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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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Paradieses befand, die Finger und ging wie ein Bär, welcher das rohe Fleisch vor seinem Gitter riecht, im Ringe umher.
    Endlich hielt Charny, des Prügelns müde, inne, und Reteau, der an seiner Prügelsuppe mehr als genug hatte, warf sich zu Boden.
    »Mein Herr!« rief Philipp, »sind Sie fertig?«
    »Ja.« sagte Charny.
    »Wohl! so geben Sie mir nun meinen Degen zurück, der Ihnen unnütz gewesen ist, und öffnen Sie mir gefälligst.«
    »Oh! mein Herr,« flehte Reteau, der einen Vertheidiger in dem Manne sah, welcher seine Rechnung mit ihm abgeschlossen.
    »Sie begreifen, daß ich den Herrn nicht vor der Thüre lassen kann,« erwiderte Charny; »ich werde ihm also öffnen.«
    »Oh! das ist ein Mord!« rief Reteau, »tödten Sie mich auf der Stelle mit einem Degenstich, und damit sei es vorbei.«
    »Beruhigen Sie sich,« sagte Charny, »ich glaube, dieser Herr wird Sie nicht einmal anrühren.«
    »Und Sie haben Recht,« sprach Philipp, der eben eingetreten war, mit erhabener Verachtung. »Sie sind geprügelt worden, das ist gut und wie der juridische Grundsatz sagt: non bis in idem , aber es sind Nummern von der Auflage übrig, und es ist wichtig, sie zu zerstören.«
    »Ah! sehr gut!« rief Charny, »Sie sehen, es ist besser, zu zwei als allein zu sein; ich hätte es vielleicht vergessen; doch durch welchen Zufall waren Sie vor diesem Gitter, Herr von Taverney?«
    »Hören Sie,« erwiderte Philipp. »Ich habe mich in dem Quartier nach den Gebräuchen dieses Schuftes erkundigt und erfahren, es sei seine Gewohnheit, zu entfliehen, wenn man ihm den Daumen auf das Auge drücke. Ich ließ mich über seine Mittel zur Flucht unterrichten und dachte, wenn ich mich durch die Geheimthüre einfände, statt durch die gewöhnliche Thüre zu kommen, so würde ich meinen Fuchs in seinem Bau fangen. Derselbe Rachegedanke war Ihnen gekommen, nur hatten Sie, eiliger als ich, weniger vollständige Erkundigungen eingezogen. Sie sind durch die allgemeine Thüre eingetreten, und er war nahe daran, Ihnen zu entkommen, als Sie zum Glück mich hier fanden.«
    »Und ich freue mich darüber! Kommen Sie, Herr von Taverney ... dieser Bursche soll uns zu seiner Presse führen.«
    »Meine Presse ist nicht hier,« sagte Reteau.
    »Lüge!« rief Charny drohend.
    »Nein, nein,« entgegnete Philipp, »Sie sehen, daß er Recht hat, die Lettern sind schon abgelegt; es ist nur noch die Auflage vorhanden. Die Auflage aber muß, außer den an Herrn von Cagliostro verkauften Exemplaren, vollständig sein.«
    »Dann soll er diese Auflage in unserer Gegenwart zerreißen; nein, er soll sie verbrennen, das ist sicherer.«
    Philipp billigte diese Art der Befriedigung und schob Reteau nach der Bude fort.
     

XXXI.
Wie zwei Freunde Feinde werden.
    Aldegonde, welche ihren Herrn hatte schreien hören und die Thüre verschlossen fand, war indessen weggelaufen, um die Wache zu holen. Doch ehe sie zurückkam, hatten Philipp und Charny Zeit gehabt, ein glänzendes Feuer mit den ersten Nummern der Zeitung anzuzünden und dann zerrissen die andern Blätter darauf zu werfen, die in Brand geriethen, sobald die Flamme sie berührte.
    Die Nachrichter waren bei den letzten Nummern, als die Wache hinter Aldegonde am Ende des Hofes erschien, und zugleich mit der Wache hundert Straßenjungen und Gevatterinnen aller Art.
    Die ersten Gewehre erschollen auf den Platten des Vorhauses, als die letzte Nummer der Zeitung flammte.
    Zum Glück kannten Philipp und Charny den Weg, den Reteau ihnen unkluger Weise gezeigt hatte; sie eilten durch den geheimen Gang, schoben die Riegel vor, traten durch das Gitter in die Rue des Vieux-Augustins hinaus, schloßen das Gitter dreifach und warfen den Schlüssel in die erste Rinne, die sich fand.
    Mittlerweile schrie Reteau, der frei geworden war:
    »Zu Hülfe! Meuchler! Mörder! zu Hülfe!« und Aldegonde, welche die Fensterscheiben von den Reflexen des brennenden Papiers sich entflammen sah, schrie: »Feuer! Feuer!«
    Die Fusiliere kamen; da sie aber die zwei jungen Leute weggegangen und das Feuer erloschen fanden, so hielten sie es nicht für geeignet, ihre Nachforschungen weiter fortzusetzen; sie ließen Reteau sich den Rücken mit Kampferspiritus einreiben und kehrten nach dem Wachhause zurück.
    Aber stets neugieriger als die Wache, lagerte die Menge bis Nachmittag im Hofe des Herrn Reteau, immer in der Hoffnung, daß die Scene vom Morgen sich wiederholen würde. Aldegonde blasphemirte in ihrer Verzweiflung den Namen Marie Antoinette,

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