Das Halsband der Koenigin 2
behauptet, meine Schwägerin sei bei der Kufe von Mesmer gewesen.«
»Nun wohl! ja, sie ist dort gewesen!«
»Sie ist dort gewesen!« rief der Graf von Provence.
»Mit meiner Genehmigung.«
»Oh! Sire!«
»Und nicht wegen ihrer Gegenwart erhebe ich eine Anschuldigung gegen ihre Weisheit, da ich ihr den Gang nach der Place Vendome erlaubt hatte.«
»Eure Majestät hat aber der Königin nicht erlaubt, sich der Kufe zu nähern, um in eigener Person zu versuchen ...«
Der König stampfte mit dem Fuße. Der Graf hatte diese Worte gerade in dem Moment ausgesprochen, wo die Augen Ludwigs XVI. die für Marie Antoinette beleidigendste Stelle durchliefen, die Geschichte von ihrer vorgeblichen Crise, von ihren Verdrehungen, von ihrer wollüstigen Unordnung, von allem dem endlich, was den Besuch Oliva's bei Mesmer bezeichnet hatte.
»Unmöglich! unmöglich!« sagte der König, der bleich geworden war. »Oh! die Policei muß wissen, was sie hiebei zu thun hat!«
Er läutete.
»Herr von Crosne,« rief er, »man hole mir Herrn von Crosne!«
»Sire, es ist heute der Tag des Wochenberichts, Herr von Crosne wartet im Oeil-de-Boeuf.«
»Er trete ein.«
»Erlauben Sie mir, mein Bruder,« sagte der Graf von Provence mit heuchlerischem Tone. Und er machte Miene, wegzugehen.
»Bleiben Sie,« sprach Ludwig XVI. zu ihm. »Ist die Königin schuldig, wohl! mein Herr , so gehören Sie zur Familie und dürfen es wissen; ist sie unschuldig, so müssen Sie es ebenfalls wissen, da Sie meine Gemahlin im Verdacht hatten.«
Herr von Crosne trat ein.
Als dieser Beamte Herrn von Provence beim König sah, begann er damit, daß er den zwei Größten des Reiches seine Huldigung darbrachte; dann wandte er sich an den König und sprach:
»Der Bericht ist fertig, Sire.«
»Vor Allem, mein Herr,« sagte Ludwig XVI., »erklären Sie mir, wie in Paris ein so schändliches Pamphlet gegen die Königin veröffentlicht werden konnte?«
»Etteniotna?« fragte Herr von Crosne.
»Ja.«
»Wohl, Sire, das ist ein Zeitungsschreiber Namens Reteau.«
»Ja. Sie wissen seinen Namen und haben ihn nicht an der Veröffentlichung verhindert, oder nach der Veröffentlichung verhaftet!«
»Sire, nichts war leichter, als ihn zu verhaften: ich will Eurer Majestät den Einsperrungsbefehl ganz ausgefertigt in meinem Portefeuille zeigen.«
»Warum ist dann die Verhaftung nicht erfolgt?«
Herr von Crosne wandte sich gegen Herrn von Provence.
»Ich verabschiede mich von Eurer Majestät,« sprach dieser langsam.
»Nein, nein,« erwiderte der König. »Ich habe Ihnen schon gesagt, Sie sollen bleiben. Bleiben Sie.«
Der Graf verbeugte sich.
»Sprechen Sie, Herr von Crosne; sprechen Sie offenherzig, ohne Rückhalt: sprechen Sie rasch und unumwunden.«
»Wohl, also,« sagte der Policei-Lieutenant, »ich habe den Zeitungsschreiber Reteau nicht verhaften lassen, weil ich ganz nothwendig, ehe ich diesen Schritt that, eine Erklärung mit Eurer Majestät gehabt haben mußte.«
»Ich ersuche Sie darum.«
»Sire, es wäre vielleicht besser, diesem Zeitungsschreiber einen Sack Geld zu geben und ihn fortzuschicken, daß er anderswo, sehr fern von hier, gehenkt würde.«
»Warum?«
»Sire, weil, wenn diese Elenden eine Lüge sagen, das Publicum, dem man es beweist, sehr erfreut ist, sie peitschen, ihnen die Ohren abschneiden, sie sogar aufhängen zu sehen. Wenn sie aber unglücklicher Weise eine Wahrheit aufgreifen ...«
»Eine Wahrheit?«
Herr von Crosne verbeugte sich.
»Ja, ich weiß es. Die Königin ist in der That bei der Kufe Mesmers gewesen. Sie ist dort gewesen, das ist ein Unglück, wie Sie sagen, aber ich habe es ihr erlaubt.«
»Oh! Sire!« rief Herr von Crosne.
Dieser Ausruf des ehrfurchtsvollen Unterthanen fiel dem König noch mehr auf, als er ihm aus dem Munde des eifersüchtigen Verwandten aufgefallen war.
»Die Königin ist aber darum nicht verloren, denke ich,« sprach er.
»Nein, Sire, aber compromittirt.«
»Herr von Crosne, lassen Sie hören, was hat Ihnen Ihre Policei gesagt?«
»Sire, viele Dinge, die bei aller Achtung, welche ich Eurer Majestät schuldig bin, bei aller ehrfurchtsvollen Anbetung, die ich für die Königin hege, mit einigen Angaben des Pamphlets im Einklang stehen.«
»Im Einklang, sagen Sie?«
»Hören Sie, wie. Eine Königin von Frankreich, die in der Tracht einer gewöhnlichen Frau, angelockt von den magnetischen Bizarrerien Mesmers, in diese zweideutige Gesellschaft geht, und die allein geht ...«
»Allein!« rief
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