Das Halsband der Koenigin 2
gesehen?«
»Bei Gott! hattest Du, ja oder nein, einen blauen Domino?«
Taverney wollte aufschreien, er habe keinen blauen Domino, und man täusche sich, er sei nicht auf dem Ball gewesen, er wisse nicht, welchen Ball sein Vater meine; aber es widerstrebt gewissen Herzen, sich bei so delicaten Umständen zu vertheidigen; nur diejenigen vertheidigen sich energisch, welche wissen, daß man sie liebt, und daß sie, indem sie sich vertheidigen, dem Freund, der sie anschuldigt, einen Dienst thun.
»Wozu soll es nützen, daß ich meinem Vater Erklärungen gebe?« dachte Philipp, »überdieß muß ich Alles wissen.«
Er neigte das Haupt, wie ein Schuldiger, der gesteht.
»Du siehst wohl,« fuhr der Greis triumphirend fort, »Du bist erkannt worden, dessen war ich sicher. Herr von Richelieu, der Dich ungemein liebt, und der, trotz seiner einundachtzig Jahre, auf dem Ball war, Herr von Richelieu forschte nach, wer der blaue Domino sein könnte, dem die Königin den Arm gab, und er fand nur Dich, den er im Verdacht haben konnte; denn er hat alle andern gesehen, und Du weißt, ob er sich darauf versteht, der Herr Marschall.«
»Daß man mich im Verdacht gehabt hat. begreife ich,« erwiderte Philipp mit kaltem Tone; »daß man aber die Königin erkannt hat, das ist noch viel auffallender.«
»Es war nicht schwer, sie zu erkennen, da sie die Maske abnahm! Oh! siehst Du, das übersteigt jede Einbildungskraft. Eine solche Verwegenheit! Diese Frau muß rasend in Dich verliebt sein.«
Philipp erröthete. Weiter zu gehen und das Gespräch im Gang zu erhalten, war ihm unmöglich geworden.
»Wenn es nicht Verwegenheit ist,« fuhr Taverney fort, »so kann es nur ein sehr ärgerlicher Zufall sein. Nimm Dich in Acht, es gibt Eifersüchtige, und zwar Eifersüchtige, die zu fürchten sind. Es ist ein beneideter Posten, der Posten des Günstlings der Königin, besonders wenn die Königin der wahre König ist,« fügte Vater Taverney bei.
Und er nahm langsam eine Prise Tabak.
»Du wirst mir meine Moral verzeihen, nicht wahr, Chevalier? Verzeih' sie mir, mein Lieber. Ich hege Dankbarkeit gegen Dich, und ich möchte es gern verhüten, daß der Hauch des Zufalls, da es nun einmal der Zufall ist, das Gerüste zerstöre, welches Du so geschickt aufgebaut hast.«
Philipp erhob sich in Schweiß gebadet, die Fäuste krampfhaft zusammengezogen. Er schickte sich an wegzugehen, um das Gespräch abzubrechen, mit der Freude, mit der man einer Schlange das Wirbelbein abbricht; doch ein Gefühl hielt ihn zurück, ein Gefühl schmerzlicher Neugierde, eine jener wüthenden Begierden, das Schlimme zu erfahren, ein unbarmherziger Stachel, der die liebevollen Herzen antreibt.
»Ich sagte also, man beneide uns,« sprach der Greis; »das ist ganz einfach. Wir haben indessen den Gipfel noch nicht erreicht, zu dem Du uns hinaufsteigen machst. Dir gebührt der Ruhm, Dir haben wir es zu verdanken, daß der Name Taverney über seine demüthige Quelle emporgesprungen ist. Nur sei klug, sonst werden wir nicht zum Ziele gelangen und Deine Pläne werden unter Wegs scheitern. Es wäre in der That Schade. Wir gehen wacker voran.«
Philipp wandte sich ab, um den tiefen Eckel, die blutige Verachtung zu verbergen, die seinen Zügen in diesem Augenblick einen Ausdruck verlieh, worüber der Greis erstaunt, vielleicht erschrocken wäre.
»In einiger Zeit wirst Du eine hohe Stelle verlangen,« sagte der Greis, sich belebend. »Du lässest mir irgendwo, doch nicht zu fern von Paris, eine königliche Lieutenance geben; Du lässest sodann Taverney-Maison-Rouge zu einer Pairie erheben; Du lässest mich bei der nächsten Promotion des Ordens in die Liste aufnehmen. Du kannst Herzog, Pair und Generallieutenant werden. In zwei Jahren lebe ich noch, dann lässest Du mir ...«
»Genug! genug!« brummte Philipp.
»Oh! wenn Du mich für befriedigt hältst, ich bin es nicht. Du hast ein ganzes Leben; ich habe nur ein paar Monate. Diese Monate müssen mir die traurige, mittelmäßige Vergangenheit bezahlen. Uebrigens habe ich mich nicht zu beklagen, Gott schenkte mir zwei Kinder. Das ist viel von einem Mann ohne Vermögen; doch wenn meine Tochter für unser Haus unnütz geblieben ist, so machst Du es wieder gut. Du bist der Baumeister des Tempels. Ich sehe in Dir den großen Taverney, den Helden. Du flößest mir Respekt ein, und siehst Du, das ist etwas. Allerdings ist Dein Benehmen gegen den Hof bewunderungswürdig. Oh! ich habe noch nichts Geschickteres gesehen.«
»Was
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