Das Halsband der Koenigin 2
Augenblick, wo sie ihren Sessel bezahlte, um zurückzukehren, und dem Cafetier zulächelte, dessen beständige Kundin sie war, kam Cagliostro aus einer Allee hervor, lief auf sie zu und nahm sie beim Arm.
Sie stieß einen schwachen Schrei ans.
»Wohin gehen Sie?« sagte er.
»Nach unserer Wohnung in der Rue Dauphine.«
»Das entspricht ganz und gar den Wünschen der Leute, die Sie dort erwarten,« erwiderte der unbekannte Herr.
»Leute .. die mich erwarten? wie so? Niemand erwartet mich.«
»Oh! doch, ungefähr ein Dutzend Besuche.«
»Ein Dutzend Besuche!« versetzte Oliva lachend; »warum nicht sogleich ein ganzes Regiment?«
»Meiner Treue! wäre es möglich gewesen, ein Regiment in die Rue Dauphine zu schicken, so befände es sich dort.«
»Sie setzen mich in Erstaunen.«
»Ich werde Sie noch viel mehr in Erstaunen setzen, wenn ich Sie in die Rue Dauphine gehen lasse.«
»Warum?«
»Weil man Sie dort verhaften wird, meine Liebe.«
»Verhaften, mich!«
»Sicherlich! die zwölf Herren, die Sie erwarten, sind von Herrn von Crosne abgeschickte Häscher.«
Oliva bebte: gewisse Leute haben immer Angst vor gewissen Dingen. Nichtsdestoweniger richtete sie sich nach einer etwas gründlicheren Gewissensinspection hoch auf und erwiderte:
»Ich habe nichts gethan. Warum sollte man mich verhaften?«
»Warum verhaftet man eine Frau? Wegen Intriguen, wegen Lappereien.«
»Ich habe keine Intriguen.«
»Sie haben vielleicht viele gehabt.«
»Oh! ich leugne das nicht.«
»Kurz, man hat ohne Zweifel Unrecht, Sie zu verhaften, doch man sucht dieß zu thun, das ist gewiß. Gehen wir immer noch nach der Rue Dauphine?«
Oliva blieb bleich und beklommen stehen.
»Sie spielen mit mir, wie eine Katze mit einer armen Maus,« sprach sie. »Wissen Sie etwas, so sagen sie es mir. Nicht wahr, man will an Beausire?«
Und sie heftete auf Cagliostro einen flehenden Blick.
»Vielleicht wohl. Ich habe halb und halb den Verdacht, daß sein Gewissen minder rein ist, als das Ihrige.«
»Armer Junge! ...«
»Beklagen Sie ihn, doch wenn er festgenommen wird, ahmen Sie sein Beispiel nicht dadurch nach, daß Sie sich ebenfalls festnehmen lassen.«
»Welches Interesse haben Sie denn, mich zu beschützen? welches Interesse haben Sie dabei, daß Sie sich mit mir beschäftigen? Hören Sie!« rief sie kühn, »es ist nicht natürlich, daß ein Mann wie Sie ...«
»Vollenden Sie nicht, Sie würden eine Albernheit sagen und die Augenblicke sind kostbar, weil die Agenten Crosne's, wenn sie Sie nicht zurückkehren sehen, im Stande wären, Sie hier aufzusuchen.«
»Hier! man weiß, daß ich hier bin!«
»Eine schöne Aufgabe, das zu wissen, ich weiß es wohl. Ich fahre fort. Da ich mich für Ihre Person interessire und Ihnen wohlwill, so geht Sie das Uebrige nichts an. Geschwind, eilen wir nach der Ruc d'Eufer, mein Wagen erwartet Sie dort. Ah! Sie zweifeln noch?«
»Ja.«
»Wohl! wir sind im Begriff, etwas sehr Unvorsichtiges Zu thun. was Sie aber hoffentlich ein- für allemal überzeugen wird. Wir fahren in meinem Wagen an Ihrem Hause vorüber, und haben Sie diese Herren von der Policei fern genug gesehen, um nicht festgenommen zu werden, und nahe genug, um ihre Stimmung zu beurtheilen, dann werden Sie meine guten Absichten nach ihrem wahren Werth schätzen.«
Wahrend er so sprach, führte er Oliva bis zum Gitter der Rue d'Enfer.
Der Wagen kam herbei, nahm das Paar auf und führte Cagliostro und Oliva in die Rue Dauphine zu der Stelle, wo Beausire Beide erblickt hatte.
Hätte er in diesem Augenblicke geschrieen, wäre er dem Wagen nachgelaufen, so würde Oliva sicherlich Alles gethan haben, um sich ihm zu nähern, um ihn, wenn er verfolgt wurde, zu retten, oder, wenn er frei war, mit ihm zu entfliehen.
Cagliostro sah aber diesen Unglücklichen und lenkte die Aufmerksamkeit Oliva's dadurch ab, daß er ihr die Menge zeigte, welche sich schon aus Neugierde um die Scharwache versammelte.
Sobald Oliva die Policeisoldaten erkannt hatte, sobald sie gesehen, daß ihr Haus belagert war, warf sie sich in die Arme ihres Beschützers, was jeden andern Menschen, als diesen Eisenmann gerührt hätte.
Er beschränkte sich darauf, daß er der jungen Frau die Hand drückte und sie selbst durch das Herablassen des Vorhangs verbarg.
»Retten Sie mich! retten Sie mich!« wiederholte mittlerweile das arme Mädchen.
»Ich verspreche es Ihnen,« erwiderte er.
»Doch da Sie sagen, diese Menschen von der Police! wissen Alles, so werden sie mich
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