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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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erweckt worden, um auch diesem geheimnißvollen Ort einen Besuch zu machen.
    So weiter schreitend gelangte er bis zu der Platte jenes Kamins, das als Durchgang zwischen dem Waffenzimmer Balsamo's und dem wohlriechenden Cabinet von Lorenza Feliciani gedient hatte.
    Die Mauern waren kahl, die Zimmer leer. In dem gähnenden Herd lag noch ein ungeheurer Haufen von Asche, worunter einige kleine Gold- und Silberstangen funkelten.
    Diese seine, weiße und duftende Asche war das Zimmergeräthe Lorenza's, das Balsamo bis auf das kleinste Theilchen verbrannt hatte; es waren die Armoires von Schildplatt, das Clavier und das Körbchen von Rosenholz, die schönen Porzellane von Sèvres, deren Staub man glimmerartig, dem Staube des Marmors ähnlich, wiederfand; es waren die beim großen hermetischen Feuer geschmolzenen Gesimse und Ornamente; es waren die Vorhänge und Teppiche von Seidenbrocat; es waren die Schachteln von Aloe und Sandelholz, deren durchdringender, zur Zeit des Brandes durch die Kamine ausströmender Duft die ganze Zone von Paris, über welche der Rauch hingegangen war, mit Wohlgerüchen geschwängert hatte, so daß zwei Tage lang die Vorübergehenden ihre Köpfe in die Höhe hoben, um diese seltsamen, mit der Pariser Luft vermischten Arome einzuathmen, so daß der Ladendiener vom Quartier der Hallen und die Kammerjungfer vom Quartier Saint-Honoré sich berauscht hatten in diesen heftigen, entflammten Aromen, die der Wind den Abhängen des Libanon und den Ebenen Syriens entführt.
    Diese Wohlgerüche, sagen wir, bewahrte das öde, kalte Zimmer immer noch. Cagliostro bückte sich, nahm ein Pfötchen voll Asche und roch lange mit wilder Leidenschaft daran.
    »Könnte ich so,« murmelte er, »einen Rest von dieser Seele verschlingen, die sich einst diesem Staube mittheilte!«
    Dann sah er die eisernen Gitter wieder und die Traurigkeit des benachbarten Hofes, und durch die Treppe die hohen Risse, welche der Brand an diesem inneren Hause gemacht, dessen oberes Stockwerk er vernichtet hatte.
    Ein trauriges und schönes Schauspiel, das Zimmer von Althotas war verschwunden; es blieben nur noch von den Mauern sieben bis acht Auszackungen, auf denen das Feuer seine verzehrenden und schwärzenden Jungen hatte umherlaufen lassen.
    Für Jeden, der die schmerzliche Geschichte Balsamo's und Lorenza's nicht gelaunt hätte, wäre es unmöglich gewesen, diese Ruine nicht zu beweinen.
    Alles in diesem Hause athmete die gesunkene Größe, den erloschenen Glanz, das verlorene Glück.
    Cagliostro erfüllte sich mit diesen Erinnerungen und Träumen. Der Mann stieg von den Höhen seiner Philosophie herab, um sich neu zu beleben in dem Bischen zarter Menschlichkeit, das man die Gefühle des Herzens nennt, welche kein Raisonnement sind.
    Nachdem er die holden Phantome der Einsamkeit heraufbeschworen und mit dem Himmel abgerechnet hatte, glaubte er mit der menschlichen Schwäche quitt zu sein, als seine Augen auf einen unter all diesem Unstern und all diesem Elend noch glänzenden Gegenstand fielen.
    Er bückte sich und sah in der Fuge des Bodens, halb unter dem Staub begraben, einen kleinen silbernen Pfeil, der kürzlich erst den Haaren einer Frau entfallen zu sein schien.
    Es war eine jener italienischen Nadeln, wie die Damen jener Zeit sie gerne wählten, um die gekräuselten Locken ihres Haares zu halten, das zu schwer wurde, wenn es gepudert war.
    Der Philosoph, der Gelehrte, der Prophet, der Verächter der Menschheit, derjenige, nach dessen Willen der Himmel mit ihm abrechnen sollte, dieser Mann, der so viele Schmerzen bei sich zurückgedrängt und so viele Blutstropfen den Herzen Anderer entzogen hatte, Cagliostro, der Atheist, der Charlatan, der skeptische Spötter hob diese Nadel auf, hielt sie an seine Lippen, ließ, sicher, daß man ihn nicht sehen konnte, eine Thräne bis zu seinen Augen aufsteigen und murmelte: »Lorenza!«
    Und dieß war Alles. Es war ein Dämon in diesem Menschen.
    Er suchte den Kampf und unterhielt ihn zu seinem eigenen Glücke in sich selbst.
    Nachdem er glühend diese heilige Reliquie geküßt, öffnete er das Fenster, streckte seinen Arm durch das Gitter und schleuderte dieses zerbrechliche Stück Metall in das Gehäge des nahen Klosters, in Aeste, in die Luft, in den Staub, man weiß nicht wohin.
    So bestrafte er sich dafür, daß er von seinem Heizen Gebrauch gemacht.
    »Fahre wohl!« sagte er zu dem unempfindlichen Gegenstand, der sich vielleicht für immer verlor. »Fahre wohl, Erinnerung, die mir

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