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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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doch Sie stehen über der Menschheit, da Sie so freigebig Allen Gold und Gesundheit spenden.«
    »Die Gesundheit, ich leugne das nicht, Monseigneur; doch das Gold ... nein, oh! nein ...«
    »Sie machen kein Gold mehr?«
    »Nein, Monseigneur.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil ich das letzte Theilchen einer unentbehrlichen Ingredienz verloren habe, die mir mein Lehrer, der weise Althotas, nach seinem Abgange aus Aegypten gegeben hatte; es ist dieß das einzige Recept, welches ich nicht eigen besaß.«
    »Er hat es behalten?«
    »Nein, das heißt, ja, behalten oder mit in's Grab genommen, wie Sie wollen.«
    »Er ist gestorben?«
    »Ich habe ihn verloren.«
    »Warum haben Sie nicht das Leben dieses Mannes, des unumgänglich notwendigen Verwahrers dieses unumgänglich notwendigen Recepts, verlängert, während Sie doch sich selbst seit Jahrhunderten lebendig und jung erhalten haben, wie Sie sagen?«
    »Weil ich Alles gegen die Krankheit, gegen die Wunde vermag, aber Nichts gegen den Unfall, der tödtet, ohne daß man mich ruft.«
    »Und es war ein Unfall, der die Tage von Althotas endigte?«
    »Sie müssen es erfahren haben, da Sie meinen Tod wußten.«
    »Der Brand der Rue Saint-Claude, bei welchem Sie verschwanden ...«
    »Hat Althotas allein getödtet, oder der Weise wollte vielmehr, des Lebens müde, sterben.«
    »Das ist seltsam.«
    »Nein, es ist natürlich, ich meinerseits habe schon hundertmal daran gedacht, ich sollte zu leben aufhören.«
    »Aber Sie haben dennoch auf dem Leben beharrt.«
    »Weil ich mir einen Jugendzustand wählte, in welchem die schöne Gesundheit, die Leidenschaften oder Vergnügungen des Körpers mir noch eine Zerstreuung verschaffen; Althotas dagegen hatte sich den Alterszustand gewählt.«
    »Althotas mußte es machen, wie Sie.«
    »Nein, er war ein tiefer und erhabener Mann; von allen Dingen dieser Welt wollte er nur die Wissenschaft. Und diese Jugend mit dem gebieterischen Blut, diese Leidenschaften, diese Vergnügungen hätten ihn von der ewigen Beschauung abgelenkt; Monseigneur, es ist von Gewicht, daß man immer fieberfrei ist; um gut zu denken, muß man sich in einer unstörbaren Schlafsucht absorbiren können. Der Greis sinnt besser nach, als der junge Mann; wenn ihn die Traurigkeit erfaßt, gibt es auch kein Mittel mehr. Althotas ist als ein Opfer seiner Ergebenheit für die Wissenschaft gestorben. Ich lebe wie ein Weltkind, verliere meine Zeit und thue durchaus nichts. Ich bin eine Pflanze. Ich darf nicht sagen, eine Blume, ich lebe nicht, ich athme.«
    »Oh!« murmelte der Cardinal, »mit dem wiedererstandenen Mann ersteht auch wieder mein ganzes Erstaunen. Sie geben mich jener Zeit zurück, mein Herr, wo die Zauberkraft Ihrer Worte, wo die Wunderbarkeit Ihrer Handlungen alle meine Fähigkeiten verdoppelten und in meinen Augen den Werth eines Geschöpfes erhöhten. Sie erinnern mich an die zwei Träume meiner Jugend. Wissen Sie, es sind siebzehn Jahre, daß Sie mir erschienen.«
    »Ich weiß es, wir haben Beide sehr abgenommen. Monseigneur, ich bin kein Weiser mehr, sondern ein Gelehrter. Sie, Sie sind nicht mehr ein schöner junger Mann, sondern ein schöner Fürst. Erinnern Sie sich, Monseigneur, jenes Tages, wo ich in meinem heute durch die Tapeten verjüngten Cabinet Ihnen die Liebe einer Frau versprach, deren blonde Haare meine Seherin befragt hatte?«
    Der Cardinal erbleichte und erröthete dann plötzlich. Der Schrecken und die Freude hatten hinter einander die Schläge seines Herzens unterbrochen.
    »Ich erinnere mich,« sagte er, »doch nur verworren.«
    »Wir wollen sehen,« sprach Cagliostro lächelnd, »wir wollen sehen, ob ich noch für einen Zauberer gelten könnte. Warten Sie, bis ich diese Idee fest erfasse.«
    Er dachte nach.
    »Die blonde junge Person Ihrer Liebesträume,« sagte er nach einem Stillschweigen, »wo ist sie? was macht sie? Ah! bei Gott, ich sehe sie; ja ... und Sie selbst haben sie heute gesehen. Mehr noch, Sie kommen von ihr her.«
    Der Cardinal drückte eine eiskalte Hand auf sein klopfendes Herz.
    »Mein Herr!« sagte er so leise, daß Cagliostro es kaum hörte, »ich bitte ...«
    »Wollen Sie, daß wir von etwas Anderem sprechen?« versetzte der Wahrsager mit höflichem Tone. »Oh! ich bin ganz zu Ihren Befehlen, Monseigneur. Haben Sie die Güte, über mich zu verfügen.«
    Und er streckte sich ziemlich frei auf einem Sopha aus, den der Cardinal ihm zu bezeichnen seit dem Anfang dieses interessanten Gesprächs vergessen hatte.

LVII.
Gläubiger

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