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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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so hatten Sie doch wenigstens die Feigheit, ihn erscheinen zu lassen. Ich sage, Feigheit,« fuhr der Unbekannte mit kaltem Tone fort, »denn als Edelmann bin ich bemüht, meine Ausdrücke selbst in dieser Baracke abzumessen. Doch Sie dürfen das, was ich sage, nicht buchstäblich nehmen, denn was ich sage, drückt meinen Gedanken nicht aus. Drückte ich meinen Gedanken aus, so würde ich sagen: Derjenige, welcher den Artikel geschrieben hat, ist ein Schandbube; derjenige, welcher ihn veröffentlicht hat, ist ein Elender.«
    »Mein Herr!« rief Reteau erbleichend.
    »Ah! bei Gott! das ist eine schlimme Geschichte, es ist wahr,« fuhr der junge Mann fort, der sich immer mehr belebte, je mehr er sprach. »Aber hören Sie doch, mein Herr Schmierer, jedes Ding hat seine Zeit; soeben haben Sie die Thaler erhalten, nun sollen Sie die Prügel bekommen,«
    »Oh! wir wollen sehen!« rief Reteau.

    »Und was wollen wir sehen?« versetzte mit kurzem, ganz militärischem Ton der junge Mann, der, während er diese Worte sprach, auf seinen Gegner zuging.
    Doch Reteau war nicht bei dem ersten Fall dieser Art; er kannte die Gelegenheit seines Hauses, er brauchte sich nur umzuwenden, um eine Thüre zu finden, durch diese hinauszuschlüpfen, den Flügel zuzuschlagen, sich desselben als eines Schildes zu bedienen und von da in ein anliegendes Zimmer zu eilen, das nach dem erwähnten Nebenausgang ausmündete, der auf die Rue des Vieux-Augustins führte.
    Sobald er hier war, war er auch in Sicherheit: er fand ein anderes Gitter, das er mit einem Umdrehen des Schlüssels – und der Schlüssel war immer bereit – öffnete, wornach er aus Leibeskräften entlaufen konnte.
    Dieser Tag war aber ein Unglückstag für den armen Zeitungsschreiber, denn in dem Augenblick, wo er die Hand an den Schlüssel legte, erblickte er durch die Oeffnung in der Mauer einen andern Mann, der ihm, ohne Zweifel vergrößert durch die Aufregung des Blutes, wie ein Hercules vorkam, und der, unbeweglich, drohend, zu warten schien, wie der hesperische Drache auf die Esser der goldenen Aepfel wartete.
    Reteau wäre gern umgekehrt, aber der junge Mann mit dem Stock, derjenige, welcher zuerst vor seinen Augen erschienen war, hatte mit einem Fußtritt die Thüre eingestoßen, war ihm gefolgt und durfte nun, da Reteau durch den Anblick der anderen, ebenfalls mit Stock und Degen bewaffneten Schildwache zurückgehalten wurde, nur die Hand ausstrecken, um ihn zu packen.
    Reteau fand sich zwischen zwei Feuern gefaßt, oder vielmehr zwischen zwei Stöcken, in einem kleinen, dunkeln, dumpfen Hofe, der zwischen den letzten Zimmern der Wohnung und dem glückseligen Gitter lag, das auf die Rue des Vieux-Augustins ging, d. h. wenn der Weg unbesetzt gewesen wäre, Rettung und Freiheit gebracht hätte.
    »Mein Herr, lassen Sie mich gehen, ich bitte Sie,« sagte Reteau zu dem jungen Mann, der das Gitter bewachte.

    »Mein Herr!« rief der junge Mann, der Reteau verfolgte, »mein Herr, nehmen Sie diesen Elenden fest.«
    »Seien Sie unbesorgt, Herr von Charny, er wird nicht durchkommen,« erwiederte der junge Mann vom Gitter.
    »Herr von Taverney, Sie hier!« rief Charny, denn er war es wirklich, der sich zuerst bei Reteau hinter dem Bezahler und durch die Rue Montorgueil eingefunden hatte.
    Beiden war am Morgen, als sie die Zeitung gelesen, derselbe Gedanke gekommen, weil sie dasselbe Gefühl im Herzen trugen, und ohne denselben auch nur entfernt einander mitzutheilen, hatten sie diesen Gedanken in Ausführung gebracht. Sie wollten zu dem Zeitungsschreiber gehen, Genugthuung von ihm verlangen und ihn durchprügeln, im Fall er keine geben wollte.
    Nur empfand Jeder von ihnen, als er den Andern erblickte, eine Regung übler Laune; Jeder errieth einen Nebenbuhler in dem Mann, der dasselbe Gefühl, wie er, gehabt hatte.
    Herr von Charny sprach daher mit einem ziemlich verdrießlichen Ausdruck die fünf Worte: »Herr von Taverney, Sie hier?«
    »Ich selbst,« erwiderte Philipp mit demselben Ausdruck der Stimme, wahrend er seinerseits eine Bewegung gegen den flehenden Zeitungsschreiber machte, der seine beiden Arme durch das Gitter streckte, »ich selbst, doch mir scheint, ich bin zu spät gekommen. Nun Wohl, ich werde nur dem Feste beiwohnen, wofern Sie nicht die Güte haben, mir die Thüre zu öffnen.«
    »Dem Feste,« murmelte erschrocken der Zeitungsschreiber, »dem Feste, was sagen Sie da? Wollen Sie mich etwa erwürgen, meine Herren?«
    »Oh!« erwiderte Charny, »das Wort ist stark.

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