseigneur, dessen bin ich sicher.«
»Wie so?«
Und er gab dem Prinzen ein zusammengelegtes Papier, und dieser rief, sogar ehe er es geöffnet:
»Mein Schein!«
»Ja, Monseigneur, Ihr Schein,« erwiderte Cagliostro mit einem leichten Lächeln, das noch durch eine kalte Verbeugung gemildert wurde.
»Sie verbrannten ihn doch, ich sah die Flamme davon.«
»Ich habe das Papier allerdings in's Feuer geworfen, aber, wie gesagt, Monseigneur. der Zufall wollte, daß Sie auf ein Stück Asbest geschrieben hatten, statt auf ein gewöhnliches Papier, so daß ich den Schein unversehrt auf den verbrannten Kohlen gefunden habe.«
»Mein Herr,« sprach der Cardinal mit einem gewissen Stolz, denn er glaubte in der Vorweisung des Scheins ein Zeichen von Mißtrauen zu sehen, »mein Herr, glauben Sie mir, daß ich diese Schuld eben so wenig ohne dieses Papier geläugnet hätte, als ich sie mit diesem Papier läugne. Sie hatten also Unrecht, daß Sie mich täuschten.«
»Ich, Sie täuschen? Ich hatte nicht einen Augenblick diese Absicht, das schwöre ich Ihnen.«
»Sie haben mich glauben gemacht, das Unterpfand sei vernichtet.«
»Um Ihnen den ruhigen und glücklichen Genuß der fünfmal hunderttausend Livres zu lassen,« erwiderte Balsamo mit einer leichten Bewegung der Schultern.
»Aber, mein Herr,« fuhr der Cardinal fort, »warum haben Sie zehn Jahre lang eine solche Summe ausgesetzt gelassen?«
»Monseigneur, ich wußte, bei wem ich sie angelegt hatte. Die Ereignisse, das Spiel, die Diebe haben mich allmälig aller meiner Güter beraubt. Da ich aber wußte, daß ich dieses Geld in Sicherheit hatte, so wartete ich geduldig bis zum letzten Augenblick.«
»Und der letzte Augenblick ist gekommen?«
»Ach! ja, Monseigneur.«
»So, daß Sie sich weder mehr gedulden, noch warten können?«
»Das ist mir in der That unmöglich,« antwortete Cagliostro.
»Sie verlangen also Ihr Geld von wir zurück?«
»Ja, Monseigneur.«
»Schon heute?«
»Wenn es Ihnen beliebt.«
Der Cardinal beobachtete ein verzweiflungsvolles Stillschweigen.
Dann sprach er mit bebender Stimme:
»Herr Graf, die unglücklichen Fürsten der Erde improvisiren nicht so rasche Vermögen, wie Ihr Zauberer, die Ihr über die Geister der Finsterniß und des Lichtes gebietet.«
»Oh! Monseigneur, glauben Sie mir, ich würde diese Summe nicht von Ihnen gefordert haben, hätte ich nicht vorher gewußt, daß Sie dieselbe besitzen.«
»Ich habe fünfmal hunderttausend Livres, ich?« rief der Cardinal.
»50.000 Livres in Gold, 10.000 in Silber, das Uebrige in Bankscheinen.«
Der Cardinal erbleichte.
»Welche dort in jenem Schranke von Boule sind,« fügte Cagliostro bei.
»Oh! mein Herr, Sie wissen das?«
»Ja,
Weitere Kostenlose Bücher