Das Halsband der Koenigin 2
Schein zurück. Gott befohlen, Monseigneur.«
Nach diesen Worten legte Cagliostro das Papier kalt zusammen und schickte sich an, es wieder in seine Tasche zu stecken,.
Der Cardinal hielt ihn zurück.
»Herr Graf,« sagte er, »ein Rohan duldet nicht, daß ihm irgend Jemand in der Welt Lectionen in der Großmuth gibt« Ueberdieß wäre es hier ganz einfach eine Lection der Redlichkeit. Ich bitte Sie, mein Herr, geben Sie mir den Schein, damit ich ihn bezahle.«
Nun war es Cagliostro, der seinerseits zu zögern schien.
Das bleiche Gesicht, die angeschwollenen Augen, die bebende Hand des Kardinals schienen in der That ein lebhaftes Mitleid in ihm zu erregen.
Der Cardinal, so stolz er war, begriff diesen guten Gedanken von Cagliostro. Einen Augenblick hoffte er, es würde ein gutes Resultat daraus hervorgehen.
Plötzlich aber verhärtete sich das Auge des Grafen, eine Wolke lief über seine gefaltete Stirne hin und er streckte die Hand und den Schein gegen den Cardinal aus.
Im Herzen getroffen, verlor Herr von Rohan nicht einen Augenblick; er wandte sich nach dem Schranke, den Cagliostro bezeichnet hatte, und zog daraus ein Bündel Anweisungen auf die Wasser- und Forstkasse; dann bezeichnete er mit dem Finger mehrere Säcke Silber und öffnete eine Schublade voll Gold.
»Herr Graf,« sagte er, »hier sind Ihre fünfmal hunderttausend Livres! nur bin ich Ihnen zu dieser Stunde noch weitere zweimal hundert und fünfzig tausend Livres schuldig, indem ich annehme, daß Sie Zins aus Zins ausschlagen, was eine noch viel beträchtlichere Summe machen würde. Ich will die Rechnungen durch meinen Intendanten stellen lassen und Ihnen Sicherheiten für diese Bezahlung geben, wobei ich Sie bitte, mir Zeit bewilligen zu wollen.«
»Monseigneur,« erwiderte Cagliostro, »ich habe Herrn von Rohan fünfmal hunderttausend Livres geliehen. Herr von Rohan ist mir fünfmal hunderttausend Livres schuldig und nicht mehr. Hätte ich Interessen ziehen wollen, so würde ich sie in dem Schein ausbedungen haben. Mandatar oder Erbe von Joseph Balsamo, wie es Ihnen beliebt, denn Joseph Balsamo ist wirklich todt, darf ich nur die in der Schuldurkunde ausgesprochenen Summen annehmen. Sie bezahlen mir dieselben, dafür sage ich Ihnen meinen ehrerbietigen Dank. Ich nehme also die Anweisung an, Monseigneur, und da ich noch am heutigen Tage der ganzen Summe bedarf, so werde ich das Gold und das Silber, was ich Sie bereit zu halten bitte, abholen lassen.«
Nach diesen Worten, auf welche der Cardinal nichts zu erwidern wußte, steckte Cagliostro das Bündel mit den Papieren in die Tasche, verbeugte sich ehrfurchtsvoll vor dem Prinzen, in dessen Hände er den Schein legte, und entfernte sich.
»Das Unglück,« seufzte der Prinz, nach dem Abgang Cagliostro's, »das Unglück trifft nur mich, da die Königin zu bezahlen im Stande ist, und zu ihr wenigstens kein unerwarteter Joseph Balsamo kommen wird, um einen Rückstand von fünfmal hunderttausend Livres zu fordern.«
LVIII.
Haushaltungsrechnungen.
Es war zwei Tage vor der ersten von bei Königin bestimmten Zahlung. Herr von Calonne hatte sein Versprechen noch nicht gehalten. Seine Rechnungen waren noch nicht vom König unterzeichnet.
Der Minister hatte viel zu thun gehabt und dadurch die Königin ein wenig vergessen. Sie ihrerseits hielt es nicht ihrer Würbe angemessen, das Gedächtniß des Controleur der Finanzen aufzufrischen. Da sie seine Zusage erhalten hatte, so wartete sie.
Sie fing indessen an unruhig zu werden und sich zu erkundigen, sie sann eben auf Mittel, Herrn von Calonne, zu sprechen, ohne die Königin zu compromittiren, als ihr ein Billet folgenden Inhalts vom Minister zukam:
»Diesen Abend wird die Sache, mit der mich Eure Majestät gnädigst beauftragt hat, im Rathe unterzeichnet werden, und die Gelder werden morgen früh bei der Königin sein.«
Ihre ganze Heiterkeit kehrte auf Marie Antoinette's Lippen zurück. Sie dachte an nichts mehr.
Man sah sie sogar auf ihren Spaziergängen die einsamsten Alleen suchen, als wollte sie ihre Gedanken von aller materiellen und weltlichen Berührung absondern.
Sie ging noch mit Frau von Lamballe und dem Grafen von Artois spazieren, als der König nach seinem Mittagsmahle in der Sitzung des Rathes erschien.
Der König war von einer wunderlichen Laune. Aus Rußland kamen schlimme Nachrichten. Ein Schiff war im Golf von Lyon untergegangen. Einige Provinzen verweigerten die Steuerbezahlung, Eine schöne, vom König selbst polirte und
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