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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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denn?« versetzte der junge Mann, den es beunruhigte, daß er sich von dieser Schlange gelobt sah.
    »Dein Benehmen ist herrlich. Du zeigst keine Eifersucht. Du lässest das Feld scheinbar Jedermann frei und behauptest es in Wirklichkeit. Das ist stark, aber es zeugt von Beobachtung.«
    »Ich verstehe nicht,« entgegnete Philipp, immer mehr gereizt.
    »Keine Bescheidenheit, siehst Du, das ist Wort für Wort das Benehmen des Herrn von Potemkin, der die Welt durch sein Glück in Erstaunen setzte. Er sah, daß Katharina die Eitelkeit besonders bei ihren Liebschaften liebte; daß sie, wenn man sie frei ließe, von Blume zu Blume flattern und dann zu der fruchtbarsten und schönsten zurückkehren würde; daß sie, wenn man sie verfolgte, über jeden Bereich hinaus entfliehen würde. Er faßte seinen Entschluß. Er war es, der der Kaiserin die neuen Günstlinge, die sie auszeichnete, angenehmer machte; indem er sie auf einer Seite gelten ließ, behielt er sich ihre verwundbare Seite vor; er ermüdete die Fürstin mit den vorübergehenden Launen, statt sie seiner eigenen Vorzüge überdrüssig zu machen. Indem er das ephemere Reich der Günstlinge, die man ironisch die zwölf Cäsaren nennt, vorbereitete, machte Potemkin seine Herrschaft ewig, unzerstörbar.«
    »Aber das sind unbegreifliche Schändlichkeiten,« murmelte der arme Philipp, indem er seinen Vater erstaunt ansah.
    Der Greis fuhr unstörbar fort:
    »Nach Potemkins System wirst Du indessen einen kleinen Fehler begehen. Er gab die Ueberwachung nicht zu sehr auf, und Du erschlaffst. Freilich ist die französische Politik nicht die russische.«
    Bei diesen Worten, mit einer Affectation von Feinheit gesprochen, die selbst den stärksten diplomatischen Kopf aus seinem Gange gebracht hätte, glaubte Philipp, sein Vater delirire, und antwortete nur mit einem nicht ehrfurchtsvollen Achselzucken.
    »Ja, ja,« sagte der Greis, »Du glaubst, ich habe Dich nicht errathen? Du sollst es sehen.«
    »Sprechen Sie, mein Herr.«
    Taverney kreuzte sich die Arme.
    »Wirst Du mir etwa sagen,« sprach er, »daß Du Deinen Nachfolger nicht heranziehest?«
    »Meinen Nachfolger?« versetzte Philipp erbleichend.
    »Wirst Du mir sagen, Du wissest nicht, welche Entschiedenheit in den Liebesgedanken der Königin liegt, wenn sie besessen ist, und in der Voraussicht der Veränderung von ihrer Seite wollest Du nicht völlig geopfert, aus dem Besitze gesetzt werden? was immer bei der Königin geschieht, denn sie kann nicht die Gegenwart lieben und die Vergangenheit dulden.«
    »Sie sprechen hebräisch, mein Herr Baron.«
    Der Greis brach in jenes scharfe, unheimliche Gelächter aus, das Philipp, wie der Ruf eines bösen Geistes, beben machte.
    »Du wirst mich glauben machen, daß es nicht Tactik sei, Herrn von Charny zu schonen?«
    »Charny?«
    »Ja, Deinen zukünftigen Nachfolger, den Mann, der Dich, wenn er einmal regiert, verbannen lassen kann, wie Du die Herren von Coigny, von Vaudreuil und Andere verbannen lassen kannst.«
    »Das Blut stieg Philipp gewaltig zu den Schläfen, und er rief noch einmal:
    »Genug, mein Herr! genug; ich schäme mich in der That, daß ich so lange zugehört habe! Wer sagt, die Königin von Frankreich sei eine Messaline, der ist ein verbrecherischer Verleumder.«
    »Gut! sehr gut!« rief der Greis. »Du hast Recht, das ist Deine Rolle; doch ich versichere Dich, daß uns Niemand hören kann.«
    »Oh!«
    »Und was Charny betrifft, Du siehst, daß ich Dich ergründet habe. So geschickt auch Dein Plan sein mag, siehst Du, das Errathen liegt im Blute der Taverney. Fahre fort, Philipp, fahre fort. Schmeichle Charny; besänftige, tröste ihn, hilf ihm sanft und ohne Unannehmlichkeit vom Zustande des Grases zum Zustande der Blume übergehen und sei versichert, er ist ein Edelmann, der Dir später, wenn er in der Gunst steht, vergelten wird, was Du für ihn gethan hast.«
    Nach diesen Worten machte Herr von Taverney, ganz stolz auf die Auseinandersetzung seiner Scharfsicht, einen kleinen Luftsprung, der an den jungen Mann, und zwar an den durch sein Glück frech gewordenen jungen Mann erinnerte.
    Philipp packte ihn beim Aermel, hielt ihn wüthend auf und rief:
    »So ist es, wohl! mein Herr, Ihre Logik ist bewunderungswürdig.«
    »Ich habe errathen, nicht wahr, und Du bist mir deßhalb böse? Bah! Du verzeihst mir meiner Aufmerksamkeit wegen. Ich liebe übrigens Charny, und es freut mich sehr, daß Du so gegen ihn verfährst.«
    »Ihr Herr von Charny ist zu dieser Stunde so

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