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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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er bei der Guimard oder bei Mlle. Dangeville speisen würde.
    Diese Nuance entging Jeanne eben so wenig, als ihr so viele andere entgangen waren; absichtlich ließ sie nichts von dem auftragen, was der Cardinal geschickt hatte; dann, als sie allein waren, eröffnete sie das Gespräch mit einer gewissen Zärtlichkeit und sagte:
    »In der That, Monseigneur, Eines verdrießt mich ungemein.«
    »Oh! was denn, Gräfin?« rief der Cardinal, mit jener Affectation von Kummer, die nicht immer als ein Zeichen wirklicher Bekümmernis; betrachtet werden darf.
    »Wohl! Monseigneur, es verdrießt mich, sehen zu müssen, nicht daß Sie mich nicht mehr lieben, sondern daß Sie mich nie geliebt haben.«
    »Oh! Gräfin, was sagen Sie da?«
    »Entschuldigen Sie sich nicht, Monseigneur, das wäre verlorene Zeit.«
    »Für mich!« erwiderte galant der Cardinal.
    »Nein, für mich,« entgegnete gerade heraus Frau von La Mothe. »Uebrigens ...«
    »Oh! Gräfin!« rief der Cardinal.
    »Seien Sie nicht trostlos hierüber, Monseigneur, das ist mir ganz gleichgültig?«
    »Ob ich Sie liebe, oder ob ich Sie nicht liebe?«
    »Ja.«
    »Und warum ist Ihnen das gleichgültig?«
    »Weil ich Sie nicht liebe.«
    »Gräfin, wissen Sie, daß die Erklärung, womit Sie mich da beehren, ganz und gar nicht artig ist?«
    »In der That, es ist wahr, wir beginnen nicht mit Süßigkeiten; das ist eine Thatsache, die wir außer Zweifel setzen wollen.«
    »Welche Thatsache?«
    »Daß ich Sie nie geliebt habe, Monseigneur, daß Sie mich nie geliebt haben.«
    »Oh! was mich betrifft, das dürfen Sie nicht sagen,« rief der Prinz mit einem Ausdruck beinahe der Wahrheit. »Ich habe viel Zuneigung für Sie gehabt, Gräfin. Beurtheilen Sie mich also nicht nach Ihnen selbst.«
    »Monseigneur, schätzen wir uns genug, um uns die Wahrheit zu sagen.«
    »Und was ist die Wahrheit?«
    »Es gibt unter uns ein Band, das stärker ist, als die Liebe.«
    »Welches?«
    »Das Interesse.«
    »Das Interesse? Pfui, Gräfin!«
    »Monseigneur, ich muß Ihnen sagen, wie der normannische Bauer vom Galgen zu seinem Sohne sagte: Hast Du einen Ekel davor, so mache nicht, daß es den Andern davor ekelt. Pfui über dem Interesse. Monseigneur! Wie Sie das sagen!«
    »Wohl denn! nehmen wir an, Gräfin, wir seien interessirt: worin kann ich Ihren Interessen, und worin können Sie den meinigen dienen?«
    »Vor Allem, Monseigneur, habe ich Lust, Streit mit Ihnen anzufangen.«
    »Thun Sie das, Gräfin.«
    »Sie haben des Vertrauens, das heißt der Achtung gegen mich ermangelt.«
    »Ich! ich bitte, wann dieß?«
    »Wann? Werden Sie leugnen, daß Sie, nachdem Sie meinem Geiste Einzelnheiten entlockt, die ich Ihnen gar zu gern gab ...«
    »Worüber, Gräfin?«
    »Ueber den Geschmack einer gewissen hohen Dame für eine gewisse Sache; daß Sie sich, sage ich, in den Stand gesetzt haben, diesen Geschmack zu befriedigen, ohne mit mit darüber zu sprechen.«
    »Einzelnheiten entlocken, den Geschmack einer gewissen Dame für eine gewisse Sache errathen, diesen Geschmack befriedigen! wahrhaftig, Gräfin, Sie sind ein Räthsel, eine Sphinx. Ah! ich hatte wohl den Kopf und den Hals der Frau gesehen, aber noch nicht die Krallen des Löwen. Es scheint, Sie wollen mir dieselben zeigen, gut.«
    »Nein, ich werde Ihnen gar nichts zeigen, Monseigneur, in Betracht, daß Sie nicht mehr Lust haben, etwas zu sehen. Ich werde Ihnen nur ganz einfach den Schlüssel zum Räthsel geben: die Einzelheiten sind das, was in Versailles vorgefallen; der Geschmack einer gewissen Dame, das sind die Diamanten; die gewisse Dame ist die Königin, und die Befriedigung dieses Geschmackes der Königin ist der Ankauf des vielbesprochenen Halsbandes, den Sie gestern bei den Herren Böhmer und Bossange gemacht haben.«
    »Gräfin!« murmelte der Cardinal, ganz wankend und bleich.
    Jeanne heftete ihren klarsten Blick auf ihn und sprach:
    »Sagen Sie, warum Sie mich mit einer so verblüfften Miene anschauen; haben Sie nicht gestern einen Handel mit den Juwelieren des Quai de l'Ecole eingegangen?«
    Ein Rohan lügt nie, nicht einmal gegen ein Weib. Der Cardinal schwieg.
    Und da er zu erröthen anfing, eine Widerwärtigkeit, die ein Mann einer Frau nie verzeiht, so fügte sie rasch bei:
    »Verzeihen Sie, mein Prinz, ich muß Ihnen sogleich sagen, worin Sie sich über mich täuschten. Sie hielten mich für albern und boshaft.«
    »Oh! oh! Gräfin!«
    »Kurz ...««
    »Nicht ein Wort mehr; lassen Sie mich nun ebenfalls sprechen. Ich werde Sie

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