Das Halsband der Koenigin 2
Zeitungsschreiber festnehmen zu lassen. Sie haben von einer Frau gesprochen, welche die Königin am Eingang des Salons zurückgehalten: Prinzessin, sagen Sie uns, wer diese Frau war?«
»Ihre Majestät scheint sie zu kennen; Sire, ich sage sogar, gerade weil ich nicht lüge, Ihre Majestät kennt sie, ich weiß es.«
»Cousine, ich muß diese Frau sprechen, das ist unerläßlich. Dort liegt die ganze Wahrheit; dort nur ist der Schlüssel des Geheimnisses.«
»Das ist auch meine Meinung,« sagte Herr von Crosne, gegen den sich der König gewandt hatte.
»Geschwätz,« murmelte der Graf von Provence. »Es ist eine Frau die den Eindruck des Gottes der Entwickelungen auf mich macht.«
»Meine Cousine,« sprach er laut, »die Königin hat Ihnen gestanden, Sie kenne diese Frau?«
»Ihre Majestät hat mir nicht gestanden, sie hat mir erzählt.«
»Ja, ja, verzeihen Sie.«
»Mein Bruder will Ihnen damit sagen,« unterbrach der König, »wenn die Königin diese Frau kenne, so wissen Sie ihren Namen auch.«
»Es ist Frau von La Mothe-Valois.«
»Die Intrigantin!« rief der König ärgerlich.
»Diese Bettlerin!« sagte der Graf. »Teufel! Teufel! sie wird schwer zu befragen sein; sie ist sein.«
»Wir werden so fein sein als sie,« sprach Herr von Crosne. »Und überdieß bedarf es, seit der Erklärung der Frau von Lamballe, keiner Feinheit. Ich werde auch auf das erste Wort des Königs ...«
»Nein, nein,« sprach Ludwig XVI. entmuthigt, »ich bin müde, diese schlechte Gesellschaft um die Königin zu sehen. Die Königin ist so gut, daß der Vorwand der Dürftigkeit Alles zu ihr führt, was es an zweideutigen Leuten beim niedrigsten Adel des Königreiches gibt.«
»Frau von La Mothe ist wirklich eine Valois,« entgegnete Frau von Lamballe.
»Mag sie sein, was sie will, meine Cousine, sie soll keinen Fuß hierher setzen. Ich will lieber die unermeßliche Freude entbehren, die mir die vollständige Freisprechung der Königin gemacht hätte, ja, ich will lieber auf diese Freude verzichten, als dieser Creatur in's Gesicht sehen.«
»Und dennoch werden Sie diese Frau sehen!« rief die Königin, welche, bleich vor Zorn, die Thüre des Cabinets öffnete und sich, schön von Adel und Entrüstung, vor den geblendeten Augen des Grafen von Provence zeigte, der sich linkisch hinter dem gegen ihn zurückgeschobenen Thürflügel verbeugte.
»Ja, Sire,« fuhr die Königin fort, »es handelt sich nicht darum, zu sagen: Ich will diese Creatur gern sehen, oder ich fürchte, diese Creatur zu sehen, diese Creatur ist eine Zeugin, welche der Verstand meiner Ankläger ...«
Sie schaute ihren Schwager an.
»Und die Freimüthigkeit meiner Richter ...«
Und sie wandte sich gegen den König und Herrn von Crosne.
»Welcher endlich ihr eigenes Gewissen, so entartet es auch sein mag, einen Schrei der Wahrheit entreißen wird. Ich, die Angeklagte, verlange, daß man sie höre, und man wird sie hören.«
»Madame,« erwiderte der König hastig, »Sie begreifen wohl, daß man Frau von La Mothe nicht holen lassen wird, um ihr die Ehre zu erweisen, für oder gegen Sie aussagen zu dürfen. Ich lege Ihre Ehre nicht mit der Wahrhaftigkeit dieser Frau in die Wagschale.«
»Man wird Frau von La Mothe nicht holen lassen, Sire, denn sie ist hier.«
»Hier!« rief der König, indem er sich umwandte, als wäre er auf eine Schlange getreten, »hier!«
»Sire, ich hatte, wie Sie wissen, eine unglückliche Frau besucht, welche einen berühmten Namen führt. An diesem Tag, an welchem man, wie Sie wissen, so viele Dinge gesagt hat ...«
Und sie schaute fest über die Achsel den Grafen von Provence an, der gern hundert Fuß unter der Erde gewesen wäre, während sein breites Gesicht einen grimassenhaften Ausdruck der Anschmiegung annahm.
»Nun?« fragte Ludwig XVI.
»Nun! Sire, an diesem Tage ließ ich bei Frau von La Mothe ein Porträt, eine Büchse liegen. Sie bringt sie mir heute zurück und sie ist hier.«
»Nein, nein ... ich bin überzeugt!« rief der König, »und das ist mir lieber.«
»Oh! ich bin nicht befriedigt,« sprach die Königin; »ich will sie einführen. Warum übrigens dieses Widerstreben? wer ist sie denn? was hat sie denn gethan? Wenn ich es nicht weiß, so belehren Sie mich. Auf, Herr von Crosne, sprechen Sie, der Sie Alles wissen ...«
»Ich weiß nichts, was dieser Dame nachtheilig wäre,« erwiderte der Beamte.
»Wahrhaftig?«
»Gewiß. Sie ist nur arm; ein wenig ehrgeizig vielleicht.«
»Der Ehrgeiz, das ist die
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