Das Halsband der Koenigin 2
ich,« fuhr sie fort, »daß ich erfahre, ich habe einen zartfühlenden Freund, der mir gedient ...«
Sie zögerte wieder.
»Und eine Freundin, die mich errathen hat,« fügte sie dann bei, indem sie Jeanne ihre Hand bot, auf welche sich die Gräfin stürzte.
Dann, als sie wegzugehen im Begriff war, sagte sie, nachdem sie abermals gezögert, ganz leise, als hätte sie Furcht vor dem, was sie sprach:
»Sie werden Herrn von Rohan davon unterrichten, daß er in Versailles willkommen ist, und daß ich ihm meinen Dank abzustatten habe.«
Jeanne eilte aus dem Zimmer, nicht trunken, sondern wahnsinnig von Freude und befriedigtem Stolz.
Sie preßte ihre Cassenbillette zusammen, wie ein Geier seinen Raub.
XLVIII.
Das Portefeuille der Königin.
Dieses wirkliche oder eingebildete Vermögen, das Jeanne von Valois mit sich forttrug. Niemand fühlte die Wichtigkeit desselben so sehr, als die Pferde, welche sie von Versailles wegführten.
Wenn je Pferde, die angetrieben wurden, einen Preis zu gewinnen, auf der Rennbahn flogen, so waren es diese zwei armen Rosse eines Miethwagens.
Von der Gräfin angestachelt, machte der Kutscher sie glauben, sie seien die leichten Vierfüßler der Landschaft Elis. und es seien zwei Talente Gold für den Herrn und eine dreifach« Ration geschälte Gerste für sie zu gewinnen.
Der Cardinal war noch nicht ausgefahren, als Frau von La Mothe mitten in seinem Hotel und mitten unter seinen Leuten bei ihm ankam.
Sie ließ sich ceremoniöser melden, als sie dich bei der Königin gethan hatte.
»Sie kommen von Versailles?« sagte er.
»Ja, Monseigneur.«
Er schaute sie an, sie war unerforschlich.
Sie sah seinen Schauer, seine Traurigkeit, sein Mißbehagen, und hatte mit nichts Mitleid.
»Nun?« fragte er.
»Nun! lassen Sie hören, Monseigneur, was wünschen Sie? Sprechen Sie ein wenig, damit ich mir nicht zu viel Vorwürfe mache.«
»Ah! Gräfin, Sie sagen mir das mit einer Miene ...«
»Nicht wahr, mit einer betrübenden?«
»Mit einer tödtenden.«
»Sie wollten, ich solle die Königin sehen?«
»Ja.«
»Ich habe sie gesehen. Sie sollte mich von Ihnen sprechen lassen, sie, die wiederholt ihre Abneigung gegen Sie und ihre Unzufriedenheit, wenn sie Ihren Namen aussprechen hörte, bezeigt hatte?«
»Ich sehe, daß ich, wenn ich diesen Wunsch gehabt habe, auf die Erfüllung desselben verzichten muß.«
»Nein, die Königin hat mit mir von Ihnen gesprochen.«
»Oder vielmehr, Sie sind so gut gewesen, mit ihr von mir zu sprechen?«
»Es ist wahr.«
»Und Ihre Majestät...hat zugehört?«
»Das verdient eine Erläuterung.«
»Sagen Sie mir kein Wort mehr, Gräfin, ich sehe, welchen Widerwillen Ihre Majestät gehabt hat ...«
»Nicht zu sehr ... Ich habe es gewagt, vom Halsband zu sprechen.«
»Sie wagten es, zu sagen, ich habe daran gedacht...«
»Es für sie zu kaufen, ja.«
»Oh! Gräfin, das ist herrlich: und sie hat zugehört?«
»Ja.«
»Sie haben ihr gesagt, ich biete ihr die Diamanten an?«
»Sie hat es geradezu ausgeschlagen.«
»Ich bin verloren.«
»Ausgeschlagen, das Geschenk anzunehmen, ja; das Darlehen...«
»Das Darlehen!...Sie hatten dem Anerbieten eine so zarte Wendung gegeben?«
»So zart, daß sie es angenommen hat.«
»Ich leihe der Königin, ich!....Gräfin, ist das möglich?«
»Das ist mehr, als wenn Sie schenkten, nicht wahr?«
»Tausendmal mehr.«
»Ich dachte es wohl. Jedenfalls nimmt Ihre Majestät an.« Der Cardinal stand auf und setzte sich dann wieder. Er rückte bis zu Jeanne, ergriff ihre Hände und sagte:
»Täuschen Sie mich nicht, bedenken Sie wohl, daß Sie mich mit einem einzigen Worte zum allerunglücklichsten Menschen machen können.«
»Man spielt nicht mit Leidenschaften, Herr Cardinal; das ist gut bei der Lächerlichkeit, doch die Männer von Ihrem Rang und Verdienst können nie lächerlich sein.«
»Das ist wahr. Was Sie mir sagen, ist also...«
»Die strenge Wahrheit.«
»Ich habe ein Geheimniß mit der Königin?«
»Ein Geheimniß...ein tödtliches...«
Der Cardinal eilte auf Jeanne zu und drückte ihr zärtlich die Hand.
»Ich liebe diesen Händedruck,« sprach die Gräfin, »so drücken wahre Menschen einander die Hand.«
»So drückt ein glücklicher Mensch seinem Schutzengel die Hand.«
»Monseigneur, übertreiben Sie nicht.«
»Oh! meine Freude, meine Dankbarkeit, nie...«
»Sie übertreiben die eine und die andere. Anderthalb Millionen einer Königin leihen, ist es nicht das, was Sie brauchten?«
Der
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