Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
Vom Netzwerk:
nicht etwas gemacht, damit ich davon sprechen höre?«
    »Ich?«
    »Sie.«
    »Was denn, Sire, was habe ich gemacht?«
    »Einen Quatrain z. B., der im Mercure abgedruckt worden ist.«
    »Einen Quatrain?« versetzte der Graf, röther als bei seinem Eintritt.
    »Man erklärt Sie für einen Liebling der Musen.«
    »Nicht in dem Grade, um ...«
    »Um einen Quatrain zu machen, der mit dem Verse endigt:
    » Héléne n'en dit rien au bon roi Ménelas «. [Fußnote: Helena sagt dem guten König Menelaus nichts davon.]
    »Ich, Sire?«
    »Leugnen Sie es nicht, hier ist das Autograph des Gedichtes; Ihre Handschrift! Ich verstehe mich schlecht auf Poesie, aber auf Handschriften, oh! wie ein Experter.«
    »Sire, eine Thorheit zieht eine andere nach sich.«
    »Herr von Provence, ich versichere Sie, daß nur auf Ihrer Seite eine Thorheit stattgefunden, und ich wundere mich, daß ein Philosoph diese Thorheit begangen hat; behalten wir diese Betitelung für Ihr Gedicht.«
    »Sire, Eure Majestät ist hart gegen mich.«
    »Die Strafe der Wiedervergeltung, mein Bruder! Statt Ihr Gedicht zu machen, hätten Sie sich über das Geschehene unterrichten lassen können; ich habe das gethan; und statt des Quatrain gegen Ihre Schwägerin, folglich gegen mich, würden Sie ein Madrigal für sie geschrieben haben. Sie werden am Ende sagen, das sei kein Gegenstand, der begeistere; aber eine schlechte Epistel ist mir immer lieber, als eine gute Satyre. Horaz sagt das auch, Horaz, Ihr Dichter.«
    »Sire, Sie beugen mich nieder.«
    »Wären Sie der Unschuld der Königin nicht sicher gewesen, wie ich es bin,« fuhr der König mit Heftigkeit fort, »so hätten Sie wohl daran gethan, Ihren Horaz wieder zu lesen. Hat er nicht die schönen Worte gesagt? verzeihen Sie, ich radebreche das Lateinische:
Rectius hoc est:
Hoc faciens vivam melius, sic dilcis amicis
Occurram.
     
    »›Das ist besser; wenn ich das thue, werde ich redlicher sein; wenn ich es thue, werde ich gut gegen meine Freunde sein.‹«
    »Sie, mein Bruder, würden das zierlicher übersetzen.«
    Und der gute König, nachdem er diese Lection mehr als Vater, denn als Bruder gegeben, wartete, daß der Schuldige eine Rechtfertigung begänne.
    Der Graf sann eine Zeit lang über seine Antwort nach, doch dieß nicht gerade wie ein verlegener Mensch, sondern mehr wie ein Redner, der Delicatessen sucht.
    »Sire, sagte er, »so streng auch der Spruch Eurer Majestät ist, ich habe ein Mittel der Entschuldigung, und darf hoffen, daß Sie mir verzeihen werden.«
    »Sprechen Sie, mein Bruder.«
    »Nicht wahr. Sie beschuldigen mich, ich habe mich getäuscht, und nicht, ich habe eine schlimme Absicht gehabt?«
    »Einverstanden.«
    »Wenn dem so ist, so wird Eure Majestät, welche weiß, daß derjenige, welcher sich nicht täuscht, kein Mensch ist, zugeben, daß ich mich nicht grundlos getäuscht habe.«
    »Nie werde ich Ihren Geist anklagen, denn er ist groß und erhaben, mein Bruder.«
    »Wohl, Sire, warum sollte ich mich nicht dadurch getäuscht haben, daß ich Alles anhöre, was preisgegeben wird? Wir Prinzen, wir leben in der Luft der Verleumdung, wir sind damit geschwängert. Ich sage nicht, ich habe geglaubt, ich sage, man habe mir erzählt.«
    »Ah! gut, wenn dem so ist; doch ...«
    »Das Gedicht? Oh! die Dichter sind bizarre Wesen; und dann, ist es nicht besser, durch eine sanfte Kritik, die eine Warnung sein kann, als durch eine gefaltete Stirne zu antworten? Drohende Stellungen in Verse gebracht beleidigen nicht, Sire; es ist nicht wie bei den Pamphleten, in Beziehung auf welche man so heftige Zwangsmaßregeln von Eurer Majestät verlangte; Pamphlete wie das, welches ich selbst Eurer Majestät zeigen werde.«
    »Ein Pamphlet!«
    »Ja, Sire: ich brauche nothwendig einen Haftbefehl gegen den elenden Verfasser dieser Schändlichkeit.«
    Der König erhob sich ungestüm und rief:
    »Lassen Sie hören!«
    »Ich weiß nicht, ob ich soll, Sire ...«
    »Gewiß, Sie müssen; es ist hiebei nichts zu schonen. Haben Sie dieses Pamphlet?«
    »Ja, Sire.«
    »Geben Sie.«
    Der Graf von Provence zog aus seiner Tasche ein Exemplar von der Geschichte Etteniotna's, ein unseliges Beweisstück, das der Degen Philipps, der Stock Charny's, das Feuer Cagliostro's der Circulation nicht entzogen hatten.
    Der König warf die Augen auf das Papier, wie Jemand, der gewohnt ist, die interessanten Stellen eines Buches oder einer Zeitung zu lesen.
    »Schändlichkeit!« sagte er, »Schändlichkeit!«
    »Sie sehen, Sire, daß man

Weitere Kostenlose Bücher