Das Halsband der Koenigin 2
das wieder in Ordnung, und Sie bekommen ...«
»Hier ist man unbestechlich,« erwiderte Ducorneau.
Und er schloß die Thüre.
An demselben Abend erhielt der Graf folgenden Brief:
»Euere Excellenz!
»Ein Mann, der Ihre Befehle erwartet und die ehrerbietigen Entschuldigungen Ihrer unterthänigen Diener zu überbringen wünscht, ist vor der Thüre ihres Hotels; auf ein Zeichen Eurer Excellenz wird er in die Hände eines Ihrer Leute das Halsband niederlegen, dem das Glück zu Theil geworden ist, Ihre Aufmerksamkeit zu erregen.
»Genehmigen Sie, gnädigster Herr, die Versicherung tiefer Ehrfurcht u. s. w. u. s. w.
»Böhmer und Bossange.«
»Nun!« sprach Don Manoel, nachdem er diesen Brief gelesen hatte, »das Halsband gehört uns.«
»Nein, nein,« entgegnete Beausire, »es gehört uns erst, wenn wir es gekauft haben; kaufen wir es?«
»Wie?«
»Eure Excellenz versteht das Französische nicht, das ist abgemacht; vor Allem aber entledigen wir uns des Herrn Kanzlers.«
»Wie?«
»Auf die allereinfachste Art; man muß ihm eine wichtige diplomatische Sendung geben, das übernehme ich.«
»Sie haben Unrecht, er wird hier unsere Bürgschaft sein.«
»Er wird sagen, Sie sprechen Französisch wie Herr Bossange und ich.«
»Er wird es nicht sagen, wenn ich ihn darum bitte.«
»Gut, er bleibe, lassen Sie den Mann mit den Diamanten eintreten.«
Der Mann wurde eingeführt; es war Herr Böhmer in Person, Böhmer, der die tiefsten Bücklinge schnitt und die demüthigsten Entschuldigungen stammelte: worauf er seine Diamanten überreichte und Miene machte, sie zur Prüfung zurückzulassen.
Don Manoel behielt sie.
»Genug der Proben,« sagte Beausire, »Sie sind ein mißtrauischer Kaufmann; Sie müssen ehrlich sein. Setzen Sie sich hierher und lassen Sie uns sprechen, da Ihnen der Herr Gesandte verzeiht.«
»Ach! welche Mühe hat man, was muß man ausstehen, um zu verkaufen!« seufzte Böhmer.
»Welche Mühe macht man sich, um zu stehlen!« dachte Beausire.
XXIX.
Der Handel.
Nun verstand sich der Herr Gesandte dazu, das Halsband im Einzelnen zu untersuchen.
Herr Böhmer zeigte begierig jedes Stück und hob jede Schönheit hervor.
»Ueber die Gesammtheit dieser Steine,« sagte Beausire, mit dem Don Manoel portugiesisch gesprochen hatte, »über die Gesammtheit weiß der Herr Gesandte nichts zu sagen, diese ist befriedigend. Was die Diamanten selbst betrifft, so ist nicht dasselbe der Fall: Seine Excellenz hat zehn ein wenig gepickte, ein wenig fleckige gezählt.«
»Oh!« machte Böhmer.
»Seine Excellenz,« unterbrach ihn Beausire, »versteht sich besser als Sie auf Diamanten; die adeligen Portugiesen spielen in Brasilien mit Diamanten, wie hier die Kinder mit Glas.«
Don Manoel legte wirklich den Finger auf mehrere Diamanten hinter einander, und machte mit bewunderungswürdiger Scharfsicht die unscheinbaren Fehler bemerkbar, die vielleicht sogar ein Kenner nicht getadelt hätte.
»So aber, wie es ist,« sprach Böhmer, etwas erstaunt darüber, daß er in einem so vornehmen Herrn einen so feinen Juwelier erblickte, »so wie es ist, ist dieses Halsband die schönste Verbindung von Diamanten, die es in diesem Augenblick in Europa gibt.«
»Das ist wahr,« erwiderte Don Manoel, und auf ein Zeichen fügte Beausire bei:
»Wohl, Herr Böhmer, hören Sie, wie sich die Sache verhält. Ihre Majestät die Königin von Portugal hat von dem Halsband sprechen gehört; sie hat Seine Excellenz beauftragt, über den Ankauf zu unterhandeln, nachdem der Herr Gesandte die Diamanten gesehen. Die Diamanten sagen Seiner Excellenz zu; was verlangen Sie für das Halsband?«
»Sechzehnmal hunderttausend Livres.«
Beausire wiederholte seinem Gesandten die Zahl.
»Das ist um hunderttausend Livres zu theuer,« sprach Don Manoel.
»Gnädiger Herr,« erwiderte Böhmer, »man kann den Nutzen bei einem Gegenstand von dieser Bedeutung nicht genau berechnen; es waren, um einen Schmuck von diesem Werth zu verfertigen, Nachforschungen und Reisen erforderlich, über die man erschrecken würde, wenn man sie kannte, wie ich.«
»Hunderttausend Livres zu theuer,« wiederholte der zähe Portugiese.
»Und wenn Ihnen der Herr Gesandte dieß sagt,« fügte Beausire bei, »so muß es bei ihm Ueberzeugung sein, denn Seine Excellenz handelt nie.«
Böhmer schien ein wenig erschüttert. Nichts beruhigt argwöhnische Kaufleute so sehr, als ein Käufer, der handelt.
Nachdem er einen Augenblick gezögert, sprach er:
»Ich kann unmöglich
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