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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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Antoinette, sowie der Prinzessin von Lamballe die Hand.
    Er entließ die letztere, indem er sie um Verzeihung bat, daß er sie, wie er beifügte, um Nichts belästigt habe.
    An Frau von La Mothe richtete er weder ein Wort, noch einen Blick; da er aber an ihr vorübergehen mußte, um zu seinem Lehnstuhl zurückzukehren, und da er die Königin zu beleidigen fürchtete, wenn er es in ihrer Gegenwart an Höflichkeit gegen eine von ihr empfangene Dame fehlen ließe, so zwang er sich zu einem kurzen Gruß gegen Jeanne, den diese ohne Hast durch eine tiefe Verbeugung erwiderte, die ihren ganzen Anstand geltend zu machen fähig war.
    Frau von Lamballe verließ zuerst das Cabinet, dann Frau von La Mothe, welche die Königin vor sich herschob, endlich die Königin, die einen letzten, beinahe liebkosenden Blick mit dem König wechselte.
    Und dann hörte man in der Flur die drei Frauenstimmen, die sich zischelnd entfernten.
    »Mein Bruder,« sprach nun Ludwig XVI. Zum Grafen von Provence, »ich halte Sie nicht mehr zurück. Ich muß meine Wochenarbeit mit dem Herrn Policeilieutenant beendigen. Ich danke Ihnen jedoch, daß Sie dieser vollständigen und glänzenden Rechtfertigung Ihrer Schwägerin Ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. Es ist leicht zu sehen, daß Sie sich ebensosehr darüber freuen, als ich, und das will nicht wenig sagen. Nun ist die Reihe an uns Beiden, Herr von Crosne. Ich bitte Sie, setzen Sie sich hierher.«
    Der Graf von Provence verbeugte sich, beständig lächelnd, und ging hinaus, als er die Damen nicht mehr hörte und sich außer dem Bereiche eines boshaften Blickes oder eines bitteren Wortes glaubte.
     

XXXVI.
Bei der Königin.
    Als die Königin das Cabinet Ludwigs XVI. verlassen hatte, untersuchte sie die ganze Tiefe der Gefahr, die sie gelaufen war.
    Sie wußte zu würdigen, mit welcher Zartheit und Zurückhaltung Jeanne bei ihrer improvisirten Angabe zu Werke gegangen war, sie wußte auch den wahrhaft merkwürdigen Takt zu schätzen, mit dem sie nach dem günstigen Erfolge im Schalten blieb.
    Jeanne, die durch ein unerhörtes Glück mit dem ersten Schlag in jene vertraulichen Geheimnisse eingeweiht worden war, nach denen die Höflinge zehn Jahre lang jagen, ohne sie zu erreichen, und folglich sicher darauf rechnen konnte, fortan von großem Gewicht an einem für die Königin bedeutungsvollen Tage zu sein, verrieth hierüber nicht jene Freude, welche die hoffärtige Empfindlichkeit der Großen auf den Gesichtern von Untergeordneten zu errathen weiß.
    Statt das Anerbieten Jeanne's, der Königin ihre Ehrfurcht zu bezeigen und dann wegzugehen, anzunehmen, hielt daher Marie Antoinette Frau von La Mothe durch ein liebenswürdiges Lächeln zurück und sagte zu ihr:
    »Es ist ein wahres Glück, Gräfin, daß Sie mich abgehalten haben mit der Prinzessin von Lamballe bei Mesmer einzutreten, denn sehen Sie die Anschwärzung, man hat mich bei der Thüre oder im Vorzimmer gesehen und dieß zum Text genommen, um zu behaupten, ich sei in dem gewesen, was Sie den Saal der Crisen nennen, nicht so?«
    »Den Saal der Crisen, ja, Madame.«
    »Aber,« sprach Frau von Lamballe, »wie kommt es, daß, wenn die Anwesenden wußten, die Königin sei da, die Agenten des Herrn von Crosne sich getäuscht haben? Darin liegt das Geheimniß meiner Ansicht nach; die Agenten des Policeilieutenants versichern in der That, die Königin sei im Saale der Crisen gewesen.«
    »Das ist wahr,« sprach die Königin nachdenkend. »Und es waltet kein Interesse von Seiten des Herrn von Crosne ob, der ein ehrlicher Mann ist und mich liebt, doch die Agenten können bestochen worden sein, meine liebe Lamballe. Ich habe Feinde, wie Sie sehen. Dieses Gerücht muß indessen immer auf etwas beruhen. Sagen Sie uns die einzelnen Umstände, Gräfin. Vor Allem stellt mich die schändliche Broschüre berauscht, bezaubert, dergestalt magnetisirt dar, daß ich alle weibliche Würde verloren haben soll. Was ist Wahrscheinliches hieran? Ist wirklich an jenem Tag eine Frau dort gewesen? ...«
    Jeanne erröthete. Das Geheimniß stellte sich hier abermals dar, das Geheimniß, von dem ein einziges Wort ihren unseligen Einfluß auf das Geschick der Königin zerstören konnte.
    Enthüllte Jeanne dieses Geheimniß, so verlor sie die Gelegenheit, Ihrer Majestät nützlich, sogar unentbehrlich zu sein. Diese Lage richtete ihre Zukunft zu Grunde; sie blieb zurückhaltend, wie das erste Mal.
    »Madame,« sagte sie, »es war wirklich eine sehr bewegte Frau dort, die sich

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