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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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voranging, traf unter seinem Fuß einen trockenen harten Platz; dieser Platz bildete ein langes, für die Sache, welche die jungen Leute herbeiführte, wunderbar geeignetes Viereck.
    »Unbeschadet Ihrer Ansicht, Herr von Charny, scheint mir dieß eine vortreffliche Stelle zu sein.«
    »Vortrefflich, mein Herr,« erwiderte Charny, während er seinen Rock auszog. Philipp legte seinen Rock ebenfalls ab, warf seinen Hut auf die Erde und zog vom Leder.
    »Mein Herr,« sprach Charny, dessen Degen noch in der Scheide war, »zu jedem Andern, als zu Ihnen, würde ich sagen: Chevalier, ein Wort, wenn nicht der Entschuldigung, doch wenigstens der Milde, und nun sind wir gute Freunde, aber zu Ihnen, aber zu einem Braven, der aus America, das heißt, aus einem Lande kommt, wo man sich so gut schlägt, kann ich nur . . .«
    »Und ich,« erwiderte Philipp, »ich würde sagen: Mein Herr! ich habe Ihnen gegenüber vielleicht den Anschein eines Unrechts, aber zu Ihnen, zu dem braven Seemann, der eines Abends die Bewunderung des ganzen Hofes durch eine so glorreiche Waffenthat bildete, zu Ihnen, mein Herr von Charny, kann ich nichts anderes sagen als: Herr Graf, erweisen Sie mir die Ehre, sich auszulegen.«
    Der Graf verbeugte sich und zog ebenfalls seinen Degen.
    »Mein Herr, ich glaube, wir berühren uns, weder der Eine noch der Andere, bei der wahren Ursache des Streites.«
    »Ich begreife Sie nicht, Graf,« erwiderte Philipp.
    »Oh! Sie begreifen mich im Gegentheil, und zwar vollkommen, und da Sie aus einem Lande kommen, wo man nicht zu lügen versteht, so sind Sie erröthet, als Sie mir sagten, Sie begreifen mich nicht.«
    »Ausgelegt!« wiederholte Philipp.
    Die Degen kreuzten sich.
    Bei den ersten Ausfällen bemerkte Philipp, daß er eine bedeutende Überlegenheit über seinen Gegner hatte; doch statt ihm einen neuen Eifer zu verleihen, schien diese Sicherheit ihn gänzlich abzukühlen.
    Da diese Überlegenheit Philipp seine ganze Kaltblütigkeit lieh, so entsprang hieraus, daß sein Spiel bald so ruhig wurde, als wäre er in einem Fechtsaale gewesen und als hätte er statt eines Degens ein Rappier in der Hand.
    Philipp beschränkte sich auf das Pariren, und der Kampf dauerte über eine Minute, ohne daß er einen Stoß gethan hatte. »Sie schonen mich, mein Herr,« sagte Charny, »darf ich Sie fragen, aus welchem Grunde?«
    Und eine rasche Finte markirend, fiel er weit gegen Philipp aus.
    Aber Philipp umkreiste den Degen seines Gegners in einem noch viel rascheren Contre, und der Stoß war parirt.
    Obgleich die Parade Taverney's den Degen Charny's von der Linie abgebracht hatte, that Taverney doch keinen Gegenstoß.
    Charny wiederholte sein Manöver, Taverney vereitelte es abermals durch eine einfache Parade; Charny sah sich genöthigt, sich rasch zu erheben.
    Charny war jünger, glühender besonders, er schämte sich, daß sein Blut so gewaltig kochte, während sein Gegner völlig ruhig blieb; er wollte ihn nöthigen, aus dieser Ruhe hinauszutreten.
    »Ich sagte Ihnen, mein Herr, weder der Eine, noch der Andere von uns habe die wahre Ursache des Duells berührt.«
    Philipp antwortete nicht.
    »Die wahre Ursache, ich will Sie Ihnen nennen: Sie haben Streit mit mir gesucht, denn der Streit rührt von Ihnen her; Sie haben aus Eifersucht Streit mit mir gesucht.«
    Philipp blieb stumm.
    »Sprechen Sie,« sagte Charny, den Philipps Kaltblütigkeit immer mehr aufregte, »welches Spiel spielen Sie, Herr von Taverney? Ist es Ihre Absicht, mir die Hand zu ermüden? Das wäre eine Ihrer unwürdige Berechnung. Alle Teufel! tödten Sie mich, wenn Sie können, aber tödten Sie mich wenigstens in voller Verteidigung.«
    Philipp schüttelte den Kopf und erwiderte:
    »Ja, mein Herr, der Vorwurf, den Sie mir machen, ist ein verdienter; ich habe Streit mit Ihnen gesucht und ich habe Unrecht gehabt.«
    »Es handelt sich jetzt nicht mehr um das, mein Herr; Sie haben den Degen in der Hand, bedienen Sie sich Ihres Degens zu etwas Anderem, als zum Pariren, oder, wenn Sie mich nicht besser angreifen, vertheidigen Sie sich weniger.«
    »Mein Herr,« erwiderte Philipp, »ich gebe mir die Ehre, Ihnen zum zweiten Male zu sagen, daß ich Unrecht gehabt habe und daß ich es bereue.«
    Aber Charny's Blut war zu sehr entflammt, als daß er die Großmuth seines Gegners begriffen hätte; er nahm sie als eine Beleidigung auf.
    »Ah!« sagte er, »ich begreife, Sie wollen mir gegenüber Großmuth üben, nicht wahr, so ist es, Chevalier? Heute Abend oder morgen

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