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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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Sie im Namen des Herrn Gesandten von Portugal.«
    »Der Gesandte!« murmelten die Schufte alle. Und sie zerstreuten sich im ganzen Hotel, und einige Minuten lang war es durch die Gärten, über die Mauern der Nachbarschaft, über die Dächer eine allgemeine Flucht, ein ungeheurer Wirrwarr,
    Der ächte Gesandte, der wirklich so eben angekommen war, konnte in seine Wohnung nur mit Hilfe der Policeisoldaten eindringen, welche die Thüre in Gegenwart einer ungeheuren, durch dieses seltsame Schauspiel angelockten Menge einstießen.
    Dann bemächtigte man sich aller Gegenstände, verhaftete Herrn Ducorneau und führte ihn in's Chatelet, wo er nunmehr sein Nachtlager hatte.
    So endigte das Abenteuer der falschen Gesandtschaft von Portugal.

XLIII.
Illusionen und Wirklichkeiten.
    Hätte der Portier der Gesandtschaft Beausire, wie ihm Don Manoel befahl, nachlaufen können, er würde, das müssen wir gestehen, viel zu thun gehabt haben.
    Beausire hatte, als er kaum das Haus verlassen, in kurzem Galopp die Rue Coquillière und in gestrecktem Galopp die Rue Saint-Honors erreicht.
    Immer argwöhnend, man könnte ihn verfolgen, hatte er seine Spuren dadurch gekreuzt, daß er in den winkeligen, aller Richtung entbehrenden Gassen, welche unsere Getreidehalle umgeben, lavirte; nach einigen Minuten war er beinahe sicher, daß ihm Niemand hatte folgen können; er war auch noch in einem anderen Punkte sicher, darin, daß seine Kräfte erschöpft waren, und daß ein gutes Jagdpferd nicht mehr hätte thun können.
    Beausire setzte sich auf einen Getreidesack in der Rue de Biarmes, die sich um die Halle dreht, und stellte sich, als betrachte er mit der größten Aufmerksamkeit die Säule von Medicis, welche Bachaumont gekauft hatte, um sie dem Hammer der Zerstörer zu entziehen und dem Stadthause ein Geschenk damit zu machen.
    Es ist gewiß, daß Herr von Beausire weder die Säule von Philibert Delorme, noch die Sonnenuhr, womit Herr von Bingré sie geschmückt, betrachtete. Er zog mühsam aus der Tiefe seiner Lunge einen scharfen, heiseren Athem, ähnlich dem Schnaufen einer ermüdeten Schmiede.
    Mehrere Augenblicke gelang es ihm nicht, die Masse des Athems vollständig zu machen, die er aus seiner Luftröhre herausarbeiten mußte, um das Gleichgewicht in seinen Athmungswerkzeugen wieder herzustellen.
    Endlich gelang es ihm, und dieß geschah mit einem Seufzer, den die Bewohner der Rue de Biarmes gehört hätten, wären sie nicht mit dem Verkauf oder mit dem Abwägen ihres Getreides beschäftigt gewesen.
    »Ah!« dachte Beausire, »also ist mein Traum verwirklicht ich habe ein Vermögen.«
    Und er athmete abermals.
    »Ich kann also ein vollkommen ehrlicher Mann sein; mir scheint, daß ich schon fetter werde.«
    Und wahrhaftig, wenn er nicht fetter wurde, so schwoll er doch an.
    »Ich will,« fuhr er in seinem stillschweigenden Monolog fort, »ich will aus Oliva eine eben so ehrliche Frau machen, als ich ein ehrlicher Manu sein werde. Sie ist schön, sie ist naiv in ihren Neigungen.«
    Der Unglückliche!
    »Sie wird ein zurückgezogenes Leben in der Provinz nicht hassen; ein Leben in einer Meierei, die wir unser Gut nennen unfern von einem Städtchen, wo man uns leicht für vornehme Leute halten wird.
    »Nicole ist gut; sie hat nur zwei Fehler: die Trägheit und die Hoffart.«
    Nicht mehr! Armer Beausire, zwei Todsünden!
    »Und mit diesen Fehlern, die ich befriedigen werde, ich der zweideutige Beausire, werde ich mir eine vollkommene Frau gemacht haben.«
    Er ging nicht weiter, der Athem war ihm wiedergekehrt.
    Er wischte seine Stirne ab, versicherte sich, daß er die hunderttausend Livres noch in seiner Tasche hatte, und wollte, freier an Geist, als an Körper, nachdenken.
    Man würde ihn nicht in der Rue de Biarmes suchen, doch man würde ihn suchen. Die Herren von der Gesandtschaft waren nicht die Leute, die gutwillig ihren Antheil an der Beute verloren gaben.
    Man würde sich in mehrere Banden theilen und mit einer Haussuchung bei dem Dieb anfangen.
    Hierin lag die ganze Schwierigkeit. In diesem Haus wohnte Oliva. Man würde sie von der Sache in Kenntniß setzen, vielleicht mißhandeln; wer weiß, man würde es vielleicht so weit treiben, daß man sie als Geißel nahm.
    Warum sollten diese Schufte nicht wissen, daß Oliva die Leidenschaft des Herrn von Beausire war, und wenn sie es wußten, warum sollten sie nicht auf diese Leidenschaft speculiren?
    Am Rande dieser zwei tödtlichen Gefahren wäre Beausire beinahe ein Narr

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