Das Halsband der Koenigin 2
habe Mittel, meinen Verbindlichkeiten zu entsprechen; kümmern Sie sich also nicht mehr um diese Angelegenheiten, welche von der ersten Zahlung an nur mich angehen werden.«
»Damit die Sache beendigt sein möge, Madame,« sprach der Cardinal, sich verbeugend, »habe ich Eurer Majestät nur noch das Halsband anzubieten.«
Zu gleicher Zeit zog er das Etui aus seiner Tasche und überreichte es der Königin.
Sie schaute es nicht einmal an, was bei ihr ein sehr großes Verlangen, es zu sehen, offenbarte, und zitternd vor Freude legte sie es auf ein Arbeitstischchen, doch so, daß sie es unter ihrer Hand behielt.
Der Cardinal versuchte sodann einige Worte der Höflichkeit, welche sehr gut aufgenommen wurden, und kam hernach auf das zurück, was die Königin in Betreff ihrer Versöhnung gesagt hatte.
Da sie sich aber gelobt hatte, die Diamanten nicht in seiner Gegenwart anzuschauen, und da sie vor Begierde, dieselben zu sehen, brannte, so hörte sie ihn nur noch zerstreut an.
Aus Zerstreuung überließ sie ihm auch ihre Hand, die er mit entzückter Miene küßte. Dann nahm er Abschied, da er zu geniren glaubte, was ihn mit Freude erfüllte. Ein einfacher Freund genirt nie, ein gleichgültiger noch viel weniger.
Das war der Verlauf dieser Zusammenkunft, welche alle Wunden im Herzen des Kardinals schloß. Er verließ die Königin begeistert, trunken von Hoffnung, und bereit, Frau von La Mothe für die Unterhandlung, die sie so glücklich geführt, eine grenzenlose Dankbarkeit zu beweisen.
Jeanne erwartete ihn mit ihrem Wagen, hundert Schritte von der Barriere; sie empfing die glühende Betheurung seiner Freundschaft.
»Nun,« sagte sie nach dem ersten Ausbruch dieser Dankbarkeit, »weiden Sie Richelieu oder Mazarin sein? Hat Ihnen die österreichische Lippe Ermuthigungen des Ehrgeizes oder der Zärtlichkeit gegeben? Sind Sie in die Politik oder in die Intrigue versetzt?«
»Scherzen Sie nicht, Gräfin, ich bin wahnsinnig vor Glück.«
»Schon!«
»Stehen Sie mir bei, und in drei Wochen kann ich ein Ministerium in den Händen haben.«
»Teufel! in drei Wochen; wie lange das ist! der Verfall der ersten Verbindlichkeiten ist auf vierzehn Tage gestellt.«
»Ah! alles Glück kommt zugleich; die Königin hat Geld, sie wird bezahlen; ich werde mir das Verdienst der Absicht haben. Das ist Zu wenig, Gräfin, auf Ehre, es ist zu wenig. Gott ist mein Zeuge, daß ich diese Versöhnung gern um den Preis von fünfmal hunderttausend Livres bezahlt hätte...«
»Seien Sie unbesorgt,« unterbrach ihn lächelnd die Gräfin, »Sie werben dieses Verdienst neben den anderen haben. Ist Ihnen viel daran gelegen?«
»Ich gestehe, daß ich es vorzöge, wenn die Königin meine Schuldnerin geworden wäre ...«
»Monseigneur, es sagt mir Etwas, daß diese Befriedigung Ihnen werden soll. Sind Sie darauf vorbereitet?«
»Ich habe meine letzten Güter verkaufen lassen, und für das nächste Jahr meine Einkünfte und Pfründen verpfändet.«
»Sie haben also die fünfmalhunderttausend Livres?«
»Ich habe sie; nur weiß ich nicht, wenn die Zahlung geleistet ist, wie ich es nachher machen werde.«
»Diese Zahlung,« rief Jeanne, »gibt uns ein Vierteljahr Ruhe. In drei Monaten, guter Gott! welche Ereignisse können da eintreten!«
»Das ist wahr; doch der König läßt mir sagen, ich solle keine Schulden machen.«
»Ein Aufenthalt von zwei Monaten im Ministerium wird alle Ihre Schulden bereinigen.«
»Oh! Gräfin...«
»Empören Sie sich nicht. Wenn Sie es nicht thäten, würden es Ihre Vetter thun.«
»Sie haben immer Recht. Wohin gehen Sie?«
»Ich will die Königin wieder aufsuchen und in Erfahrung bringen, welche Wirkung Ihre Gegenwart gemacht hat.«
»Sehr gut, ich kehre nach Paris zurück.«
»Warum? Sie wären heute Abend zum Spiel zurückgekommen. Das ist gute Tactik; verlassen Sie den Platz nicht.«
»Ich muß leider bei einem Rendezvous sein, das ich diesen Morgen vor meinem Abgang erhalten habe.«
»Ein Rendezvous?«
»Von ziemlich ernster Natur, nach dem Inhalt des Billets zu urtheilen, das man mir zugeschickt hat. Sehen Sie.«
»Eine männliche Handschrift,« sagte die Gräfin.
Und sie las:
»»Monseigneur, es will sich Jemand mit Ihnen über die Deckung einer bedeutenden Summe besprechen. Diese Person wird sich heute Abend bei Ihnen in Paris einfinden, um die Ehre einer Audienz zu erhalten.««
»Anonym ... Ein Bettler.«
»Nein, Gräfin, man setzt sich nicht mit heiterem Herzen der Gefahr aus, von meinen
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